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Haas vierte Kraft dank Update? "Das ist keine Überraschung"
Romain Grosjean blüht am Freitag in Frankreich auf, er fährt zweimal in die Top 6 - Haas-Teamchef Günther Steiner ist sehr optimistisch, die Updates funktionieren
(Motorsport-Total.com) - Das Haas-Team darf sehr zufrieden auf den Trainingstag in Frankreich zurückblicken. Zweimal platzierte sich Lokalmatador Romain Grosjean auf Platz sechs und schlug jeweils einen der Toppiloten. Der Franzose scheint vor heimischem Publikum motivierter denn je zu sein, er sieht sich dank des umfangreichen Kanada-Updates in der "Best-of-the-Rest"-Rolle. Haas-Teamchef Günther Steiner bestätigt diese Einschätzung und hofft auf wertvolle WM-Punkte.
"Es ist ja erst Freitag, verschreit nichts! Morgen müssen wir gut aussehen", mahnt der Teamchef dennoch zur Bescheidenheit. Denn schon des Öfteren sah sein Team in dieser Saison wie die vierte Kraft aus, um dann durch Pech und Eigenverschulden im Qualifying und Rennen doch noch ohne Erfolgserlebnis zu bleiben. An diesem Wochenende soll das anders werden. "Das war ein sehr guter Tag, das Auto sieht konkurrenzfähig aus", lautet das knappe aber prägnante Resümee des Südtirolers.
Mit einer 1:33.318 Minuten (gefahren im ersten Training) setzte sich Grosjean in der Freitagswertung auf Rang sieben. Eine Sekunde fehlten ihm auf die Tagesbestzeit von Lewis Hamilton, dennoch lag er nur ein, zwei Zehntelsekunden hinter Max Verstappen und Sebastian Vettel. "Das ist eigentlich keine Überraschung, das war auf solchen Strecken von vornherein klar", meint Steiner. In Monaco und Kanada musste Haas erneut ohne Punkte nach Hause fahren, dennoch zeichnete sich schon in Montreal durch das umfangreiche Update (Frontflügel, Unterboden, Bargeboards) eine Leistungssteigerung ab.
Q3 und doppelte Punkte sind das Ziel
"Wir müssen es jetzt einfach nur noch nach Hause fahren", lautet die simple Forderung von Steiner. "Wir wollen endlich ein gutes Rennen fahren, um die Punkte einzufahren, die wir eigentlich schon haben sollten." Denn derzeit rangiert die Truppe nur auf WM-Rang acht (19 Punkte). Das erklärte Ziel sind der Einzug in das Q3 und doppelte Punkte mit beiden Piloten. "Ja, aber das möchte ich nicht sagen, weil es sonst vielleicht nicht passieren wird", schmunzelt Steiner.
Fotostrecke: Paul Ricard: Hochglanz mit Verwirr-Faktor
Die Formel 1 ist zurück in Le Castellet. 1990 fand der letzte Formel-1-Grand-Prix auf dem Circuit Paul Ricard statt. Seitdem ist der Kurs kaum wiederzuerkennen. Aus der veralteten Anlage ist eine der modernsten Strecken der Welt geworden, die aber ihre Probleme mit sich bringt. Die Reaktionen der Fahrer: Fotostrecke
In Kanada wurde das Team durch einen tierischen Zwischenfall und ein Motorproblem gebremst. Zwar habe man darauf nur bedingt Einfluss nehmen können, dennoch möchte sich der Haas-Teamchef nicht nur auf externe Faktoren hinausreden. Er weiß: "Wenn man so konkurrenzfähig ist, dann werden die guten Ergebnisse früher oder später kommen. Man muss einfach geduldig sein."
Der Geduldsfaden von Grosjean wurde in dieser Saison bereits mehrfach strapaziert. Der Franzose hatte mit sehr vielen Zwischenfällen zu kämpfen und steht auch vor dem achten Saisonrennen noch mit null Punkten da. Könnte er nun ausgerechnet vor Heimpublikum endlich in die Top 10 fahren? "Ich glaube, dass die Updates von Kanada meinem Fahrstil entgegenkommen, damit war ich sehr zufrieden", versucht er seine Leistungssteigerung zu erklären.
Frankreich wie Barcelona: Der VF-18 fühlt sich einfach wohl
Auf einer Strecke wie in Le Castellet würde das Haas-Update sich deutlich größer auswirken als in Kanada. Dem stimmt der Teamchef zu: "Barcelona und Frankreich, diese mittleren Highspeed-Strecken passen einfach zu unserem Auto", erklärt Steiner, der sich auch schon auf die kommenden Rennen freut - auf "normale Rennstrecken", wie er sagt. Schon in Spanien habe man ohne Update das Potenzial des VF-18 gesehen. Gepaart mit dem Update und Grosjeans Heimstärke ist der siebte Rang zu erklären. "Das Update hat genau das gebracht, was wir erwartet haben. Das konnten wir schon in den Daten von Kanada sehen, auch beim Speed haben wir einen guten Schritt vorwärts gemacht. Unsere Erwartungen wurden erfüllt", so der Teamchef.
Was macht den bisherigen Pechvogel Grosjean auf dem Paul-Ricard-Kurs so stark? "Wir müssen die Zeit mit Vorsicht genießen, da Romain später als die anderen auf die Strecke ging. Andererseits waren seine Reifen schon gebraucht", relativiert Steiner und erklärt: "Ich glaube, er mag die Strecke einfach und hat sich im Simulator gut darauf vorbereitet. Er ist einfach bereit. Kevin muss sich noch ein bisschen mehr auf die Strecke einstellen, dann wird er auch dabei sein."
Ein Blick auf das Gesamtergebnis vom Freitag zeigt, wie erstaunlich sich das Momentum im Haas-Team gedreht hat. Kevin Magnussen landete rund acht Zehntelsekunden hinter Grosjean auf Gesamtrang zehn. Dennoch glaubt auch der Däne, dass Haas in Le Castellet das viertbeste Paket hat. "Das sieht so aus. Ich weiß nicht, ob wir das viertschnellste Team sind, aber wir scheinen wieder in unserer normalen Ausgangsposition zu sein, das ist positiv. Wir müssen noch einige Dinge verstehen, vor allem bei den Reifen und den Temperaturen", erklärt er.
Grosjean: "Mit Glück und Konstanz zu WM-Punkten"
Denn wie schon in Spanien kommen nun auch in Frankreich die abgeänderten Pirelli-Reifen zur Verwendung. Ferrari hatte in Barcelona Mühe mit den Pneus, Haas als Kundenteam hat bislang allerdings keine Probleme, wie Steiner betont: "Wir hatten keine Probleme mit den Reifen, sie arbeiten gut. Aber wir hoffen, dass das so bleibt, weil wir schon in Kanada gesehen haben, dass an einem Tag ein Reifen gut funktioniert hat, am nächsten dann eine andere Mischung. Mal sehen, was morgen passiert."
Magnussen wurde am Freitag außerdem mit einer Strafe der FIA-Kommissare belegt. Er war in der Boxengasse mit 1,7 km/h zu viel geblitzt worden und muss daher 200 Euro bezahlen. Das lässt ihn aber kalt. Er macht sich eher Gedanken über die vergangenen, verkorksten Rennen: "Ich weiß nicht, ob wir irgendetwas aus den Rennen mitnehmen konnten. Man kann kaum etwas lernen, wenn das Auto nicht im normalen Arbeitsfenster agiert. Wir konnten nicht wirklich etwas lernen, eher waren wir verwirrt, warum wir nicht schneller sein konnten."
Die Verwirrung ist verflogen. Grosjean ist sogar davon überzeugt, dass Haas bisher auf allen Strecken, außer Monaco, das viertbeste Auto zur Verfügung hatte. "Vielleicht nicht in Baku, weil Force India dort sehr schnell war." Die rosa Renner hat auch Steiner wieder auf der Rechnung in Frankreich: "Force India hatte Probleme, daher liegen sie jetzt dort, wo sie sind. Sie sind stärker, als das Ergebnis zeigt." Am Freitag war Sergio Perez auf Rang neun rund vier Zehntelsekunden langsamer als Grosjean. "Wir müssen einfach Konstanz und Glück haben, um die Ergebnisse zu erzielen, die wir brauchen. Dann können wir auch in der Meisterschaft aufholen", weiß der Local hero.