• 11. Juni 2018 · 01:02 Uhr

Kühlprobleme: Mercedes bangte um Lewis Hamiltons Motor

Mercedes spricht nach Kanada von einem echten "Scheißresultat" und musste um das Rennen von Lewis Hamilton zittern - Bottas mit Spritsparen zu Rang zwei

(Motorsport-Total.com) - "Das ist für uns ein echtes Scheißresultat!", schimpft Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Eigentlich war Kanada immer eine Strecke, die dem Paket der Silberpfeile gut liegt, wie sich daran zeigt, dass Lewis Hamilton in den vergangenen drei Jahren immer als Sieger hervorging. Doch der Weltmeister kam heute nur auf den fünften Rang und erlebte somit sein schlechtestes Saisonergebnis.

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Lewis Hamilton musste lange Zeit um seinen Motor zittern Zoom Download

Teamkollege Valtteri Bottas konnte die Kohlen für das Team noch aus dem Feuer holen und hinter Sebastian Vettel wenigstens Platz zwei belegen - bereits zum vierten Mal in dieser Saison. "Zweiter ist nicht das Beste, wenn man gewinnen möchte. Aber heute war nicht mehr möglich", muss der Finne nach dem Rennen einsehen. Mercedes fehlte ein wichtiges Motorenupgrade und hatte nicht genügend Hypersoft-Reifen eingepackt, um bestmöglich vorbereitet in das Qualifying zu gehen.

Und weil Hamilton auch noch ungewöhnliche Schwächen zeigte, blieb dem Briten nur Startplatz vier. Doch statt nach vorne, ging es für ihn im Rennen noch weiter nach hinten. Die entscheidende Szene kam nach 16 Runden, als er zusammen mit dem vor ihm liegenden Max Verstappen an die Box kam, um auf Supersofts zu wechseln. Denn während er am Ausgang mit Charles Leclercs Sauber kämpfte, hatte Daniel Ricciardo hinter ihm freie Fahrt und blieb vorne, als er eine Runde später zur Box fuhr.

Hamilton fürchtete Ausfall

Ein taktischer Fehler von Mercedes? Wie die Silberpfeile erklären, musste man Hamilton frühzeitig reinholen, weil er Temperaturprobleme an seinem Motor bekam. "Vom Start weg hat mir Leistung gefehlt. Mein Motor hat gesagt, dass er zu heiß ist, und ich konnte die Temperaturen nicht nach unten bringen", erklärt der Brite. "Ich habe gedacht, dass wir ausscheiden werden."

Das Problem lag aber nicht am Motor, wie Mercedes nach dem Rennen erklärt, sondern an einem mechanischen Bauteil: "Wir konnten auf Anhieb erkennen, dass wir ein Chassis-seitiges Problem mit der Power-Unit-Kühlung hatten, was ihn Performance kostete", sagt der Leitende Renningenieur Andrew Shovlin.

"In jeder einzelnen Runde war ich am Abgrund und habe gewartet, dass die Leitung in den Keller fällt. Denn sie ist immer mal gefallen und wiedergekommen", so Hamilton weiter. Mercedes holte ihn daraufhin an die Box, um ein paar Kühlöffnungen am Fahrzeug zu vergrößern. Somit konnte man das Problem wieder in den Griff bekommen. "Das hat das Rennen natürlich von Anfang an beeinflusst", sagt Wolff.

Bottas: Am Start wurde es eng mit Verstappen

Fortan hing der Mercedes-Pilot hinter Ricciardo fest und fand keinen Weg mehr vorbei. Zumindest kam er noch am später stoppenden Kimi Räikkönen wieder vorbei, weil dieser auf seiner Runde zuvor nicht schnell genug war und Hamilton im zweiten Sektor eine persönliche Bestzeit aufstellte. Trotzdem war es am Ende nur Rang fünf, was der Mercedes-Pilot aber heute mitnimmt: "Ich bin superdankbar, dass ich ins Ziel gekommen bin", sagt er aufgrund seiner Probleme. "Es ist das siebte Rennen mit dem Motor, und ich hätte mehr Punkte heute verlieren können."

Besser lief es derweil für Teamkollege Bottas. Der Finne fuhr von Startplatz zwei fast ungefährdet zum gleichen Rennergebnis. Lediglich in der Startphase musste er sich Verstappen erwehren, der auf Hypersoft-Reifen drängte. "Der aufregendste Teil war der Start. Ich habe versucht, meinen zweiten Platz so hart wie möglich zu verteidigen. Es war cooles Racing mit Max in Kurve 1 und 2. Ich bin glücklich, dass ich vor ihm geblieben bin", schildert er.

Die beiden berührten sich sogar kurz, "doch es war okay", wie der Finne sagt. Danach versuchte Bottas, Vettel unter Druck zu setzen, doch dafür reichte die Pace nicht aus. Bottas fuhr ein relativ einsames Rennen, bis am Ende Verstappen noch einmal sehr nah herankam - im Ziel fehlte dem Niederländer nicht einmal eine Sekunde. Der Grund dafür ist schnell gefunden: "Im zweiten Stint hatten wir kurz vor dem Ende ein paar Probleme mit dem Benzin. Ich musste in den letzten Runden enorm sparen, von daher kam Max so nah ran", so Bottas.

Hoffen auf das Motorenupgrade

Und so reist Mercedes mit einer deutlichen Niederlage aus Kanada ab. Natürlich darf man sich jetzt fragen, was gewesen wäre, wenn die Silberpfeile schon an diesem Wochenende das Motorenupgrade, das angeblich 0,15 Sekunden pro Runde bringen soll, gehabt hätten und wenn sie ein paar Hypersofts mehr an die Strecke gebracht hätten.

"Wenn wir ein oder zwei Sätze Hypersofts mehr eingepackt hätte, hätten wir unsere Zeit im Qualifying noch etwas mehr verbessern können", glaubt Bottas, meint aber auch: "Im Nachhinein kann man das immer leicht sagen. Im Rennen haben wir aber das Richtige gemacht. Die Strategie war gut. Wir müssen sicherstellen, dass wir daraus lernen."

Das Motorenupgrade brauche man beim nächsten Rennen aber "definitiv", wie der Finne ergänzt. "Heute hat sich gezeigt, dass wir nicht schnell genug sind." Dem würde auch Hamilton so zustimmen: "Ferrari hatte ein etwas besseres Paket und hat die bessere Leistung abgeliefert. Wir müssen einfach mehr machen", fordert er. "Wir haben an diesem Wochenende nicht den richtigen Druck ausgeübt. Ich werde sicherstellen, dass ich beim nächsten Rennen stärker zurückkomme."

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