Eine Runde hinter Topteams: Wieso Hülkenberg dennoch jubelt
Die beiden Renault wurden in Montreal von den drei Topteams überrundet: Wieso das Ergebnis dennoch ein Highlight darstellt und Hülkenberg am Ende in Not war
(Motorsport-Total.com) - Mehr war für Renault nicht möglich: Mit den Plätzen sieben und acht für Nico Hülkenberg und Carlos Sainz etabliert sich die Truppe aus Enstone als vierte Kraft der Formel 1 - allerdings mit über einer Runde Rückstand. "Wenn vorne niemand ausfällt, dann geht einfach nicht mehr", seufzt Hülkenberg. "Wir wurden ja von allen Top-6-Piloten überrundet. Da fehlt noch jede Menge Speed im Rennen, und von daher haben wir das Beste draus gemacht."
Warum Renault trotz des enormen Rückstands auf Ferrari, Mercedes und Red Bull zufrieden ist? "Das war das beste Teamergebnis, das wir je hatten", spricht Hülkenberg von einem Highlight. "Und das auf einer Strecke, die für uns nicht günstig war", ergänzt Sainz. "Sie hat sehr lange Geraden, aber selbst da waren wir konkurrenzfähig. Wir haben das Mittelfeld angeführt, müssen also extrem zufrieden sein." Und Geschäftsführer Cyril Abiteboul lobt die Weiterentwicklung: "Wir hatten Updates bei der Antriebseinheit und beim Chassis, die extrem gut funktioniert haben."
Tatsächlich lieferte Renault neben dem Antriebs-Update und dem neuen Sprit auch neue Heckflügel-Endplatten sowie einen geringfügig veränderten Frontflügel nach Montreal. "Jedes Mal, wenn wir etwas bringen, scheint es zu funktionieren", zeigt sich Sainz ermutigt. "Wir müssen auf jeder Strecke 'Best oft he rest' sein."
Hektik am Funk: Comeback des "Reifenfressers"
Schon beim kommenden Rennen in Le Castellet - dem Heimrennen von Renault - steht der nächste große Test auf dem Programm. "Force India bringt wahrscheinlich das nächste große Update, dadurch wird es noch enger werden", warnt Sainz. "Wir sind aber zuversichtlich, dass wir auch bei fast jedem Rennen neue Teile haben. Wir werden also auch immer besser."
Hülkenberg schlägt in die selbe Kerbe: "Man hat jetzt gesehen, wie die Hackordnung an diesem Wochenende hier ist, und wir sind jetzt ziemlich konstant an vierter Stelle." Das zeigt auch der Stand in der Konstrukteurs-WM: Während Renault zehn Punkte holte, ging Verfolger McLaren leer aus. Der Vorsprung beträgt bereits 16 Punkte. Die Schwäche des R.S.18, die Reifen zu "fressen", konnte man ihm aber in Kanada nicht austreiben, was in der Endphase sogar zu etwas Unruhe am Boxenfunk von Hülkenberg geführt hatte.
"Manchmal will einen das Team mit Informationen unterstützen, und manchmal braucht man etwas Ruhe und muss sich aufs Fahren konzentrieren", erklärt Hülkenberg seine etwas genervte Reaktion auf den Renningenieur. "Ich habe am Ende ein bisschen die Wirkung der Vorderreifen verloren und musste meinen Fahrstil und meine Set-up-Möglichkeiten am Lenkrad umstellen. Deswegen habe ich ein bisschen um Ruhe gebeten."
Perez-Kollision: Sainz ist sich keiner Schuld bewusst
Die Reifen hätten Renault tatsächlich beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Es war hart, nur mit einem Stopp durchzukommen, denn der Abbau hat sich richtig bemerkbar gemacht", gibt Hülkenberg zu, der nicht optimal in den Grand Prix gestartet war: "Leider habe ich in der ersten Runde einen Platz gegen Ocon verloren, dann haben wir aber einen schönen Overcut gemacht und sind wieder vorgekommen." Mitgeholfen hat auch der Force-India-Patzer beim Boxenstopp.
Unruhe gab es in der Anfangsphase auch bei Sainz, als Force-India-Pilot Sergio Perez nach der Berührung bereits die Schwarze Flagge und damit den Ausschluss des Spaniers forderte. Der ist sich übrigens keiner Schuld bewusst: "Ich muss mir die Aufnahmen noch einmal anschauen, bin aber ziemlich sicher, dass ich mich beim Bremsen nicht bewegt habe oder irgendwas Seltsames gemacht habe."
Stattdessen spielt er den Ball zurück: "Checo war außen und hat ein sehr optimistisches Manöver probiert, hat sehr früh eingelenkt und so sind wir kollidiert. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."