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Getriebe-Defekt & Crash bremsen Renaults Entwicklungsarbeit
Nico Hülkenberg trifft ein Getriebe-Defekt im ersten Training, Carlos Sainz ein Crash im zweiten Training in Kanada - Motor-Update und Aero-Paket kaum einschätzbar
(Motorsport-Total.com) - Das Renault-Werksteam kam mit großen Erwartungen nach Kanada, im Gepäck haben die Franzosen ein Motor-Update und ein überarbeitetes Aerodynamik-Konzept. Allerdings verlief der Freitag in Montreal alles andere als nach Plan. Nico Hülkenberg rollte im ersten Training mit einem Getriebeproblem bereits nach einer halben Stunde Fahrzeit aus, der Deutsche verlor dadurch wertvolle Testzeit. Im zweiten Training sorgte wiederrum Carlos Sainz für eine Unterbrechung, da er in Kurve 7 mit seinem Heck die Mauer touchierte.
"Wenn du am Vormittag nicht fahren kannst, verlierst du enorm viel Zeit und musst immer hinterherjagen", weiß Nico Hülkenberg. "Am Nachmittag haben wir das Auto erst spät fertig bekommen und sind daher etwas verspätetet auf die Strecke gegangen. Die Pace war nicht fantastisch", ist der erblondete Deutsche nicht glücklich.
Renault-Technikchef Bob Bell bringt etwas Klarheit in die Sache: "Unsere oberste Priorität war es, das Auto zurückzubekommen und das Getriebe zu tauschen, bevor wir damit beginnen, das alte Getriebe auseinanderzunehmen, um zu sehen, wo das Problem liegt. In den Daten konnten wir aber bereits sehen, dass es ein katastrophaler Defekt im Heck-Antrieb war. Das hätte nicht passieren dürfen, daher müssen wir sicherlich die Ursache herausfinden", fordert er. "Ich würde es aber nicht in die hoch alarmierende Kategorie einordnen."
Hypersoft "totaler Müll" - Longrun "ziemlich schlecht"
Hülkenberg konnte im ersten Training nicht wieder auf die Strecke gehen, er beendete die Session daher auf Platz 20 mit drei gefahrenen Runden. "Das war ein Problem am Getriebe", bestätigt er die Aussagen von Bell. "Ich war auf der Outlap meines ersten Versuchs, habe hochgeschalten und plötzlich lief etwas schief - ich bin zwischen den Gängen hin- und hergewechselt, aber keiner war mehr da, ich hatte keinen Vortrieb", schildert der Emmericher die Situation.
Das Getriebe wurde nun auf das Renngetriebe gewechselt, daher muss Hülkenberg auch keine Strafe befürchten. Im zweiten Training konnte er immerhin 37 Runden abspulen, er wurde am Nachmittag 14. mit 1,8 Sekunden Rückstand. "Ich war nicht wirklich glücklich, um ehrlich zu sein. Es gibt noch viel Arbeit und wir können uns in vielen Punkten noch verbessern." Am Nachmittag verwendete er den Ultrasoft und Hypersoft von Pirelli. Auf dem etwas härteren Pneu schaffte er schließlich einen Longrun über 14 Runden, mit einer Durchschnittszeit von 1:17.4 Minuten. Damit lag er auf einem Niveau mit Force India, obwohl die rosa Renner auf Supersoft unterwegs waren. Auch Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly war auf dem roten Pneu in diesem Bereich zu finden.
Auf dem weicheren Hypersoft hatte der Deutsche deutlich mehr Probleme. "Der ist kompletter Müll für uns! Um fair zu bleiben, Nico konnte keinen fehlerfreien Versuch in der Quali-Simulation fahren, daher kann man wenig herauslesen", erklärt Bell, und fügt hinzu: "Sein Longrun auf dem Hypersoft war ziemlich schlecht. Mit einer besseren Balance sollten wir uns da deutlich verbessern können." Vor allem die Hinterräder werden auf dem Kurs stark beansprucht.
Updates bei Sainz-Crash kaum betroffen
Die Updates, vor allem im Bereich der Radaufhängung, sollen den Renault-Piloten beim Reifenmanagement helfen - bislang ging der gelbe Renner immer sehr aggressiv mit den Gummis um. "Unser Team hat neue Teile bei der Aufhängung gebracht, damit wir den Reifenverschleiß verbessern, da wir in Monaco sehr stark darunter litten", ergänzt Renault-Teammanager Cyril Abiteboul.
Carlos Sainz wollte am Nachmittag den Supersoft, die härteste Pirelli-Mischung in Kanada, testen. Doch nach einer halben Stunde Trainingszeit am Nachmittag verlor der Spanier auf seinem zweiten Run die Kontrolle über den Renault. Er touchierte die Mauer in Kurve 7, sorgte damit für eine weitere Unterbrechung und rollte mit einem beschädigten Heck an die Garage zurück. "Die hintere Radaufhängung, die hintere Crashstruktur, der Heckflügel ...", zählt Bell die beschädigten Bereiche auf. "Ja, das könnte Auswirkungen auf die Aero-Verkleidung morgen haben. Wir müssen aber erst sehen, was repariert werden kann, und was nicht."
Er bestätigt, dass der beschädigte Heckflügel noch kein neuer des Aero-Pakets war, daher sei das kein Problem. "Die Updates waren hauptsächlich im Bargeboard-Bereich und am Frontflügel", erklärt Bell ferner. "Ich denke, wir werden genügend Teile, auch Bargeboards, haben, um das Auto mit der gewünschten Modifikation einzusetzen. Das muss aber erst abgeklärt werden."
Sainz selbst schildert den Einschlag wie folgt: "Bis zum Crash war ich glücklich. Beim Unfall selbst war das Heck einfach zu instabil. Der Supersoft-Reifen war dafür wohl verantwortlich. Ich hatte etwas Probleme, die Reifen aufzuwärmen und bin danach eine sehr schnelle Runde gefahren, die grundsätzlich mit Ferrari mithalten konnte. Daher war ich etwas überrascht."
Im zweiten Versuch auf dem Supersoft wollte er sich noch einmal steigern: "Ich bin dann erneut rausgefahren, allerdings waren die Hinterreifen rund 10 bis 15 Grad zu kalt. Auf der schnellen Runde habe ich dann das Heck verloren. Ich habe gar nichts Verrücktes angestellt und bin denselben Kurvenspeed gefahren als auf meiner schnellen Runde", verteidigt er sich.
Dennoch sorgte der Crash dafür, dass Sainz die restliche Session nicht mehr fahren konnte. Er schaffte nur neun Runden. Insgesamt spulte er 33 Runden ab, Hülkenberg 40. Durch diese verminderte Laufzeit konnten sowohl das Aero-Paket, als auch das Motor-Update kaum evaluiert werden. "Ich musste das volle Programm abspulen, am Nachmittag hatten wir außerdem noch zusätzliche Runs geplant, damit wir unser neues Aero-Paket und den Motor besser verstehen können. Leider hat es etwas früher geendet für mich", bedauert Sainz.
Renault freut sich über Verstappen-Bestzeit
Demnach möchte der Spanier den Antrieb mit verbesserter Power noch nicht zu früh loben. "Wir hatten keine Zuverlässigkeitsprobleme, was gut ist, wenn man neue Teile einführt. Die Leistung können wir erst im Qualifying besser beurteilen, wenn alle ihre Pferdestärken aufdrehen. Bell sieht das ähnlich: "Ich bin zuversichtlich, was den Motor betrifft. Bei der Aerodynamik macht es die verminderte Laufzeit heute schwierig, Aussagen darüber zu treffen. Was wir bislang in den Daten gesehen haben, funktioniert das Paket ganz okay."
Zumindest stand mit Max Verstappen am Freitag zweimal ein Renault-Motor an der Spitze, was Abiteboul freut. "Mit der Spec B des Motors haben wir Power dazugewonnen, daher ist es immer schön, ein Renault-betriebenes Auto an der Spitze der Zeitentabelle zu sehen. Hoffentlich ist das ein Vorzeichen für das, was noch kommen mag."