Fahrer poltern: "Langweiligstes Formel-1-Rennen aller Zeiten"
Der Monaco-Grand-Prix 2018 bot überschaubare Action - Fernando Alonso fordert Entschädigung für Fans - Layout, breite Boliden & ausbleibende Unfälle die Gründe
(Motorsport-Total.com) - "Zum Glück ist dieses Rennen vorbei. Das war das langweiligste Rennen, an dem ich jemals teilgenommen habe", funkte Mercedes-Pilot Lewis Hamilton nach der Zieldurchfahrt am Sonntag in Monaco. Mit dieser Meinung steht der Weltmeister, der auf Platz drei landete, keineswegs allein da. Sein ehemaliger Teamkollege Fernando Alonso forderte nach seinem Ausfall sogar eine Entschädigung für die Fans. "Das war das langweiligste Formel-1-Rennen aller Zeiten", polterte der Spanier.
Auf den ersten sechs Positionen änderte sich in ganzen 78 Rennrunden nichts. Daniel Ricciardo gewann den Grand Prix im Fürstentum ohne siebten Gang. "Das ist die beste Strecke, um solch ein Problem zu haben, weil man hier nicht wirklich überholen kann", wusste Max Verstappen zu berichten. Zwar konnte der Red-Bull-Pilot vom letzten Startplatz elf Positionen gutmachen und sorgte mit seinen Überholmanövern gegen Carlos Sainz oder auch Marcus Ericsson für etwas Entertainment, der Niederländer blieb allerdings der einzige Pilot mit solchen Einlagen.
Ansonsten waren selbst die Protagonisten vom Rennverlauf gelangweilt. Nüchtern bringt das "Iceman" Kimi Räikkönen so auf den Punkt: "Wir sind einfach 70 Runden hinterher gefahren und kamen dann ins Ziel. Das war natürlich nicht gerade eines der aufregendsten Rennen." Der Ferrari-Pilot landete auf Position vier - seinem Startplatz. "Das Qualifying diktiert hier eigentlich alles. Und daher ist nicht viel passiert. Der Start ist die nächste entscheidende Szene, aber jeder ist hinter seinem Vordermann hergefahren. Der Pilot an der Spitze diktiert einfach das Tempo. Und es braucht schon einen ziemlich großen Fehler, um am Vordermann vorbeizukommen."
Alonso: "Das war ja mal extrem langweilig!"
Das musste auch Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel erleben, der am angeschlagenen Red-Bull-Fahrer Ricciardo nicht vorbeikam. "Man kann vielleicht vier, fünf Sekunden langsamer machen als die Spitzengeschwindigkeit, aber wenn man genau an den richtigen Stellen schnell genug ist, dann kann niemand überholen", meint Räikkönen. Ein bekanntes Problem in den Häuserschluchten von Monte Carlo, das bereits in der Vergangenheit des Öfteren zu Prozessionen geführt hat.
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Valtteri Bottas konnte das Heck des Räikkönen-Ferrari über lange Zeit im Rennen genau studieren, denn der Mercedes-Fahrer hielt den Rückstand auf seinen Landsmann bereits ab Runde 30 dauerhaft unter zwei Sekunden. "Es ist sehr frustrierend, wenn man weiß, dass man die Pace hat, aber nichts tun kann. Das Überholen hier in Monaco ist so extrem schwierig und ich war nie nahe genug an Kimi dran, sodass ich es wirklich versuchen hätte können. Er hatte zwar ein wenig Probleme mit seinen Vorderreifen, die Hinterreifen waren aber in einem guten Zustand, wodurch er in der letzten Kurve und im Tunnel eine gute Traktion hatte. Daher konnte ich nie nahe genug an ihn herankommen leider."
Verstappen ereilte weiter hinten ein ähnliches Problem mit Fernando Alonso. Der McLaren-Pilot lag auf Platz sieben, als er in Runde 53 plötzlich mit einem Getriebeproblem abstellen musste. Im Vorjahr blieb er dem Rennen aufgrund seines Indy-500-Ausflugs fern, 2018 hätte er sich wohl ebenfalls gewünscht, nicht fahren zu müssen. "Das war ja mal extrem langweilig! Das war vielleicht sogar das langweiligste Formel-1-Rennen aller Zeiten! Ohne Safety-Car, ohne gelbe Flaggen - ich glaube, der Sport muss sich etwas einfallen lassen zur Show, weil das heute einfach sehr enttäuschend war."
"Es gibt gute und weniger gute Fußball-Matches ..."
Insgesamt gab es nach dem Leclerc-Zwischenfall nur drei Runden lang ein Virtuelles Safety-Car, das allerdings ebenfalls wenig Einfluss auf die Spannung hatte. "In Monaco ist das mit den breiten Autos ohne Safety-Car und gelben Flaggen wirklich langweilig. Ich glaube, wir müssen den Fans nach dem Rennen etwas geben, um sie für den Ticketpreis zu entschädigen", rät er den Veranstaltern.
Ein Grund für die ausbleibenden Zweikämpfe sind die breiteren Autos, mit denen seit 2017 gefahren wird. "Die Autos sind ziemlich breit verglichen mit vor ein paar Jahren, wenn man sich da mittig platziert, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass dich jemand überholen kann", weiß Routinier Räikkönen. "Man konnte sehen, dass wir manchmal einen Zug gebildet haben, wenn einer vorne langsam war. Nach dem Start und dem ersten Boxenstopp hoffst du auf etwas Kurioses, um noch Plätze aufzuholen."
Doch diesmal blieb sogar das Safety-Car in der Garage. Alonso hat noch eine andere, simple Erklärung parat: "Das hat einfach mit Monaco zu tun. So ist das hier. Ohne Safety-Car ist es sehr langweilig. Wir starten aus unserer Quali-Position und fahren bis zur Karierten Flagge durch." Der McLaren-Pilot glaubt, dass das Layout der Strecke einfach nicht zum Überholen einlädt. "Hier geht es nicht um Pace oder Speed, man fährt einfach dem Vordermann hinterher", fasst er zusammen.
Im Vorjahr konnte die Ferrari-Boxencrew mit ihren Strategien in das Renngeschehen Spannung bringen, 2016 war es der Boxenstopp-Fauxpas bei Red Bull, der Action bot. Außerdem sorgten Unfälle, wie jener von Pascal Wehrlein mit Jenson Button im Vorjahr oder jene von Jolyon Palmer, Kimi Räikkönen oder Max Verstappen 2016, für zusätzliche Aufregung. Mercedes-Teamchef Toto Wolff fasst zusammen: "Es gibt gute Fußball-Matches und weniger gute - und das heute war eher eines der ruhigeren."