• 26. Mai 2018 · 16:05 Uhr

Formel 1 Monaco 2018: Ricciardo im Pole-Fight unantastbar!

Freud bei Daniel Ricciardo, Leid bei Max Verstappen: Die erste Analyse des Qualifyings und des Crashs - Kritik von Niki Lauda an der Mercedes-Performance

(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat sich die Pole-Position beim 76. Grand Prix von Monaco in Monte Carlo (Formel 1 2018 live im Ticker) gesichert. Der Red-Bull-Pilot stellte in 1:10.810 Minuten einen neuen Streckenrekord auf und hängte Sebastian Vettel (Ferrari) um 0,229 Sekunden ab. Ricciardos Teamkollege Max Verstappen war hingegen der große Verlierer des Samstags.

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Daniel Ricciardo steht in Monaco zum zweiten Mal nach 2016 auf Pole-Position Zoom Download

"Ein dunkler Moment für Max", analysiert Experte Nico Rosberg. "Er war der Favorit. Und dann steht ausgerechnet der Teamkollege auf Pole-Position. Hart." Verstappen hat sich den letzten Startplatz selbst zuzuschreiben: Im Abschlusstraining wollte er am Schwimmbad zu viel, obwohl er ohnehin schon in Führung lag, und schlug sich innen das rechte Vorderrad ab. Beim Einschlag in die Mauer war er nur noch Passagier. Ein Abziehbild seines Crashs in Q1 2016!

Selbst die Ricciardo-Mechaniker versuchten über Mittag mitzuhelfen, das Verstappen-Auto rechtzeitig zu reparieren, aber just als man glaubte, wieder einsatzbereit zu sein, "tropfte plötzlich Öl aus dem Getriebe", ärgert sich Motorsportkonsulent Helmut Marko. Logische Konsequenz: Getriebestrafe (plus fünf Startplätze), keine Teilnahme an Q1, letzter Startplatz.

Das tut umso mehr weh, als Red Bull in allen Trainings Bestzeit gefahren war und Ricciardo die Pole schon im ersten Q3-Run fixieren konnte. Nach bester Zwischenzeit im zweiten Run spielte sein verpatzter dritter Sektor keine Rolle mehr. "Ich habe ihm gesagt, er wird dreieinhalb Zehntel vorne sein. Das ist ungefähr eingetreten", grinst Marko. "Man sieht, was für Potenzial in diesem Auto steckt. Rein vom Speed, vom Reifenverschleiß her hat er das im Griff."

Auch wenn besonders Lewis Hamilton (Mercedes) am Ende gefährlich wurde. Der zweimalige Monaco-Sieger fuhr absolute Bestzeit im ersten Sektor und persönliche im zweiten - brachte den Vorsprung aber nicht ins Ziel. Am Ende fehlten 0,422 Sekunden. "Der dritte Platz", ärgert sich Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda, "ist zu wenig."

Warum Mercedes Monaco bewusst opfert

Für Otto Normalverbraucher ist nicht nachvollziehbar, warum Hamilton in Barcelona noch überlegen war und zwei Wochen später plötzlich eine halbe Sekunde fehlt. "Eine Saison hat 21 Rennen", versucht der Mercedes-Fahrer zu erklären. "Man schaut, dass das Auto auf möglichst vielen Strecken funktioniert. Monaco gehört eher nicht dazu. Aber es sind auch mehr Strecken wie Barcelona als wie Monaco!"

Für Sonntag sei Red Bull jedoch "zu schnell" und "außer Reichweite", fürchtet Valtteri Bottas (+0,631), der heute den fünften Platz belegte. Dabei haben die Silberpfeile dieses Wochenende nichts unversucht gelassen. Die Ingenieure haben sogar eine eigene Monaco-Aufhängung entwickelt. "Hat offensichtlich nicht funktioniert", analysiert Experte Alexander Wurz messerscharf.

Auch das Experiment, in Q2 mit Ultra- statt Hypersoft zu fahren, "ist in die Hose gegangen! Das hätte man sich sparen können", findet Lauda. Mit den Zeiten ihres ersten Runs wären Hamilton/Bottas auf P12/14 gelandet und ausgeschieden. "Dieser Reifen ist schrecklich", funkte Hamilton, wechselte auf Hypersoft - und schaffte wie Bottas noch den Q3-Einzug.

Vettel trägt Rückstand mit Fassung

So zittern musste Vettel nicht. "Ich bin zufrieden", sagt er. "Das Gefühl, dass ich noch etwas hätte herausholen können, gibt es immer. Aber ich denke nicht, dass es für Daniels Zeit gereicht hätte. Wir hatten zuvor mit dem Set-up experimentiert, um alles aus dem Auto zu kitzeln - weil wir wussten, dass uns das gelingen müsste, um ein Wort bei der Vergabe der ersten Startreihe oder der Pole mitzusprechen. So sind wir in guter Ausgangsposition und so nahe dran, wie wir nur hätten sein können."

"Best of the Rest" wurde - etwas überraschend - Esteban Ocon (Force India) auf Platz sechs. Ihm fehlten 1,251 Sekunden auf die Spitze, und auf Pierre Gasly (10./Toro Rosso) hatte er nur 0,160 Sekunden Vorsprung. Das zeigt, wie eng das Feld hinter den drei Topteams beisammen liegt. Zwischen Ocon und Gasly reihten sich Fernando Alonso (McLaren), Carlos Sainz (Renault) und Sergio Perez (Force India) ein.

Nico Hülkenberg verpasste zum zweiten Mal hintereinander den Q3-Einzug. Nach P15 in Q1 und P11 in Q2 kam das Aus nicht ganz überraschend - und doch gab es dafür eine konkrete Erklärung: Der Deutsche hatte beim Anbremsen der Hafenschikane stehende Räder und verlor dort die Zehntelsekunde, die ihm am Ende auf Gasly fehlte. Immerhin hat er nun für den Start freie Reifenwahl. Das kann auch ein Vorteil sein.

Sergei Sirotkin verbuchte als 13. ein kleines Erfolgserlebnis, nachdem er schon in den Freien Trainings mit starken Leistungen überrascht hatte. Ganz im Gegensatz zu seinem Williams-Teamkollegen Lance Stroll (18.). Der meckerte zuerst über eine lockere Kopfstütze, dann über die schlechte Traktion - die Stimmung am Boxenfunk war bei Williams schon mal besser.

Leclerc zeigt erneut auf

Eine weitere Talentprobe gab indes Charles Leclerc (Sauber) ab, der erste dritte Monegasse der Formel-1-Geschichte, der seinen Heim-Grand-Prix bestreitet. Während Teamkollege Marcus Ericsson als 17. in Q1 hängen blieb, qualifizierte sich der amtierende Formel-2-Champion (trotz Ausritt bei Sainte Devote) als Neunter für Q2. Dort war dann allerdings Endstation: Platz 14.

Das Haas-Team konnte sich im Vergleich zu den Trainings nicht wesentlich steigern, brachte aber mit Romain Grosjean (15.) zumindest einen Fahrer in Q2. Kevin Magnussen ("Dieses Wochenende ist ein Schock!") wurde Vorletzter. Und während Gasly ins Q3 einzog, wurde der zweite Toro-Rosso-Pilot Brendon Hartley, der ohnehin unter Beobachtung steht, nur 16.

Bitter, denn bis zum Qualifying sah Hartley eigentlich wie der schnellere Toro-Rosso-Mann des Wochenendes aus. Aber als es drauf ankam, scheiterte er. Die Erklärungen sind vielfältig: gelbe Flaggen, Verkehr, von einem Force India gegen die Mauer gedrückt. "Aber ich war auch nicht besonders happy mit der Balance. Sie war anders als am Morgen", seufzt der Neuseeländer.

Ricciardo gilt nun als Favorit auf den Sieg. Das weiß er auch selbst: "50 Prozent erledigt. Lasst uns das morgen zu Ende bringen", funkte er unmittelbar nach seiner Pole-Runde. Dass ihm der Sieg noch einmal entrissen wird, wie 2016, glaubt Marko nicht: "Das waren außergewöhnliche Umstände. Ein Fehlverhalten von drei Leuten, das zusammengekommen ist. Das kann sicher nicht mehr passieren."

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