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Formel 1 Spanien 2018: Ferrari patzt bei Sieg von Hamilton!
Die erste Grand-Prix-Analyse: Wie Ferrari in Barcelona 18 Punkte verschenkt hat und warum Lewis Hamilton glaubt, "dass das nicht nur streckenspezifisch war"
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat den Grand Prix von Spanien in Barcelona gewonnen und damit volles Kapital aus einem Patzer seines schärfsten WM-Rivalen Sebastian Vettel geschlagen. Denn während Mercedes vor den Augen von Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche den ersten Doppelsieg der Formel-1-Saison 2018 feierte, leistete sich Ferrari drei entscheidende Fehler, sodass Vettel den sicher scheinenden zweiten Platz verlor.
Zuerst verlor die Scuderia das Auto von Kimi Räikkönen wegen eines technischen Defekts. Nach 25 Runden schied der "Iceman" an vierter Stelle liegend aus (Verdacht auf Motorschaden).
Vettel fuhr nach dem ersten (und vermeintlich einzigen) Boxenstopp dem zweiten Platz hinter Hamilton entgegen. Als in Runde 41 das virtuelle Safety-Car (VSC) aktiviert wurde, betrug sein Rückstand 12,7 Sekunden. Nach hinten hatte er 1,8 Sekunden Luft auf Valtteri Bottas.
Während einer VSC-Phase an die Box zu kommen, erscheint auf den ersten Blick logisch - nicht aber, wenn die direkten Konkurrenten draußen bleiben, und schon gar nicht auf einer Strecke wie Barcelona, auf der Überholen (selbst mit frischeren Reifen) fast unmöglich ist.
Bei vielen sorgte die Ferrari-Entscheidung für Kopfschütteln, aber Vettel beteuert: "Ich glaube nicht, dass wir auf dem Satz hätten zu Ende fahren können."
Unter normalen Umständen wäre er nur auf den dritten Platz zurückgefallen. Weil seine Crew beim Reifenwechsel aber mehr als zwei Sekunden liegen ließ (Standzeit: 5,6 Sekunden), rutschte auch noch Max Verstappen (Red Bull) durch.
Vettel: Keine Chance gegen Verstappen
Der verlor beim VSC-Re-Start seine linke Frontflügel-Endplatte und kämpfte im Finish mit stumpfen Waffen. Aber Vettel kam trotzdem nicht einmal in die Nähe einer Attacke gegen den Red-Bull-Youngster. "Teilweise hat uns eine halbe Sekunde pro Runde gefehlt. Das war einfach zu viel", seufzt der viermalige Weltmeister über seinen vierten Platz.
Sein großer WM-Rivale Hamilton fuhr indes souverän dem zweiten Saisonsieg entgegen. Der war nach dem gewonnenen Start zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Am ehesten wackelte Mercedes noch, als Vettel in der ersten Runde an Bottas vorbeiging. Aber in Sachen Speed war der Silberpfeil eindeutig das schnellste Auto.
"Ich glaube nicht, dass das nur streckenspezifisch war", freut sich der WM-Leader. "Die niedrigeren Temperaturen haben uns vielleicht geholfen. Aber es ist einfach so, dass wir das Auto immer besser verstehen und wie es mit den Reifen interagiert. Das haben wir dieses Wochenende wirklich gut hinbekommen."
Red Bull spielte im Kampf um den Sieg keine Rolle. Daniel Ricciardo staubte im Finish die schnellste Runde als Trostpreis ab. "Seine Pace war unglaublich, als er freie Fahrt hatte", analysiert Motorsportkonsulent Helmut Marko. "Ohne das Startplatz-Handicap hätten wir mit Hamilton mitmischen können. Aber wir haben am Anfang zu viel Zeit hinter Räikkönen verloren."
Ricciardo: Dreher unter VSC-Gelb
Das ist nur die halbe Wahrheit. Ricciardos Dreher während der VSC-Phase war ebenso vermeidbar wie Verstappens Kollision mit Lance Stroll (11./Williams). Dass Red Bull Verstappen danach nicht aus Sicherheitsgründen an die Box geholt hat, kam für viele überraschend. Vor allem, als das Teil endgültig wegbrach und beinahe Vettel getroffen hätte.
Teamchef Christian Horner argumentiert: "Wir haben das in der Fabrik analysiert, und es war nicht so schlimm. Wir haben gesehen, wie sich die Balance dadurch verändert, und wir haben Max Tipps gegeben, wie er das korrigieren kann. Und wir haben gesehen, dass sein Tempo nicht so schlecht war. Also haben wir ihn draußen gelassen."
Ein paar strategische Fragen blieben nach dem Rennen zunächst unbeantwortet. Zum Beispiel, warum Bottas beim ersten Boxenstopp nicht an Vettel vorbeikam, obwohl er in jener Phase die schnellsten Sektorenzeiten fuhr. Antwort: Mit 3,9 Sekunden Standzeit arbeitete die Mercedes-Crew zu langsam. Er wurde trotzdem Zweiter.
Reifen auch im Rennen problematisch
Zweitens: Warum blieb Verstappen nicht länger auf der Strecke, als er mit alten Reifen vor Hamilton lag, der schon gewechselt hatte - noch dazu, wo zu jenem Zeitpunkt Regen wahrscheinlich schien (der dann doch nicht kam)? Die Antwort gibt Bottas: "Es war schon ziemlich schwierig, die Reifen am Leben zu halten. Vor dem Start hatten wir fest mit einer Zweistoppstrategie gerechnet."
Abgesehen davon war es über weite Strecken ein wenig spannender Grand Prix, was das Rad-an-Rad-Racing angeht. Dabei hatte der Nachmittag actionreich begonnen: Romain Grosjean (Haas) ließ sich in Kurve 3 von einem Zucken des vor ihm fahrenden Teamkollegen Kevin Magnussen irritieren, kam ins Rutschen, blieb voll auf dem Gaspedal - und drehte sich zurück in Richtung heranrasender Meute!
"Der Kollege Grosjean muss noch ein bisschen Zielwasser trinken. Er dreht sich achtmal am Wochenende und ist echt unberechenbar", tobt Renault-Pilot Nico Hülkenberg, eines der Crash-Opfer. Das zweite war Pierre Gasly (Toro Rosso). Die Rennleitung hat zu der Situation bisher noch kein Urteil gesprochen.
Grosjean verteidigt sich: "Wenn ich gebremst hätte, wäre das Auto genauso gerutscht", sagt er und verweist auf Kaliber wie Nico Rosberg und Michael Schumacher, die in der Vergangenheit angeblich ähnlich reagiert haben. "Ich habe das Heck verloren und so lange wie möglich versucht, es zu kontrollieren. Hat nicht geklappt."
Alonso: Manöver des Rennens
Das Haas-Team ließ also wieder wertvolle Punkte liegen, auch wenn Magnussen als Sechster ins Ziel kam und damit "Best of the Rest" wurde. Vor den beiden Lokalhelden Carlos Sainz (Renault) und Fernando Alonso (McLaren). Letzterer zeigte das Manöver des Rennens, als er außen in Kurve 3 an Esteban Ocon (out/Force India) vorbeizog.
Ocons Rennen war bewegt: erst das verlorene Duell gegen Alonso, dann ein verpatzter Boxenstopp, in Runde 39 der Ausfall. Alonso hingegen schlug noch ein zweites Mal zu, als er Rookie Charles Leclerc beim VSC-Re-Start überrumpelte. Der Sauber-Fahrer schaffte es als Zehnter (hinter Sergio Perez) trotzdem zum zweiten Mal hintereinander in die Punkteränge.
In der Konstrukteurs-WM hat Mercedes nach fünf von 21 Rennen nun ebenfalls die Führung übernommen. Die Silberpfeile halten bei 153 Punkten - vor Ferrari mit 126 und Red Bull mit 80. Williams ist nach einer weiteren besorgniserregenden Vorstellung mit sieben Punkten Rückstand auf den Vorletzten Sauber unverändert Schlusslicht.