• 29. April 2018 · 17:58 Uhr

Vettel steht zu Ausbremsversuch: "War nichts Außerirdisches"

Nur Safety-Car-Pech: Sebastian Vettel verteidigt Ferraris konservative Strategie und sein misslungenes Manöver gegen Valtteri Bottas - "Positives mitnehmen"

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel macht nach dem verlorenen Sieg beim Aserbaidschan-Grand-Prix am Sonntag weder seinem Team noch der FIA-Rennleitung einen Vorwurf. Vielmehr bezeichnet es der Ferrari-Fahrer als Pech, dass seine Führung infolge einer Safety-Car-Phase im letzten Renndrittel flöten ging. Auch mit dem misslungenen Versuch, durch ein riskantes Überholmanöver an Valtteri Bottas Platz eins zurückzuerobern, kann der Deutsche leben: "Manchmal ist es ein bisschen Lotterie", sagt er.

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Sebastian Vettel ist überzeugt, dass Ferrari in Baku alles richtig gemacht hätte Zoom Download

Trotzdem ist Vettel klar: "Wenn es kein Safety-Car gibt, dann geht die Sache anders aus." Schließlich führte er bis zur 30. Runde des chaotischen Baku-Rennens souverän vor Mercedes-Pilot Bottas und reagierte auf seinen eigentlichen Verfolger Lewis Hamilton, als er sich bei seinem ersten (und einzig geplanten) Stopp Soft-Reifen abholte, um auf diesem Satz Pneus durchfahren zu können.

Fortan ging er Bottas' - angesichts der abgefahrenen Supersoft-Reifen erstaunlich hohes - Tempo mit und ließ die Lücke zum führenden Finnen nie weiter aufreißen als 12,6 Sekunden. Genug, um wieder an die Spitze zu kommen, sobald Bottas zum Reifenwechsel abbiegt. Hamilton war mit einem Rückstand, der sich bei acht Sekunden einpendelte, sowieso keine Gefahr für Vettel.

Doch es kam die Safety-Car-Phase. "Bis dahin war es ein gutes und kontrolliertes Rennen", meint Vettel. Doch Bottas hatte Glück, dass die Neutralisation in einem Moment begann, als er noch nicht an der Boxeneinfahrt vorbei war. Er stoppte ohne großen Zeitverlust. Die Führung hätte Bottas auch behalten, wenn Vettel nicht ebenfalls Ultrasoft für einen Schlusssprint hätte aufziehen lassen.

"Da kann man nichts machen. Wir wussten vor dem Rennen, dass das Safety-Car hier entscheidend sein kann", sagt Vettel - und wirft damit die Frage auf, wieso Ferrari den ersten Stopp nicht weiter hinauszögerte, um dem Szenario zu entgehen. Schließlich waren Vettels Rundenzeiten in Runde 30 noch ordentlich und die Scuderia hätte die Führung ohne großes Risiko länger behalten können.

Doch Ferrari wollte es nicht riskieren, dass Hamilton auf den frischeren Reifen zulegt, die Lücke etwas eindampft und nach Vettels Stopp in das auf der langen Geraden so große Windschatten-Fenster kommt, um sich ziehen lassen zu können. Bottas' Poker-Chance war das kleinere Übel.

Beim anschließenden Neustart attackierte Vettel Bottas - obwohl seine Reifen kalt waren und leicht durchdrehende Räder es verhinderten, noch vor der Bremszone dichter an den Silberpfeil heranzukommen. Trotzdem wollte Vettel die Gelegenheit, die sich bot, weil Bottas in Kurve 1 die Tür einen Spalt weit aufließ, nutzen. "Ich hatte meine Chance auf der Innenbahn", sagt er, "aber mit dem Windschatten habe ich nicht viel gesehen. Lewis war außen. Ich konnte nicht sehen, wo ich bin."

"Unsere Referenz sind außen die Schilder. Es kam schneller als erwartet", hadert Vettel. Gemeint ist die Kurve. Er verbremste sich auf einer Bodenwelle und verlor Plätze, weil Hamilton, Teamkollege Räikkönen und Sergio Perez durchschlüpften. "Ich war nicht so spät dran, aber das innere Rad hat blockiert", erklärt er und ist sicher, dass das Manöver ohne stehenden Vorderreifen geglückt wäre.

"Ich glaube, ich habe nichts Außerirdisches probiert. Alle hätten gesagt, dass es ein tolles Ding gewesen wäre", bleibt Vettel gelassen. Ein Bremsplatter vorne links verhinderte, dass er Perez auskonterte. Platz vier war Schadensbegrenzung. "Dass ich noch durchgekommen bin, ist gut. Natürlich war es ein bisschen schade, die Position an den Force India zu verlieren, aber ich konnte nicht viel machen." Bei Vettel überwiegt die Freude darüber, dass der Ferrari in Baku schnell genug war, um aus eigener Kraft zu gewinnen. Er wolle die positiven Aspekte mitnehmen, sagt er.

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