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Vettel vom Safety-Car um den Sieg gebracht? FIA erklärt sich
Der Ferrari-Pilot glaubt: Das Safety-Car hätte der Chancengleichheit wegen 30 Sekunden früher kommen müssen - Rennleiter Whiting führt "Sicherheitsgründe" an
(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Pilot Sebastian Vettel glaubt, dass ihn die Entscheidung der Rennleitung, das Safety-Car auf die Strecke zu schicken, um einen Sieg beim China-Grand-Prix gebracht hätte. Wie der Deutsche erklärt, hätte die FIA mit der Neutralisation des Rennens wegen der Kollision der Toro-Rosso-Piloten und den Trümmern auf der Strecke warten sollen, bis alle Autos die Boxengasseneinfahrt haben.
© LAT
Das Safety-Car kam für Vettel und Bottas im falschen Moment - nicht zum ersten Mal Zoom Download
Tatsächlich aktivierte sie das Signal in dem Moment, als er und der Führende Valtteri Bottas auf die Zielgerade eingebogen waren. Die beiden hatten also keine Chance, die Gelegenheit zu nutzen und einen Boxenstopp ohne größeren Zeitverlust zu absolvieren. Stattdessen wurde den dahinter liegenden Red-Bull-Piloten das Silbertablett gereicht: Sie holten sich frische Reifen ab, verloren dabei aber praktisch nicht an Boden und pflügten in der Schlussphase durch das Feld - und zum Sieg.
Vettel und Bottas waren auf alten Pneus nur Opfer. Der Deutsche ärgert sich: "Ich verstehe ja, dass man sofort reagieren muss, wenn etwas passiert. Dann kann man nicht darauf achten, wo die Autos auf der Strecke liegen. Aber die Trümmerteile lagen zwei Runden lang auf der Strecke. Warum nicht das Safety-Car eine halbe Minute früher schicken?" Oder etwas später, ließe sich ergänzen.
Rennleiter Charlie Whiting antwortet, dass sportliche und taktische Aspekte in der Entscheidungsfindung der Stewards keine Rolle spielen würden. "Es geht nur um Sicherheitsgründe", stellt er klar. "Ich erkundige mich nicht, wer daraus einen Vorteil ziehen könnte und wer benachteiligt würde."
Ergo beorderte er das Safety-Car auf die Bahn, als es die führenden Vettel und Bottas am Ausgang der Boxengasse einfangen konnte, ohne andere Fahrzeuge durchwinken zu müssen. Klar ist: Ein solches Manöver funktioniert nur, wenn die Spitzenreiter den Eingang gerade passiert haben. Für den Zeitpunkt sprach auch, dass sich an der Unfallstelle in diesem Moment eine kleine Lücke im Verkehr aufgetan hatte. Eine gute Gelegenheit, um mit den Säuberungsarbeiten zu beginnen.
"Die Trümmer lagen weit verstreut", argumentiert Whiting und betont, an die Sicherheit der Streckenposten gedacht zu haben. "Daher wollten wir sofort viele Marshalls schicken. Sogar bei dem Tempo, das während einer Safety-Car-Phase angeschlagen wird, ist es für sie nicht sicher." Angesichts der Masse an Teilen war ein Einsammeln unter Rennspeed viel zu riskant, zumal das Feld so weit auseinandergezogen war, dass es in der Haarnadelkurve keine längere Phase ohne Verkehr gab
Bleibt noch die Frage, wieso die FIA überhaupt so viel Zeit verstreichen ließ. "Weil wir sichergehen wollten, dass es nötig ist", verteidigt sich Whiting. "Wir wollten nicht deshalb, weil drei von vier Teams nach dem Safety-Car gerufen haben, aktiv werden. Das passiert sowieso fast jedes Mal."
Auch das Virtuelle Safety-Car (VSC), bei dem die Abstände zwischen den Fahrzeugen identisch bleiben, war keine Option. Es hätte nicht die nötige Lücke im Verkehr geschaffen, um sichere Arbeitsbedingungen für die Streckenposten herzustellen. "Auch wenn die Runden dann mit 30 Prozent von dem Tempo, das unter Normalbedingungen angeschlagen wird, gefahren werden: Es noch immer schnell. Man kann Fahrern nicht total vertrauen, dass sie das Richtige tun", so Whiting.
Die Frage, die sich stellt: Muss eine neue Regel her, um Sicherheit und Fairness unter einen Hut zu bringen? Sebastian Vettel ist überzeugt, dass es sich um ein Problem im System handelt und verweist auf den Ungarn-Grand-Prix 2014, als es zu einer ähnlichen Situation kam (und es die VSC-Regel noch nicht gab): In Budapest lackmeierte die Rennleitung den führenden Mercedes-Piloten Nico Rosberg und seine drei Verfolger - darunter kurioserweise auch damals Bottas und Vettel.
Fotostrecke: Safety-Car im Wandel der Zeit
Erstmals wird das Safety-Car in Kanada 1973 eingesetzt, erst Anfang der 1990er-Jahre kommt es wieder in Mode. Nach dem Grand Prix von Brasilien 1993 kommt es auch beim Horror-Wochenende 1994 in Imola zum Einsatz, wo die zu niedrige Geschwindigkeit später als möglicher Grund für Ayrton Sennas Unglück diskutiert wird, weil die Piloten die Reifen nicht auf Temperatur bringen. Fotostrecke
Auch vor vier Jahren war es Daniel Ricciardo, der sich "kostenlos" frische Reifen abholte und das Feld spielerisch von hinten aufrollte, während sich der Rest auf alten Gummis quälte. Damals allerdings blieb aufgrund eines heftigeren Crashs wenig Spielraum für die Rennleitung, die sofort aktiv wurde - ein Zufall also. Die Analogie zeigt: Situationen wie in Schanghai treten in der Formel 1 offenbar immer wieder auf. Handlungsbedarf sieht Whiting aber nicht und beschreibt die Fälle jeweils für sich als "eindeutig".