Toto Wolff nimmt Strategie-Team in Schutz
Mercedes-Boss Toto Wolff nimmt sein Team nach der falschen Strategieentscheidung in Schutz: Niemand hätte geglaubt, dass die Red-Bull-Taktik die richtige ist
(Motorsport-Total.com) - Selbst Toto Wolff musste zugeben, dass Mercedes heute einen strategischen Fehler gemacht hatte. Hätte man wie Red Bull unter Safety-Car-Bedingungen gestoppt und sich neue Reifen geholt, hätte man das Rennen gewinnen können. Zwar war Valtteri Bottas zu diesem Zeitpunkt schon an der Boxeneinfahrt vorbei, doch Lewis Hamilton befand sich hinter Max Verstappen, der zum Reifenwechsel fuhr und sich frische Softs abholte.
Den Briten hätte man mit einer schnellen Entscheidung sehr wohl zum Stopp holen können, doch bei Mercedes hielt man die Strategie für falsch: "Wir dachten zu diesem Zeitpunkt, dass Streckenposition nützlicher sein würde", sagt der Motorsportchef. Denn in den ersten Runden gab es an der Spitze keine Überholmanöver.
Außerdem hatte der Medium-Reifen von Hamilton zu diesem Zeitpunkt nur etwas mehr als zehn Runden auf dem Buckel. "Unsere Berechnung hat vorausgesagt, dass der Medium bis zum Ende halten würde und dass der Soft-Reifen keinen derartigen Performance-Vorteil verschaffen würde", so Wolff. Die Simulation hatte ausgerechnet, dass die Strategie von Mercedes die schnellste sei.
Mercedes von Red-Bull-Pace überrascht
Doch Red Bull strafte das System Lügen. Auf Soft-Pneus flogen Daniel Ricciardo und Max Verstappen an den Konkurrenten vorbei. "Ich bin nicht sicher, ob Red Bull von seiner Pace überrascht war, aber wir und alle anderen auch waren es", muss Wolff zugeben. Die Red-Bull-Strategie sei daher nicht auf dem Schirm des Teams gewesen. "Niemand im Team - nicht einmal ich selbst - dachte, dass es das Richtige wäre."
Trotzdem möchte der Österreicher seine Strategen in Schutz nehmen. Er verneint, dass man nicht flexibel genug sei, was die Strategien angehe. "Wir haben eine sehr gute Gruppe an Strategen. Man hat gesehen, dass der Undercut für Valtteri sehr gut funktioniert hat", betont der Teamchef. Außerdem sei es schwierig, wenn man insgesamt sechs Autos habe, die um den Sieg kämpfen, anstatt nur zwei wie früher. "Plötzlich gibt es viel mehr Optionen."
Red Bull habe einfach Mut bewiesen und sei am Ende für die Entscheidung belohnt worden. Und auch Lewis Hamilton macht seinem Team keinen Vorwurf: "Wir wären hinter Kimi gefallen und wussten nicht, dass die anderen vor uns kollidieren würden, von daher war es zu diesem Zeitpunkt nicht die richtige Entscheidung", sagt er über einen möglichen Boxenstopp. Das hat sich jedoch im Nachhinein als falsch erwiesen.
Bessere Kommunikation
Ein weiterer Punkt, der bei Mercedes heute im Blickpunkt stand, war die Kommunikation mit den Fahrern. Man glaubt, dass man in Bahrain bessere Chancen gehabt hätte, wenn man die Piloten besser über die Geschehnisse informiert hätte - aus diesem Grund gab es auch ein Kommunikationsmeeting vor dem Rennen in Schanghai.
"Wir wissen, dass manche von uns in Zukunft mehr und besser kommunizieren müssen", sagt Valtteri Bottas. "Heute konnte man häufiger mal den Unterschied merken", so der Finne, der manchmal gerne mehr Informationen hätte. "Ich fühle, dass ich sie brauche", sagt er.
Lewis Hamilton hätte an manchen Stellen jedoch darauf verzichten können. Als man ihn über die Situation von Max Verstappen informierte, interessierte ihn das nicht sonderlich. "Ich habe gesagt: 'Ja, ich kann ihn sehen, er ist genau hinter mir'", empfand es der Brite teilweise als übertrieben, doch Toto Wolff kann es verstehen: "Es ist klar, dass wenn Max Verstappen genau hinter dir ist, du vielleicht nicht so offen für Kommunikation bist."
Doch er sieht das weiterhin als gute Idee an: "Die gesendete Message war die richtige: Dass er (Verstappen; Anm. d. Red.) eine 10-Sekunden-Strafe hat, ging in seinen Kopf, sein Gehirn und hatte wohl die richtigen Konsequenzen."