Toro Rosso: Kampf um WM-Platz sechs schon verloren?
Pierre Gasly und Brendon Hartley nach dem Qualifying zum Formel-1-Saisonfinale in Abu Dhabi ernüchtert - Platz sechs in der Konstrukteurswertung in akuter Gefahr
(Motorsport-Total.com) - Die Toro-Rosso-Piloten Pierre Gasly und Brendon Hartley nehmen das Abschlussrennen der Formel-1-Saison 2017, den Grand Prix von Abu Dhabi, von den Startplätzen 17 und 20 in Angriff. Hartley wird mit einer Rückversetzung um zehn Startplätze bedacht, weil an seinem STR12 auf die Saison gesehen schon das neunte Exemplar der MGU-H eingesetzt wird.
Doch auch ohne die Strafe in Form der Rückversetzung wäre Hartley in der Startaufstellung auf dem Yas Marina Circuit das Schlusslicht, war er doch in Q1 als 20. der langsamste aller Fahrer. Auf Teamkollege Gasly fehlten dem Neuseeländer nach einer "alles andere als optimalen Runde" etwas mehr als 0,7 Sekunden. Im wenig aussagekräftigen Qualifying-Duell der beiden steht es abschließend dennoch 2:1 für Hartley. Den Großteil der Saison fuhren andere Fahrer für Toro Rosso (alle Qualifying-Duelle 2017 im Überblick).
In der Konstrukteurswertung hält Toro Rosso vor dem letzten Saisonrennen am Sonntag mit knappem Vorsprung auf Renault und Haas den sechsten Rang. Sollte das B-Team von Red Bull noch hinter die beiden Verfolger abrutschen, würde dies anhand des Geldverteilungsschlüssels einen Verlust von 6,5 Millionen Dollar bedeuten. Das Problem dabei: Seit einigen Wochen kämpft Toro Rosso mehr mit sich selbst als mit den Gegnern.
Gasly will trotz Sorge um Defekt "volle Banane" fahren
"Ich bin mir nicht sicher, ob unsere Performance hilft, dass ich mich besser fühle", sagt Gasly mit einem Lachen und bezieht sich damit darauf, dass er am Donnerstag körperlich geschwächt an der Strecke ankam. Seine Leistung im Qualifying bezeichnet der Red-Bull-Junior als "das Maximum, was möglich war, aber wenn es dann trotzdem nur für Startplatz 17 reicht, ist das natürlich nicht zufriedenstellend".
Was die Ursache für den Rückstand betrifft, kann Gasly nur mutmaßen. "Ich bin ja erst seit fünf oder sechs Wochenenden dabei. Ich habe mich mit Carlos (Sainz Jr.; Anm. d. Red.) darüber unterhalten und er meinte, dass es wohl mit der Entwicklung zusammenhängt und damit, dass das Team nicht das erreicht hat, was man sich vorgenommen hatte. Hinzu kamen für uns noch diverse Strafen, aber an diesem Wochenende sind wir bislang ohne ausgekommen", so Gasly, der sich mit dem Verweis auf keine Strafe ausschließlich auf seine Seite der Toro-Rosso-Box bezieht.
Allerdings gesteht Gasly auch: "Das Problem für mich ist, dass ich eine alte MGU-H im Auto habe, die mir in Brasilien schon fast kaputt gegangen wäre. Die Frage ist jetzt, wie viel Risiko wir für das Rennen eingehen wollen. Uns ist natürlich klar, dass die Gefahr eines Ausfalls steigt, wenn wir zu viel wollen. Ich habe meinen Jungs jedenfalls gesagt, dass ich volle Banane fahren werde, denn es bringt ja nichts, auf der sicheren Seite zu sein und dann aber nur um Platz 17 zu kämpfen."
Teamkollege Hartley, der sich erstmals im Qualifying-Duell gegen Gasly geschlagen geben musste, hält fest: "Wir tun uns hier von Beginn an schwer. Im Vergleich zu unseren Gegnern sind wir einfach zu langsam. Im Qualifying hatte ich noch dazu eine alles andere als optimale Runde, aber das ändert aufgrund der Rückversetzung nichts am Endresultat. Morgen werde ich kämpfen. Was unser Longrun-Tempo betrifft, sind wir auf dem Level von Haas und Sauber. WM-Punkte werden aber sicherlich schwierig zu erreichen sein."
Kampf um WM-Platz sechs: Gasly sieht schwarz, Team glaubt dran
Was den Kampf um den wichtigen sechsten Platz in der Konstrukteurswertung betrifft, sieht Gasly als Toro-Rosso-Speerspitze von Startplatz 17 kommend schwarz: "Wir müssen den sechsten Platz in der Weltmeisterschaft sicherstellen, aber das liegt nicht in unserer Hand. Wir sind einfach zu langsam. Wir können nur hoffen, dass Force India schnell genug sein wird und dass Hülkenberg Achter wird."
Sollte der angesprochene Nico Hülkenberg, der am Sonntag von Startplatz sieben losfährt, tatsächlich auf Platz acht ins Ziel kommen, würde er vier WM-Punkte für Renault einfahren. Damit würde Renault mit Toro Rosso gleichziehen, wobei Toro Rosso dank des besseren Einzelergebnisses (Platz vier von Carlos Sainz Jr. in Singapur) den Vorzug für die Dollar-Millionen erhalten würde. Haas hat derzeit sechs Punkte Rückstand auf Toro Rosso, tut sich am Abu-Dhabi-Wochenende aber ebenfalls schwer, Akzente zu setzen.
Toro-Rosso-Chefingenieur Jonathan Eddolls fasst abschließend zusammen: "Wir haben das Gefühl, uns heute unter Wert geschlagen zu haben. Aber selbst wenn unser Fokus schon seit geraumer Zeit auf dem nächstjährigen Auto liegt, heißt das nicht, dass wir eine Zielankunft morgen einfach so aufgeben. Wir müssen unsere sechste Position in der Weltmeisterschaft verteidigen. Im Rennen kann alles passieren. Daher glauben wir, dass wir das nach wie vor schaffen können."