Hartley nach Vertrag erleichtert: "War in Brasilien ausgelaugt"
Toro-Rosso-Pilot Brendon Hartley erklärt, wie hart die vergangenen Wochen für ihn waren, wie ihn sein Team entlastet hat und wieso der Druck in Abu Dhabi bleibt
(Motorsport-Total.com) - Brendon Hartleys Marathon hat sich ausgezahlt: Nach acht Rennwochenenden in Folge in unterschiedlichen Zeitzonen darf er sich WEC-Champion nennen, außerdem hat er einen Toro-Rosso-Vertrag für 2018 in der Tasche. "Dass ich jetzt für eine ganze Saison als Formel-1-Fahrer bestätigt wurde, nimmt viel Druck von meinen Schultern", erklärt der Neuseeländer, der die frohe Botschaft vor der Verkündung vor genau einer Woche erhielt.
Ganz befreit ist er aber doch noch nicht. Denn für Toro Rosso geht es dieses Wochenende beim Kampf um Platz sechs in der Konstrukteurs-WM gegen Renault und Haas um mehrere Millionen Euro. "Viel Druck kommt ohnehin von einem selbst", erklärt Hartley, dessen stolzer Vater ihn dieses Wochenende erstmals in einem Formel-1-Auto sehen wird. "Für das Team steht viel auf dem Spiel. Wir müssen schauen, dass wir Platz sechs verteidigen. Der Druck ist also auch durch die Situation des Teams da."
Trotz allem macht Hartley, der seit seinem Sieg beim Petit Le Mans Anfang Oktober pausenlos im Einsatz ist, in Anbetracht der Umstände einen guten Eindruck. Das bestätigt der 27-jährige Ex-Porsche-Werksfahrer. "Ich fühle mich viel frischer als in Sao Paulo, weil ich nicht quer durch 20 Zeitzonen gereist bin. Und ich fühle mich voller Energie."
Hartley gesteht: Wäre früher nicht gerüstet gewesen
Trotzdem gibt Hartley, der nach dem Abu-Dhabi-Wochenende auch beim Pirelli-Test anwesend sein wird, zu: "Ich freue mich auch auf den Urlaub." Der härtesteste Zeitpunkt seines Marathons war für den Toro-Rosso-Piloten das Brasilien-Wochenende: "Einige Male habe ich mich sehr müde und ausgelaugt gefühlt, aber das war vor allem wegen der Zeitzonen." Davor trat er beim WEC-Lauf in China - also am anderen Ende der Welt - an. "Ich habe viel Red Bull getrunken", scherzt er.
Doch war das die härteste Phase in Hartleys Karriere? Hartley gibt keine klare Antwort, weiß aber: "Vor acht oder neun Jahren hätte ich das nicht gepackt. Der Druck, all die unterschiedlichen Belastungen. Ich bin eigentlich ganz zufrieden, wie ich damit umgegangen bin." Die Porsche-Zeit habe ihm mental wie auch physisch sehr gehofen, stellt er klar.
Wie ihm Toro Rosso die Arbeit erleichterte
"Ich hatte das Glück, dass auch die LMP1-Autos sehr schnell sind", so Hartley. "Wir haben sogar einen 36-Stunden-Test gemacht. Daher war ich gerüstet." Die Sitzposition im Toro Rosso, die anders sei als im Porsche, habe sich allerdings bemerkbar gemacht. "Man benutzt andere Muskelpartien." Mit dem Training habe er es in diesen acht Wochen nicht übertrieben, weil ein Muskelaufbau ohnehin nicht möglich gewesen wäre. Daran wolle er nun in der Winterpause arbeiten. "Das Ziel war es, nach all diesen Flügen und der Ermüdung nicht krank zu werden", stellt er klar. "Und die Zeit im Auto ist sowieso das bestmögliche Training."
Generell dankt er auch Toro Rosso für die Unterstützung in der harten Zeit. "Das Team war großartig, denn es hat mich nicht überlastet, wenn es nicht notwendig war. Sie haben versucht, es einfach zu halten. Dieses Wochenende kann ich hoffentlich ein bisschen mehr ins Detail gehen und einen weiteren Schritt nach vorne machen. Ich habe jedes Mal Fortschritte gemacht, habe aber noch viel Arbeit vor mir."