Williams: Weiterentwicklung bringt wieder Fortschritte
Nach den Krisenmonaten ist Platz sieben durch Felipe Massa ein Befreiungsschlag für Williams: Wie wichtig das Ergebnis ist und wie man bei Lance Stroll Geld sparte
(Motorsport-Total.com) - Williams darf endlich etwas aufatmen: Seit dem Österreich-Grand-Prix befand sich die Truppe von Felipe Massa und Lance Stroll in der Entwicklungskrise, doch die jüngsten Teile brachten den Aufschwung. Platz sieben durch Massa bei dessen letztem Heim-Grand-Prix - und damit der Titel Best of the Rest - dient als Beweis.
"Es macht mich zufrieden, dass unser Tempo besser war als das von Renault", meint Williams-Technikchef Paddy Lowe. Die Franzosen, die Platz fünf in der Konstrukteurs-WM ins Visier genommen hatten, kamen mit Nico Hülkenberg und Carlos Sainz auf die Plätze zehn und elf, was auch auf die aktuellen Antriebsprobleme zurückzuführen war. Um Williams doch noch von Platz fünf zu verdrängen, müsste in Abu Dhabi zumindest ein Renault-Pilot gewinnen.
"Sie hatten uns bei der Entwicklung zu Saisonmitte überholt", blickt Lowe zurück. Dass man den Spieß wieder umgedreht hat, führt Lowe darauf zurück, dass Williams nun endlich die vergangenen Probleme gelöst habe: "Der Grund sind einige Entwicklungen, die wir gemacht haben." Renault war zwar im Qualifying vor Williams, fiel aber im Rennen zurück. "Dadurch haben wir unseren Vorsprung auf sie ausgebaut. Mathematisch ist es zwar noch nicht entschieden, aber es sieht ganz gut aus", glaubt auch Lowe inzwischen an Platz fünf in der Konstrukteurs-WM.
Platz fünf ist Williams kaum noch zu nehmen
Toro Rosso ist zwar der direkte Verfolger von Williams, aber auch die kleine Red-Bull-Truppe müsste wegen des Rückstands von 29 Punkten schon zwei Podestplätze in Abu Dhabi einfahren, wenn die Mannschaft aus Grove leer ausgeht. Es müsste also schon ein Wunder geschehen. Doch solange nicht alles in trockenen Tüchern ist, lehnt man sich bei Williams nicht zurück.
Für das Privatteam geht es schließlich um einen Unterschied von mehreren Millionen Euro. "Für uns ist es sehr wichtig, den fünften Platz zu verteidigen", bestätigt Lowe, dessen Team eigentlich sogar höhere Ziele hatte. "Wir hatten gehofft, dass wir uns dieses Jahr besser schlagen würden, aber man muss fair sein und die tolle Arbeit von Force India anerkennen. Sie haben den vierten Platz geholt, auf den wir es abgesehen hatten."
Bei Stroll, der in Interlagos wegen eines Reifenschadens enttäuschender 16. wurde und wegen eines Getriebewechsels nur als 16. startete, zog man übrigens vor dem Start noch in Erwägung, den fünften Verbrennungsmotor der Saison einzubauen und dadurch gleich aus der Box zu starten. Doch beim Kanadier, dessen Vater Lawrence Stroll Williams enorm unterstützt, entschied man sich ausgerechnet aus finanziellen Gründen gegen den Einsatz der neuesten Mercedes-Ausbaustufe.
Williams setzt bei Lance Stroll den Sparstift an
"Wir sind ein Kundenteam, und es wäre unsere Entscheidung, noch einen Motor zu kaufen", erklärt Lowe, wie es zur Entscheidung kam. "Wir wissen ja, dass die Motoren nicht billig sind, und es wäre nur ein geringfügiger Vorteil gewesen, wenn überhaupt."
Stroll hätte zwar in Abu Dhabi eine frische Mercedes-Antriebseinheit gehabt, die auch technisch auf dem neuesten Stand ist, aber das Rennen in Brasilien hätte sich durch den Start aus der Box erledigt gehabt. "Lewis Hamilton kann vielleicht aus der Boxengasse starten und Vierter werden, aber dafür reicht unser Tempo nicht", sagt der ehemalige Mercedes-Technikverantwortliche. Außerdem hatte man Stroll zugetraut, trotz seiner schlechten Startposition in Brasilien in die Punkte zu fahren.
"Wir haben es dieses Jahr schon oft gesehen, dass er von weit hinten kommt und nach der ersten Runde bereits Zwölfter ist", erklärt er. "Und dann ist es nicht mehr weit bis in die Punkteränge." Die Williams-Rechnung ergab also, dass es durch den Nachteil in Brasilien und den Vorteil in Abu Dhabi "wohl auf das Gleiche hinauskommt". Abgesehen von den zusätzlichen Kosten für die neue Antriebseinheit. Und so entschied man sich schließlich dagegen.