Alonso entnervt: "Toro Rosso sollte sich Sorgen machen!"
Trotz seines "besten Wochenendes" ist Fernando Alonso von dem Leistungsdefizit seines Honda-Motors genervt und schickt eine Warnung an Toro Rosso
(Motorsport-Total.com) - Den Titel "Defensiv-MVP" verleiht sich Fernando Alonso nach dem heutigen Formel-1-Rennen in Brasilien selbst. Als MVP wird in vielen Sportarten der wertvollste Teilnehmer ("most valuable player") ausgezeichnet, und Alonso sieht sich heute als besten Defensivkünstler im Feld. Der Spanier sicherte sich in einem Wimpernschlagfinale Rang acht, doch die eigene Auszeichnung darf wieder einmal eher als Kritik an Motorenpartner Honda verstanden werden.
Denn eigentlich wollte sich Alonso heute nicht verteidigen, sondern den Blick eher nach vorne richten, doch weil dem McLaren-Honda auf der Geraden wieder einmal die Leistung fehlte, wurde aus diesem Vorhaben nichts. "Es ist schade, dass wir dieses unglaubliche Leistungsdefizit haben", hadert Alonso mit seinen Mitteln. "Trotz voller Batterie, DRS und allem sind die anderen immer noch schneller."
Der McLaren-Pilot spricht von "40 oder 50 km/h" Unterschied, wenn ein anderes Auto DRS hatte. Sergio Perez (Force India) hing Alonso fast das ganze Rennen über im Nacken, doch der zweimalige Weltmeister verteidigte sich, indem er im DRS-Bereich von Massa hing und so selbst den Klappflügel öffnen durfte, um ein paar zusätzliche Kilometer pro Stunde zu generieren. "Dadurch haben wir die Position gehalten."
Speziell am Ende des Rennens wurde es noch einmal mächtig knapp. Massa, Alonso und Perez lagen innerhalb von einer Sekunde, doch Positionsveränderungen gab es nicht mehr. Perez fehlten im Ziel 0,137 Sekunden auf Alonso, der seinerseits Felipe Massa nicht mehr angreifen konnte - obwohl er mehrfach knapp davor war. "Ich war am Ausgang der letzten Kurve öfters sehr, sehr nah an Felipe dran, doch trotz DRS ist er weggezogen", ärgert sich der Spanier.
"Ich dachte, dass ich ihn jetzt mit DRS überholen werde, aber die Geschwindigkeit heute war alarmierend", schüttelt er den Kopf und wünscht seinen Nachfolgern viel Spaß mit dem unterlegenen Honda-Aggregat: "Die fehlende Leistung sollte für Toro Rosso im kommenden Jahr besorgniserregend sein." McLaren muss nur noch in Abu Dhabi mit den japanischen Triebwerken fahren, bevor man sich 2018 in Richtung Renault verabschiedet.
Fotostrecke: GP Brasilien, Highlights 2017
Die 17 besten Fotos des Grand Prix von Brasilien jetzt durchklicken: Sebastian Vettel feiert seinen 47. Sieg in der Formel 1, letztendlich souverän vor Valtteri Bottas und Teamkollege Kimi Räikkönen. Damit ist dem Ferrari-Star zumindest der Vizetitel kaum noch zu nehmen. Vor Abu Dhabi hat er 22 Punkte Vorsprung auf Bottas. Fotostrecke
Das vorletzte Saisonrennen verlief aus Alonsos Sicht aber versöhnlich. Die vier Punkte waren das zweitbeste Saisonergebnis des Spaniers, mit denen er sich auch wieder an Teamkollege Stoffel Vandoorne vorbeischieben konnte, der Opfer einer Startkollision wurde und ausschied. Abgesehen von den Topspeed-Problemen war es für Alonso somit ein guter Event. "Insgesamt gesehen war es das beste Wochenende", nickt er.
Denn im Grunde war das Ergebnis optimal: Nach Rang sieben in der Qualifikation konnte sich der McLaren-Pilot am Start auf Rang fünf schieben. "Nach dem Safety-Car konnten wir uns nicht gegen Massa verteidigen, und wir wussten, dass Ricciardo und Hamilton unaufhaltsam sein würden. Von daher schmeckt der achte Platz wie ein Erfolg", sagt er. "Wir haben aufgrund mangelnder Zuverlässigkeit viele Punkte verloren, doch heute lief alles gut. Diese Punkte zu holen, ist eine gute Belohnung."
Im Team ist man von Alonsos Leistung ebenfalls angetan: "Fernandos Performance war eine Erinnerung daran, welche konkurrenzfähiges Tier er bleibt", lobt Rennleiter Eric Boullier Alonsos Performance und Wille, an Massa dranzubleiben. Der Franzose ist sich sicher, dass sein Schützling den Brasilianer mit ein paar weiteren Runden noch geknackt hätte, doch dieser winkt ab: "Checo war hinter mir ziemlich stark, von daher bin ich mit der Zielflagge und den Punkten glücklich."