Toro Rosso stärkt Rookies nach Horrorevent: "Gute Arbeit"
Brendon Hartley und Pierre Gasly erleben in Mexiko ein knallhartes Wochenende: Nächster Motorendefekt im Rennen, doch Rückendeckung gibt's vom Teamchef
(Motorsport-Total.com) - Selten hatte Toro Rosso so ein schwieriges Wochenende erlebt wie in Mexiko. Vier Antriebsschäden hatte der Rennstall bis Samstagabend bereits verzeichnet, hinzu kamen Motorenwechsel, die Brendon Hartley und Pierre Gasly in der Startaufstellung weit nach hinten brachten. Im Rennen erwischte es den Neuseeländer dann ein weiteres Mal: Weil Öl in den Auspuff gelangte, ging sein Motor in Rauch auf und beendete Hartleys zweiten Grand Prix.
"Es war ein schwieriger Tag, und ich bin enttäuscht, dass ich nicht bis zum Ende kam", resümiert der Rookie nach dem Wochenende. Hartley konnte durch die Probleme nicht wirklich zeigen, wie sehr er sich im Vergleich zum Debüt in Austin gesteigert hat, doch er selbst spricht von einem "guten Schritt". Den hatte Toro Rosso aus seiner Sicht aber leider nicht mitgemacht - vor allem nicht im Rennen.
Auf einer Runde sah die Pace noch vielversprechend aus, doch im Rennen ging bei den Jungbullen wenig. Das war vor allem der Situation im Grand Prix geschuldet. Hartley wurde durch das plötzliche Langsamfahren von Lewis Hamilton aus der Bahn gebracht und fand sich anschließend im Verkehr wieder. "Überholen war schwierig. Man hat gesehen, dass es im Mittelfeld ziemlich unspektakulär zuging", sagt er.
Mit der Zeit bekam der Neuseeländer jedoch etwas freie Fahrt und konnte sogar auf Stoffel Vandoorne (McLaren) aufholen, bevor sein Wagen den Geist aufgab. Hartley sieht das Positive: Er konnte heute zumindest 30 weitere Runden an Erfahrung sammeln, zudem wäre es von hinten ohnehin ziemlich aussichtslos gewesen, was eine mögliche Punkteplatzierung angeht.
Pierre Gasly: Endlich ein paar Runden
Denn Teamkollege Pierre Gasly wurde im Ziel als 13. abgewinkt - 18 Sekunden hinter dem nächsten Gegner. "Wenn wir das Positive sehen wollen, dann sind wir bis zum Ende gekommen", kratzt sich der Franzose angesichts der Motorenprobleme an diesem Wochenende den Kopf. Der amtierende GP2-Meister hatte ohnehin eine fast unmögliche Aufgabe im Rennen zu leisten. Aufgrund der zahlreichen Defekte konnte er vor dem Start gerade einmal zwölf Runden fahren.
Für einen Piloten im dritten Rennen, der noch nie zuvor auf der Strecke unterwegs war, ist das ein deutliches Handicap. "Wir wussten, dass es ein schwieriges Rennen werden würde, weil wir keine Ahnung vom Set-up hatten. Ich hatte auch keine Ahnung von der Strecke", sagt er. "Wir wollten das Beste aus dem Rennen machen, aber es war nicht einfach. Wir hatten mehr Pace erwartet, aber wir waren im Niemandsland."
Zumindest konnte er im Rennen endlich einmal ohne Probleme fahren und so wertvolle Erfahrung sammeln - und das sogar im direkten Zweikampf mit Sebastian Vettel oder Lewis Hamilton. Doch viel sah er von den beiden Spitzenpiloten eigentlich nicht: "Als Lewis mich überholt hat, war es wie eine Rakete, die auf der Geraden vorbeiging", lacht er. "Man kann sehen, dass sie mehr Abtrieb haben und mehr Geschwindigkeit mitnehmen können."
Franz Tost lobt Piloten-Leistung
Gaslys eigentlicher Aha-Moment kam an diesem Wochenende aber bereits vor dem Rennen - und zwar in einem anderen Auto. Bei der Fahrerparade konnte er nämlich spüren, wie besonders die Formel 1 in Mexiko ist. "Ich war das Auto vor Sergio, von daher konnte ich all die Aufregung auf den Tribünen sehen, als Sergio kam. Das war einfach unglaublich", meint er. "Die Leute haben seinen Namen geschrieben. Das war verrückt. So etwas wie im Stadion habe ich noch nie zuvor erlebt."
Fotostrecke: GP Mexiko, Highlights 2017
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Gerne würde der Toro-Rosso-Pilot die Situation im kommenden Jahr selbst erleben, wenn der Frankreich-Grand-Prix zurück in den Kalender kehrt. Wer dann im Auto sitzen wird, ist noch nicht klar, doch laut Teamchef Franz Tost haben beide Fahrer in Mexiko eine gute Bewerbung abgegeben: "Ich muss sagen, dass Brendon und Pierre gute Arbeit geleistet haben. Wir müssen bedenken, dass sie neu im Team sind und nicht so viele Runden wie geplant fahren konnten", lobt er. "Sie haben definitiv das Beste aus der Situation gemacht."
Vor allem für Hartley war dieser Aspekt wichtig. Er sei in Austin mit der ganzen Sache noch etwas überfordert gewesen, doch mittlerweile fühlt er sich im Auto mit allen Dingen wohl. "Es wird besser und besser", lacht er. Ob es für 2018 reicht, darüber macht er sich keine Gedanken: "Ich versuche nicht zu viele Fragen zu stellen. Ich fokussiere mich einfach darauf, was wichtig ist: das Auto zu fahren, mit dem Team zu arbeiten und mein Vertrauen zu finden."