Formel 1 Mexiko 2017: Kopf-an-Kopf-Rennen der Topteams
Die Freitags-Analyse: Daniel Ricciardo fuhr die schnellste Runde, Lewis Hamilton den besten Longrun - und Sebastian Vettel ging der Bordfeuerlöscher los ...
(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo sicherte sich die Freitagsbestzeit beim Grand Prix von Mexiko (Formel 1 2017 live im Ticker). Der Red-Bull-Pilot meisterte das Autodromo Hermanos Rodriguez in 1:17.801 Minuten und unterbot damit die FT1-Zeit von Valtteri Bottas (Mercedes) um 0,023 Sekunden. Bottas spielte am Nachmittag jedoch keine entscheidende Rolle mehr und belegte in der zweiten Session mit 0,498 Sekunden Rückstand nur den sechsten Platz.
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Daniel Ricciardo sicherte sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Mexiko Zoom Download
"Vielleicht hängt es damit zusammen, dass er gut klarkommt, wenn die Strecke noch 'grün' ist. Am Nachmittag war es wärmer und es hatte mehr Grip. Da war er nicht mehr so schnell", wundert sich 'Sky'-Experte Marc Surer. Während sich Ricciardo über seine Bestzeit freut: "In den Longruns können wir uns noch steigern, aber mit wenig Sprit sind wir dabei. Mercedes kann am Samstag immer noch ein bisschen zulegen. Aber wir sind dran. Zwischen den Topteams sind die Abstände gering."
WM-Leader Lewis Hamilton fehlten in FT2 0,131 Sekunden auf die Bestzeit. Für den Mercedes-Star ermutigend waren aber weniger der absolute Speed als vielmehr das bei den Longrun-Tests angeschlagene Renntempo. Während sich die Ferraris abmühten, überhaupt regelmäßig unter 1:22 Minuten zu kommen, legte Hamilton konstant mittige 1:21er-Zeiten hin, als seine gebrauchten Ultrasofts schon 25 Runden drauf hatten.
Sebastian Vettel (Ferrari) belegte in FT2 den vierten Platz, mit 0,250 Sekunden Rückstand. Sein Longrun war gut, aber nicht auf so hohem Niveau wie jener von Hamilton. Und es gab mal wieder einen Zwischenfall bei Ferrari: Vettels Rennoverall war in eine weiße Flüssigkeit getunkt, als er nach knapp einer halben Stunde ausstieg. Der Verdacht, es handle sich dabei um Batteriesäure, erhärtete sich nicht. Stattdessen war "nur" der Bordfeuerlöscher losgegangen.
"Irgendeine Schraube hat sich gelockert, dann bahnte sich der Druck seinen Weg. War nicht so angenehm", sagt Vettel. Seine Freitags-Zwischenbilanz: "Unser Auto ist gut, aber wir haben noch ein bisschen zu tun." Die Scuderia müsse sich aber noch steigern, wenn sie auf Pole fahren will. Möglich, Zeit zu finden? "Können wir sicher. Aber alle anderen auch", entgegnet Kimi Räikkönen gewohnt wortkarg.
Ein Signal, dass man Ferrari auf der Rechnung haben sollte, lieferte das Ende der Session. Hamilton setzte in der 26. Runde auf seinem Ultrasoft-Reifensatz eine überragende Zeit von 1:21.4 Minuten. So schnell war Vettel bis dahin nicht gewesen. Aber dann legte der Deutsche plötzlich eine Zeit von 1:20.7 Minuten hin, als seine Ultrasofts 15 Runden drauf hatten. Vielleicht hat Ferrari also noch nicht das komplette Leistungspotenzial gezeigt.
Gleiches gilt für Max Verstappen (Red Bull/+0,163), der den dritten Platz in FT2 belegte, an den Longruns aber nicht teilnehmen konnte. Erst meldete er "etwas Merkwürdiges" mit dem Renault-Motor, dann ging er im letzten Abschnitt nicht mehr auf die Strecke. Trotzdem lag er am Ende vor beiden Ferraris. "Es war ein Motorschaden", berichtet Verstappen. "Aber ein alter Motor, also kein Problem."
Mit der Balance des Autos ist er nicht zufrieden: "Ich habe am Morgen neue Teile für 2018 getestet. Da ist es schwierig, am Set-up zu arbeiten. Aber wir sind dabei", sagt der Niederländer. Räikkönen, auch in den Longruns langsamer als Teamkollege Vettel, wurde am Freitag mit 0,341 Sekunden Rückstand Fünfter. An der Spitze liegt also alles eng beisammen - noch enger als bei den vergangenen Rennen.
Die drei Topteams zeigten allesamt starke Phasen, allerdings zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Trainings. Daher ist eine seriöse Prognose für den Rest des Wochenendes schwierig. Das gilt auch für das vordere Mittelfeld. Zwischen P8 und P10 lag weniger als eine Zehntelsekunde. Siebter (und damit "Best of the Rest") wurde Fernando Alonso (McLaren), 0,220 Sekunden vor Lokalmatador Sergio Perez (Force India) und weniger als eine Sekunde hinter der Bestzeit.
Nico Hülkenberg (+0,974) belegte P9 und war heute um 0,285 Sekunden schneller als sein neuer Renault-Teamkollege Carlos Sainz (11.). Zwischen den beiden reihte sich Esteban Ocon (Force India/+1,021) ein, der am Freitagmorgen wegen Alfonso Celis hatte zuschauen müssen. Und Felipe Massa (Williams/+1,405) belegte den zwölften Platz, nachdem er lange Strecken auf Top-10-Kurs gelegen war.
Alarm herrschte bei Toro Rosso, als die Mechaniker von Pierre Gasly (19./+3,944) mit Atemschutzmasken zu Werke gehen mussten. Der Franzose, der FT1 für Sean Gelael ausgelassen hatte, drehte nur zehn Runden. Brendon Hartley hingegen wurde 13. (+1,622). Für ihn endete die Session, als er "etwas Komisches am Ende der Geraden" spürte und an die Box gerufen wurde.
Stoffel Vandoorne (15./McLaren/+2,043) drehte 32 Runden, nachdem er am Freitagmorgen wegen eines Motorwechsels nur drei Runden geschafft hatte. Pascal Wehrlein fiel vom 14. Platz in FT1 auf den 16. Platz zurück. 2,505 Sekunden Rückstand sind für das Sauber-Team aber ein ermutigender Auftakt. Zumal Wehrlein marginal schneller war als sein Teamkollege Marcus Ericsson (18./+2,561).
Und dann war da noch ein Reifenschaden bei Romain Grosjean (20./+7,725), durch den der Haas-Fahrer nur drei Runden absolvieren konnte. Ausgerechnet in der Peraltada-Zielkurve löste sich sein Pirelli links hinten in seine Einzelteile auf - was auch Teile des Bodyworks zerfetzte. Für Grosjean war die Session damit vorzeitig beendet.