Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Force India: Stallregie "so früh wie nie" in einem Rennen
Um das gute Teamergebnis beim Grand Prix von Japan in Suzuka nicht zu gefährden, wurde den Piloten von Force India eine extreme Stallregie auferlegt
(Motorsport-Total.com) - Kein Racing zwischen Esteban Ocon und Sergio Perez: Auch beim fünftletzten Rennen der Formel-1-Saison 2017 in Suzuka blieb Force India seiner bisherigen Marschroute treu. Und Perez bat vergebens darum, an seinem Teamkollegen vorbeigelotst zu werden - das britisch-indische Team setzte wieder einmal knallhart eine Stallregie durch, um das Ergebnis beim Grand Prix von Japan nicht zu gefährden.
© xpbimages.com
Esteban Ocon und sein ständiger Begleiter, Teamkollege Sergio Perez, in Suzuka Zoom Download
Am Ende erzielten Ocon und Perez die Positionen sechs und sieben und sammelten so wichtige WM-Punkte. Es war das drittbeste Resultat von Force India in diesem Jahr. Aber offenbar keines, mit dem die Fahrer besonders gut leben können. Ocon spricht zwar auf Nachfrage von einem "guten Ergebnis" und auch Perez empfindet es als "sehr zufriedenstellend", vor allem aber "aus der Sicht des Teams", wie er betont. Zumindest bei Perez schwingt ein bisschen Frust mit, weil er im Rennen um den teaminternen Platztausch gebeten hatte, der ihm dann aber nicht gewährt wurde.
Perez lag schon früh im Rennen direkt hinter Ocon. "Ich hätte ihn überholen können", beteuert der Mexikaner. Vom Kommandostand kam jedoch eine Absage: "Das Team hat es mir nicht erlaubt. Es gab eine Stallregie." Dabei glaubte Perez, mit Ocon leichtes Spiel gehabt zu haben, hätte er es nur versuchen dürfen. So aber musste er sich fügen und hinter dem Teamkollegen bleiben. "Unterm Strich", sagt Perez, "hat sich für das Team [am Ergebnis] nichts verändert. So gesehen passt es also."
Szafnauer verteidigt die Stallregie
Ganz wohl ist den Beteiligten und auch der Teamführung dabei allerdings nicht. Force-India-Betriebsleiter Otmar Szafnauer etwa meint: "Das ist jetzt unsere Vorgehensweise. Den Fahrern ist das klar. Wir haben es ja auch schon bei früheren Gelegenheiten praktiziert, zum Beispiel mit Hülkenberg und Perez, aber noch nie so früh in einem Rennen. Dieses Mal haben wir die Teamorder wirklich sehr früh ausgegeben."
Fotostrecke: GP Japan, Highlights 2017
Jetzt wird's für Sebastian Vettel richtig schwierig: Lewis Hamilton gewinnt den Grand Prix von Japan und baut seinen Vorsprung in der WM auf 59 Punkte aus. Bei 100 noch zu vergebenden Punkten "ein Riesenschritt", wie Niki Lauda sagt. Fotostrecke
Hintergrund dieser Entscheidung war, dass Force India zwischenzeitlich den Eindruck hatte, Ocon hätte Chancen auf eine Top-3-Platzierung. Diese wollte man wahren, auch wenn die Chance rückblickend doch nicht bestand. Szafnauer erklärt: "Unsere Vorgabe ist: Im Rennen werden keine teaminternen Zweikämpfe ausgetragen. Doch am Kommandostand galt unsere Hauptsorge der Frage, ob wir mit einer Einstopp-Strategie durchkommen würden. Das hatte Priorität für uns."
"Wir mussten also Reifen schonen. Selbst als wir reifentechnisch auf der sicheren Seite waren, hätte uns gegen Rennende eine Safety-Car-Phase in die Suppe spucken können. Dann bist du auf älteren Reifen gewissermaßen wehrlos. Deshalb bist du im mittleren Stint darauf angewiesen, deine Reifen zu schonen. Du weißt eben nie, was noch alles passiert."
Platztausch nicht ausgeschlossen?
"Deshalb gaben wir Esteban das Kommando, Tempo herauszunehmen, die Reifen zu schonen. Auch Checo hat eine solche Ansage bekommen. Zu diesem Zeitpunkt sagte Checo, er könnte schneller fahren als Esteban. Aber Esteban machte genau das, worum wir ihn gebeten hatten", sagt Szafnauer. Das Machtwort aus der Teamführung half also dabei, die beiden Force-India-Fahrer im Zaum zu halten.
Allerdings schließt Szafnauer nicht aus, dass es eines Tages doch wieder freie Fahrt geben wird - oder zumindest einen Platztausch im Rennen: "Wenn wir wirklich einmal um das Podium kämpfen sollten, dann kann man sich das überlegen. Dann muss der Unterschied bei der Geschwindigkeit aber auch so deutlich sein, dass der Hintermann gut vorbeikommt. Sonst ist das ganze Manöver witzlos", meint Szafnauer und fügt hinzu: "Aber das ist alles hypothetisch."