Vom Winde verweht: Böe Schuld an Palmers Dreher?
Für Renault gab es in Malaysia gar nichts zu feiern: Beide Fahrer machten Fehler, Palmer rammt nach einem Dreher auch noch Magnussen aus dem Weg
(Motorsport-Total.com) - Sollte Jolyon Palmer beim Großen Preis von Malaysia 2017 versucht haben, noch irgendein Team für die Formel-1-Saison 2018 sich zu überzeugen, dürfte er in den nächsten Tagen vergeblich auf einen Anruf warten. Nach einem Dreher und einer Kollision beendete er das Rennen auf den Sepang International Circuit auf Rang 15. Trotzdem blieb er damit noch vor Nico Hülkenberg, der acht Runden vor Schluss nochmal an die Box kommen musste. Eine aggressive Strategie ging nach hinten los.
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Satz mit X für Renault: Palmer drehte sich zweimal innerhalb von drei Kurven Zoom Download
Palmers Rennen stand sinnbildlich für das Renault-Team an diesem Tag: Man stellte sich selbst Beine und fiel in längst überwunden geglaubte Muster zurück. Seinen Dreher in Runde 37 schiebt der scheidende Renault-Pilot auf eine Windböe, die ihn erfasst haben soll: "Aus irgendeinem Grund hatten wir massiven Rückenwind. Ich habe viel Anpressdruck verloren. Eigentlich habe ich genauso eingelenkt wie die Runden zuvor auch. Und plötzlich hatte ich kein Heck mehr, das hat mich total überrascht." (Chronologie des Großen Preises von Malaysia 2017)
Seine Chaos-Runde hatte mit dem Dreher in Kurve 14 erst begonnen. Als er wieder losfuhr, geriet er in die Fänge von Kevin Magnussen. Gleichzeitig wollte auch noch Spitzenreiter Max Verstappen beide überrunden. Zwei Kurven später drehte sich Palmer auf der Innenbahn in Magnussen hinein, während Verstappen sich vorbeistehlen konnte. Magnussen ließ keinen Zweifel daran aufkommen, was er von der Aktion hielt. Sein Funkspruch musste zensiert werden, lediglich "Verrückter!" schaffte es ins Fernsehen.
Palmer erklärt, wie es zu dem Unfall kam: "Ich hatte noch überhitzte Reifen von dem Dreher. Verstappen überrundete mich und scherte direkt vor mir wieder ein, deshalb hatte ich wieder keinen Anpressdruck. Ich versuchte noch, den Verlust durch den Dreher so gering wie möglich zu halten. Also, heiße Reifen und keine Aero, da habe ich das Auto erneut verloren. Ich habe ihn dann berührt, als ich mich drehte. Natürlich wollte ich das nicht. Ich bin froh, dass die Stewards nicht eingeschritten sind."
Fotostrecke: GP Malaysia, Highlights 2017
Max Verstappen hat sich seinen ersten "echten" Sieg gewünscht, einen, den er nicht wegen einer Mercedes-Kollision erbt wie in Barcelona 2016. Jetzt hat er ihn! Beim 19. und (vorerst?) letzten Grand Prix von Malaysia triumphiert er vor Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo. Mit einer "perfekten" Fahrt, wie Experte Martin Brundle attestiert. Fotostrecke
Doch auch ohne diese Aussetzer konnten Palmer und das ganze Renault-Team nur von Punkten träumen. "Das ist schon ein bisschen enttäuschend für das Team", kommentiert der 26-Jährige den Verlauf des Wochenendes. "Ich denke, wir müssen an der Qualifying-Pace arbeiten. Im Rennen war es ganz gut. Ich glaube, ich war auch der Schnellere von uns beiden. Ich hatte einen schwachen Start, aber habe dann Sainz und Magnussen überholt. Meine Pace war gut, aber dann war alles umsonst. Der Frust wäre größer, wenn Punkte auf dem Spiel gestanden hätten."
Hülkenberg muss zweimal stoppen
Sehr viel mehr Positives wird auch Nico Hülkenberg nicht berichten können. Das Sommer-Update des Renault R.S.17 hat sich in Malaysia als weitaus weniger scharfe Waffe erwiesen also zuvor. "Ein sehr enttäuschender Sonntag", fasst er es kurz und knapp zusammen. Auch er kam nicht fehlerlos über die Distanz und schoss zum schlechtest möglichen Zeitpunkt einen Bock: In der ersten Runde. Als er zu weit raus rutschte, war sein Schicksal besiegelt: Er fiel zurück bis auf Rang 13. Und einmal im engen Formel-1-Mittelfeld begraben, gibt es kein Entrinnen.
Renault versuchte, dies durch eine sehr aggressive Strategie zu kompensieren: Man holte ihn bereits nach neun Runden zum Boxenstopp rein. Sehr zu seinem Leidwesen reagierte jedoch auch die Konkurrenz in Form von Kevin Magnussen, Felipe Massa, Pierre Gasly, Lance Stroll und Romain Grosjean auf diesen Stopp. Hülkenberg blieb weiter im Verkehr stecken.
"Ich bin beim Versuch, nach vorne zu kommen, einige große Risiken eingegangen", sagt Hülkenberg. Die sich aber auch nicht ausgezahlt haben, wie Cyril Abiteboul darlegt: "Seine Versuche, nach vorn zu kommen, haben den Reifenverschleiß erhöht." Die Quittung folgte acht Runden vor Schluss: Als der Soft-Reifen komplett durch war, musste Nico Hülkenberg ein zweites Mal an die Box kommen. Dadurch fiel er bis auf Platz 16 zurück. Das einzig Positive für Renault war an diesem Tag der Sieg von Red Bull.