Trotz zweiter Startreihe: Wieso Red Bull weiter vom Sieg träumt
Am 20. Geburtstag musste sich Max Verstappen (3.) Mercedes und Ferrari beugen: Welches Geschenk ihm Ricciardo (4.) machte und wieso der Sieg im Visier bleibt
(Motorsport-Total.com) - Kein Geburtstagsgeschenk für Max Verstappen zum 20er: Der Niederländer muss sich trotz des eigentlich starken Red-Bull-Tempos in Sepang sowohl dem Mercedes von Pole-Setter Lewis Hamilton als auch dem Ferrari von Kimi Räikkönen geschlagen geben. Und zwar mit einem Respektabstand von 0,465 Sekunden im Endergebnis. "Wir hätten näher dran sein können, aber wir hätten sie nicht schlagen können", ist Verstappen nicht unzufrieden.
© xpbimages.com
Ein halbes Zehntel als Geschenk: Ricciardo lässt Verstappen den Vortritt Zoom Download
Teamkollege Daniel Ricciardo, der in Q1 und Q2 nicht auf Augenhöhe mit Verstappen war, hatte am Ende als Vierter 0,519 Sekunden Rückstand, verbrauchte aber zwei Supersoft-Sätze mehr als Teamkollege und konnte sich bei seinem zweiten Q3-Versuch nicht verbessern. "Dieses halbe Zehntel war mein Geburtstagsgeschenk an Max", grinst der "Aussie". "Alle fragen mich sowieso, was ich ihm schenke. Von mir bekommt er ein halbes Zehntel, damit ist das erledigt."
Trotz allem glaubt man bei Red Bull weiterhin an einen möglichen Sieg. "Das Podium ist ganz klar angesagt, aber es muss nicht der dritte Platz sein", legt Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber 'Sky' die Latte hoch. "Wir schauen da schon etwas weiter nach vorne. Unsere Longruns waren gut. Man wird sehen, wie der Reifenverschleiß und die Temperaturen morgen sind."
Wiederholung des Vorjahressieges? Was Red Bull Hoffnung gibt
Der Österreicher glaubt, dass vor allem Mercedes verwundbar sein könnte: "Hamilton hat wieder eine seiner tollen Quali-Runden hingelegt, aber wir haben gesehen, dass das Auto rutscht. Und das kann auf eine Renndistanz in Sachen Reifenverschleiß schwierig werden."
Während Verstappen nach dem frühen Aus in Singapur eine Startkollision unbedingt vermeiden will ("Hoffentlich werde ich nicht wieder in die Zange genommen"), träumt Ricciardo von einer Wiederholung des Vorjahressieges: "Ich bin auch im Vorjahr von Platz vier gestartet. Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber es hat funktioniert..."
Zumindest ein Podestplatz "ist definitiv zu haben", zeigt sich auch Ricciardo optimistisch. "Vettel steht ja ganz hinten, und auch Bottas liegt zurück." Ricciardo hat aber auch das erste Freie Training noch nicht vergessen, als man die Konkurrenz auf nasser Piste in Grund und Boden fuhr: "Wenn es regnet, dann sprechen wir vom Sieg. Wir haben jedenfalls alle Chancen auf ein Champagnerbad." Und auch Verstappen bestätigt: "Regen wäre unsere Gelegenheit."
Asphalttemperatur als Zünglein an der Waage
Während die Mercedes-Longruns für Ricciardo die große Unbekannte sind, rechnet er im Rennen vor allem mit einem starken Kimi Räikkönen. "Denn Ferrari ist das einzige Team, dessen Tempo an diesem Wochenende konstant war." Aber auch die Charakteristik des RB13, sorgsam mit den Gummis umzugehen, könnte laut Ricciardo zum Joker werden: "Die Reifen überhitzen hier so stark. Wenn wir damit klarkommen und sie um nur fünf Grad kühler sind, dann ist der Unterschied enorm."
Doch warum fiel Red Bull im Qualifying erstmals an diesem Wochenende auch hinter das bis dahin schwächelnde Mercedes-Team zurück? Es muss an den Temperaturen gelegen haben. Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko hoffte vor dem Qualifying darauf, dass die Quecksilbersäule weiter nach oben steigt - allerdings vergebens: Die Asphalttemperatur bewegte sich im Bereich von 45 Grad, also sieben Grad niederiger als im dritten Freien Training, als Ricciardo direkt hinter den beiden Ferrari noch 0,211 Sekunden Rückstand auf Sebastian Vettel hatte.
Wo die Red-Bull-Piloten im Qualifying patzten
Ein weiterer Grund für den Rückstand: Während sich Ricciardo im zweiten Q3-Versuch nicht verbessern konnte, weil er in Kurve 4 patzte ("Dort hatte ich immer Schwierigkeiten, das Heck stabil zu halten"), patzte Verstappen bei seinem ersten Q3-Versuch. Der Niederländer hatte in der wichtigen Kurve 11, die auf die Gegengerade führt, einen Fehler.
"Das war ein wirklich schönen Quersteher, der ihn eineinhalb bis zwei Zehntel gekostet hat", sagt Marko nicht ohne Bewunderung. Die Sektorzeiten belegen: Der 20-Jährige war in seiner verpatzten Runde tatsächlich in den ersten beiden Sektoren um 0,072 Sekunden schneller als beim zweiten Versuch und ließ dann durch den Fehler 0,156 Sekunden liegen.
Trotz allem ist auch Verstappen mit dem Qualifying und seiner Startposition nicht unzufrieden. Das liegt vor allem an seinem mäßigen Samstag-Vormittag: "Da hatte ich große Probleme mit der Balance meines Autos. Überhaupt war das Wochenende ein ziemliches Auf und Ab, was meine Zufriedenheit mit dem Auto angeht."