Pierre Gasly: Hätte Carlos Sainz auf Anhieb schlagen können
Pierre Gasly hielt sich mit eineinhalb Zehntelsekunden Rückstand auf Carlos Sainz beim Formel-1-Debüt schadlos - Woran die kleine Sensation letztlich scheiterte
(Motorsport-Total.com) - Das war ein Debüt nach Maß: Pierre Gasly hat beim Großen Preis von Malaysia 2017 ein starkes Qualifying hingelegt. Der letzte Meister der GP2-Serie reihte sich im Qualifying nur 0,156 Sekunden hinter seinem erfahreneren Teamkollegen Carlos Sainz ein. Dabei ist er sich sicher: Er hätte Sainz sogar schlagen können. Doch der junge Franzose blieb auf seiner Outlap in Q3 in einem Zug stecken und konnte seine Reifen nicht richtig anwärmen. (So lief das Formel-1-Qualifying zum Großen Preis von Malaysia 2017)
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Pierre Gasly überzeugte beim Formel-1-Debüt mit Toro Rosso im Qualifying Zoom Download
Die Krux im letzten Q3-Anlauf war, dass beide McLaren- und beide Toro-Rosso-Piloten unmittelbar hintereinander auf die Strecke gingen. Durch die Bremserei auf der Gegengeraden, um Abstand nach vorne zu gewinnen, geriet der Aufwärmplan für die Reifen durcheinander. Fernando Alonso klagte über dasselbe Phänomen. Gasly ging mit zu kalten Reifen auf seine fliegende Runde.
"Ich habe zweieinhalb Zehntelsekunden allein bis Kurve fünf verloren", zeigt der 21-Jährige auf. "Ich habe dann im letzten Sektor etwas gewonnen und lag dann eine Zehntelsekunde hinter meiner persönlichen Bestzeit." Der Tenor ist klar: Gasly ist sich sicher, dass er Sainz gleich beim Debüt durchaus hätte schlagen können. (Ergebnis des Qualifyings zum Großen Preis von Malaysia 2017)
Lob von Helmut Marko
Tatsächlich war sein erster Sektor in der entscheidenden Runde in Q2 0,170 Sekunden langsamer als seine beste erste Sektorzeit. Was er dabei allerdings zum Zeitpunkt des Interviews wohl noch nicht wusste: Auch Sainz verlor auf seiner zweiten fliegenden Runde 0,173 Sekunden im ersten Sektor auf seine persönliche Bestzeit. Der Spanier wurde genauso hinter den McLaren eingeklemmt.
Doch wie man es dreht und wendet: Pierre Gasly hat bei seinem ersten Formel-1-Qualifying überzeugt. "Dafür, dass er das erste Mal im Auto gesessen ist, war das eine tadellose Leistung", urteilt der sonst so kritische Helmut Marko bei 'Sky'. Selbst Sainz bescheinigt ihm einen "guten Job". Überrascht zeigt sich der angehende Renault-Werksfahrer aber nicht: "Er hat sich so schnell auf die Formel 1 eingestellt wie ich es erwartet habe. Schnelle Fahrer können sich schnell auf ein Auto einstellen. Wir sind die 20 besten Fahrer der Welt und Pierre ist definitiv einer von ihnen."
Und so gibt er sich alle Mühe, das starke Debüt seines neuen Teamkollegen zu relativieren: "Ich erinnere mich an mein erstes Qualifying in der Saison 2015. Ab Q2 war ich am absoluten Limit des Autos. Es überrascht mich also nicht, ihn so nahe bei mir zu sehen. Es freut mich für ihn." Mit Rat und zur Seite stehen wird er ihm nicht: "Ich sehe, dass er die Formel 1 versteht. Er hat viele Testfahrten mit Red Bull absolviert. Er weiß, wie das Auto funktioniert und wie man den Ingenieuren Feedback gibt. Er hat bereits zwei bis drei Jahre Erfahrung - er war einfach bereit für diesen Schritt."
Pierre Gasly selbst ist mit seiner Leistung trotz des Pechs im Reinen: "Es war positiv. Ich habe versucht, mein Bestes zu geben und so schnell wie möglich zu lernen, sowohl im Training als auch im Qualifying. Besonders in Q1 fühlte ich mich wohl. Da haben wir einen großen Schritt am Auto gemacht und ich fühlte mich deutlich wohler als im dritten Freien Training. Ich fühle mich mit jeder Runde besser."
Toro Rosso in Malaysia chancenlos
Überrascht hat ich nur eine Sache: "Ich habe kaum Druck gespürt, als ich erst einmal im Auto gesessen habe. Es fühlt sich so gut an, weil ich genau da bin, wo ich seit meiner Kindheit landen wollte. Als ich aus der Box fuhr, war ich in Gedanken bereits beim Aufwärmen der Reifen. Das stellt mich sehr zufrieden. Ich hatte Druck von Red Bull, seit ich in deren Programm bin. Das hat mir definitiv geholfen, die Situation heute zu meistern."
Von seiner Leistung ist er hingegen weniger überrascht: "Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, was ich erwarten sollte. Ich spürte, dass es immer besser wurde, aber schlussendlich bin ich sehr zufrieden. Carlos ist ein sehr schneller Fahrer, es war mein erstes Qualifying in der Formel 1 und ich habe das Gefühl, dass ich mein Bestmögliches gegeben habe. Ich hätte es noch besser machen können, aber das gilt wahrscheinlich für alle Fahrer. Und es gibt noch Raum für Verbesserungen beim Auto."
Während Gasly mit sich zufrieden sein kann, kann es das Toro-Rosso-Team kaum: So waren die Zeiten von Sainz und Gasly in Q2 die langsamsten. Selbst mit ihren besten Sektoren hätte es nicht gereicht, von den Positionen 14 und 15 wegzukommen. "Uns fehlt die Pace, um in den Top 10 zu kämpfen", bleibt Gasly auf dem Boden. Auch Sainz rechnet sich nicht allzu viel aus: "Wir waren quasi das gesamte Wochenende über auf den Plätzen 14 und 15. Es gibt keinen Schwachpunkt, der heraussticht. Es fehlt einfach ein bisschen Pace."