Lob für die Rennleitung: Freier Regenstart "fair" und "richtig"
War die Rennleitung bei Regen zuletzt meist zu vorsichtig, hat sie nach Ansicht der Beteiligten in Singapur alles richtig gemacht - trotz des heftigen Startunfalls
(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren wurde die Rennleitung um Charlie Whiting häufig für ihre Übervorsicht kritisiert. Bei Regen wurde der Start gerne verschoben oder aus Sicherheitsgründen hinter dem Safety-Car durchgeführt. Am Sonntag in Singapur ließ man die Fahrer jedoch gewähren und entschied sich trotz nasser Bedingungen zu einem regulären Start - und kassierte einen der größten Startunfälle der vergangenen Jahre, der drei "Big Player" schon in der ersten Runde aus dem Rennen nahm.
Trotzdem herrscht im Formel-1-Zirkus überwiegend die Meinung, dass es richtig war, den Start normal durchführen zu lassen. "Vielleicht sind die Ferrari-Fans sauer, doch gleichzeitig dürften einige Mercedes-Fans glücklich sein", meint Force-India-Betriebsdirektor Otmar Szafnauer, "aber es war die richtige Entscheidung."
Denn der Startunfall habe nichts mit den Bedingungen zu tun gehabt, meint auch Rennsieger Lewis Hamilton, der natürlich von dem Startchaos profitierte und seine WM-Führung weiter ausbauen konnte. Der Brite hält den Vorfall einfach für einen Rennunfall und meint, dass es im Grid ohnehin gar nicht so nass gewesen sei. Und Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve schließt sich an: "Das hätte auch im Trockenen passieren können. Mit Nässe hatte das gar nichts zu tun."
Fotostrecke: GP Singapur, Highlights 2017
Wie gewonnen, so zerronnen: Als Favorit ins Wochenende gestartet, platzt Sebastian Vettels Traum vom fünften Sieg in Singapur schon am Start. Jacques Villeneuve findet: "Daran ist nur er selbst schuld. So fahren die Jungs in der Formel 3." In der WM fehlen sechs Rennen vor Schluss plötzlich 28 Punkte auf Lewis Hamilton. Fotostrecke
Die Entscheidung zeigt aber auf jeden Fall die großzügigere Linie, die die Rennleitung seit dieser Saison fährt. Vor der Saison 2017 wurde beschlossen, auch bei Regen stehende Starts zu unternehmen. Diese Regelung kam am Sonntag aber übrigens nicht zum Einsatz, denn die besagt, dass sich das Feld nach Abbiegen des Safety-Cars normal aufstellt. Bernd Mayländer kam aber ursprünglich nicht zum Einsatz - es war also ein normaler Start wie sonst im Trockenen auch.
Hamilton ist dabei sogar froh, dass es ein normaler Start war, denn er hätte einen fliegenden Start für schlimmer gehalten, "weil dann so viel mehr Gischt ist, dass es viel gefährlicher gewesen wäre", wie er sagt. Die Gischt war zu Beginn im Übrigen das Hauptproblem der Fahrer. Auf der Einführungsrunde konnte man sehen, dass viele Fahrzeuge im Spray verschwinden. "Ich war Dritter und hatte nicht viele Autos vor mir, trotzdem war die Gischt ziemlich stark", meint Daniel Ricciardo.
Deswegen kein Rennen zu fahren, hätte der Red-Bull-Pilot aber übertrieben gefunden. Zwar war die Sicht schlecht, doch das eigentliche Problem im Regen war nicht so schlimm - Aquaplaning. "Das war kein Thema", sagt der Australier, "von daher wären wir auf jeden Fall gefahren." Valtteri Bottas stimmt zu: "Wenn man nichts sieht, ist es okay, solange man weiß, dass niemand quer auf der Strecke steht - bei Aquaplaning kann das passieren", so der Finne. In Singapur sei es aber im Rahmen gewesen.
Und so ist sich die Formel-1-Welt endlich einmal einig, dass die Rennleitung im Regen die richtige Entscheidung getroffen hat. Zu fahren war okay, stehend zu starten war auch okay. "Es ist natürlich unglücklich für die Jungs, die in den Unfall verwickelt wurden", merkt Ricciardo an, "aber ich denke nicht, dass sie die Schuld auf die Stewards oder Charlie schieben können. Es war alles perfekt fair und in Ordnung."