Trotz leichter Probleme: Force Indias WM schon durch?
Sergio Perez trauert einem Podiumsplatz hinterher, Esteban Ocon erlebt verregnet Geburtstag - Doch Force India ist als Viertbestes Team jetzt kaum noch aufzuhalten
(Motorsport-Total.com) - Force India reist aus Singapur mit elf Punkten ab. Zehn davon hat Sergio Perez mit seinem fünften Platz geholt. Der Mexikaner, dessen Vertrag am Sonntag um ein Jahr verlängert wurde, hätte in dem Chaosrennen bei Nacht gerne auf dem Podium gestanden. Am Ende kam er zweieinhalb Sekunden hinter dem Toro Rosso von Carlos Sainz ins Ziel. Esteban Ocon erlebte einen verregneten Geburtstag, bei dem er nicht mehr als Platz zehn herausholen konnte.
Mit nur noch sechs Rennen in der Fromel-1-Saison 2017 kann das Team mit dem Ergebnis aber zufrieden sein. Mit insgesamt 124 Punkten sind sie das viertbeste Team in der Konstrukteurswertung. Auf Williams als nächstbeste Mannschaft haben sie bereits einen Vorsprung von 65 Zählern. "Wir müssen schon etwas komplett vermasseln und andere etwas Besonderes schaffen, um diese Lücke in sechs Rennen zu schließen", sagt der stellvertretende Teamchef Robert Fernley. "Aber alles ist möglich."
"Es war einfach schwierig, das Auto auf der Strecke zu halten", sagt Perez über einen Grand Prix, bei dem es schon von Beginn an rund ging. Die ganze Startaufstellung profitierte vom Startcrash zwischen Vettel, Verstappen und Räikkönen - Force India auch noch vom Unfall Fernando Alonsos. Von Startplatz zwölf wurde Perez also schon einmal nach vorne gespült.
Warum Perez ans Podium glaubte
Das Glück hielt allerdings nur kurz. Denn Perez gehörte zu den wenigen, die auf vollen Regenreifen gestartet waren. "Das zweite Safety-Car kam zum falschen Zeitpunkt", erklärt er. "Die Leute auf dem Intermediates-Reifen sind draußen geblieben und da haben wir schon zwei Plätze verloren. Die konnten wir auch nicht mehr zurückholen." Ansonsten wäre seiner Meinung nach eine Podiumsplatzierung drin gewesen, denn auch Nico Hükenbergs Ausfall kam ihm zugute. Er überquerte die Ziellinie 16,5 Sekunden hinter Valtteri Bottas.
Dass es zum ersten Regenrennen in Singapur kam, hatte Ocon eigentlich gefreut. Er hatte gehofft, sein bisher schwaches Wochenende könnte sich drehen. Gestartet war er nur von Platz 14. Der Franzose, der am Sonntag seinen 21. Geburtstag feierte, klagt: "Sogar im Regen hatten wir Probleme. Das war in Monza nicht so. Wir müssen untersuchen, was da los war, damit wir in Malaysia zurückschlagen können."
"Er hätte ein bisschen mehr Pace gehen können und wir hätten die Strategie ein bisschen besser hinbekommen können", nimmt Fernley seinen Schützling ein wenig die Schuld. Betriebsdirektor Ottmar Szafnauer gibt außerdem zu bedenken: "Das ist sein 46. oder 47. Formelrennen in Folge, dass er beenden konnte. Das muss man auch mal sehen."
Team nimmt Ocon in Schutz
Auch Ocon war auf Regenreifen gestartet. Er legt sogar noch einen Stopp mehr ein als Perez, um am Ende mit frischen Ultrasofts noch einmal angreifen zu können. Zwischen ihm, Romain Grosjeans Haas vor ihm, und Felipe Massas Williams hinter ihm blieb es bis zum Schluss eng und spannend. Hätte man Ocon am Ende eine Runde früher gestoppt, wäre man womöglich an Grosjean vorbeigekommen, räumt Technikchef Andy Green ein.
"Wenn man bedenkt, von wo wir gestartet sind, sind elf Punkte ein gutes Ergebnis für uns", so Fernley. Insgesamt hatte Force India aber auch Glück. Allein, dass das Rennen frei und nicht hinter dem Safety-Car gestartet wurde, ist für die moderne Formel 1 ungewöhnlich und hat schließlich auch zu dem Startcrash geführt.
Fotostrecke: GP Singapur, Highlights 2017
Wie gewonnen, so zerronnen: Als Favorit ins Wochenende gestartet, platzt Sebastian Vettels Traum vom fünften Sieg in Singapur schon am Start. Jacques Villeneuve findet: "Daran ist nur er selbst schuld. So fahren die Jungs in der Formel 3." In der WM fehlen sechs Rennen vor Schluss plötzlich 28 Punkte auf Lewis Hamilton. Fotostrecke
"Für mich war es in Ordnung, ich habe Plätze gut gemacht", meint Ocon. "Die Fans wollen eine Show sehen. Natürlich wünschen wir keinem einen Crash, aber ich gebe der Rennleitung keine Schuld." Auch Szafnauer betont: "Das war genau richtig! Einige Ferrari-Fans sind jetzt vielleicht traurig, aber gleichzeitig sind ein paar Mercedes-Fans sehr glücklich. Es hätte ja auch anders ausgehen können."
Für Force India ist es noch einmal gut ausgegangen. Und schon in Malaysia soll es auch wieder besser gehen. Für den Rest der Saison sind rechnerisch noch 258 Punkte für ein Team zu holen - rechnet man die die Top-6-Plätze für die Topteams ab, sind es für den Rest des Feldes nur noch 60. Unter normalen Umständen muss Force India also nicht mehr zittern.