• 16. September 2017 · 16:04 Uhr

Formel 1 Singapur 2017: Vettel auf Pole, Hamilton nur Fünfter!

Sebastian Vettel besiegt im entscheidenden Moment die favorisierten Red Bulls und holt sich beim Nachtrennen eine der wichtigsten Pole-Positions seiner Karriere

(Motorsport-Total.com) - Zwei Wochen nach der deutlichen Abfuhr gegen Mercedes ausgerechnet beim Heim-Grand-Prix in Monza hat Sebastian Vettel im Nacht-Qualifying zum Grand Prix von Singapur (Formel 1 2017 live im Ticker) zurückgeschlagen. Der Ferrari-Pilot sicherte sich auf dem kurvenreichen Stadtkurs mit einem neuen Streckenrekord von 1:39.491 Minuten die Pole-Position.

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Max Verstappen, Polesetter Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo in Singapur Zoom Download

Und die ist doppelt wertvoll, weil Überholen in Singapur extrem schwierig ist und WM-Rivale Lewis Hamilton (Mercedes) nur auf dem fünften Startplatz steht. Entsprechend groß ist die Freude bei Vettel, zumal nach inkonstanten Trainingsleistungen eher die Red-Bull-Fahrer favorisiert worden waren: "Ich bin überglücklich, dass wir es auf die Reihe bekommen haben. Das Auto wurde mit Fortdauer der Nacht immer besser", strahlt Vettel.

Dabei hatte es in Q1 noch so ausgesehen, als würde sich Ferrari bei kühleren Asphalttemperaturen als am Nachmittag schwerer tun als Mercedes. Während die roten Renner auf P11/12 standen, sicherte sich Hamilton immerhin Rang sechs. "Wir hatten heute Nachmittag auch Probleme", räumt Vettel ein. Es sei dann aber ein tolles Gefühl gewesen, als er spürte, dass das Auto in Q3 "lebendig" wurde.

Während sich Vettel im zweiten Q3-Run noch von 1:39.669 auf 1:39.491 Minuten steigerte, konnte Hamilton (von 1:40.192 auf 1:40.126 Minuten) seinen fünften Platz nicht mehr verbessern. Auf Kimi Räikkönen (4./Ferrari) fehlten ihm 0,057 Sekunden, obwohl der "Iceman" seine entscheidende Runde verpatzte. Rückstand auf Vettel: 0,635 Sekunden - und auch der touchierte auf seiner schnellsten Runde die Mauer leicht.

Was Mercedes-Boss Niki Lauda mehr beunruhigt als die dritte Startreihe, "ist der Zeitunterschied. Der ist zu groß für mich." Auch wenn er vorher schon wusste, dass Singapur kein Terrain für den Silberpfeil mit dem langen Radstand sein würde. Daher könne man jetzt auch "nix" gegen den Rückstand unternehmen: "Es ist, wie es ist. Es wird unter normalen Bedingungen schwierig, auf das Podium zu kommen."

An Hamiltons fahrerischer Performance lag das nicht. Dem sechstplatzierten Teamkollegen Valtteri Bottas brummte er eine Packung von sieben Zehntelsekunden auf. "Ich bin um mein Leben gefahren. Ich hätte nicht gedacht, dass so viel fehlen würde", seufzt der WM-Leader (drei Punkte Vorsprung auf Vettel). "Ich habe das Auto wie eine Zitrone ausgequetscht, bis kein Tropfen Saft mehr übrig war. Ich habe jede Millisekunde rausgeholt."

Seine große Hoffnung: "Vettel hat Verstappen neben sich. Da kann am Start alles passieren." Red-Bull-Teamchef Christian Horner bestärkt Hamilton darin, wenn er sagt: "Wir haben nichts zu verlieren. Seb fährt um die Meisterschaft." Und auch Max Verstappen selbst, nach Bestzeit in Q1 und Q2 im entscheidenden Q3 um 0,323 Sekunden geschlagen, gibt sich kämpferisch: "Es wird schwierig, ihn zu überholen. Am ehesten geht's noch in der ersten Runde."

Dass Red Bull am Ende des Qualifyings einmal mehr das Nachsehen hatte, schiebt das österreichisch-britische Team auf die Extra-Power, die Ferrari und Mercedes für eine Runde freisetzen können, Renault aber nicht: "Sie sind auf den Geraden um fünf km/h schneller als wir", analysiert Horner. Immerhin hat er für das Nachtrennen mit Daniel Ricciardo (3./+0,349) ein zweites heißes Eisen im Feuer.

Ricciardo ist nach wie vor selbstbewusst, obwohl er gegen Verstappen zum ersten Mal in Singapur von einem Teamkollegen geschlagen wurde: "Ich muss das jetzt so hinnehmen", sagt er, "aber ich bin immer noch zuversichtlich, dass ich morgen gewinnen werde!" Zumal er in allen Freien Trainings den schnelleren Eindruck hinterließ als Verstappen und nur schwächelte, als es auf die Startpositionen ankam.

Spannend war indes der Kampf um den siebten Platz. Die McLaren-Fahrer Fernando Alonso (+1,688) und Stoffel Vandoorne (+1,907) lagen nach der ersten Zwischenzeit noch zwei Zehntelsekunden vor Nico Hülkenberg (+1,522), trotzdem hatte der Renault-Pilot das bessere Ende für sich und wurde wie angestrebt "Best of the Rest". Keine Chance hatte in Q3 Carlos Sainz: Der Toro-Rosso-Pilot wurde abgeschlagen Zehnter.

Force India, als Highspeed-Wunder nicht unbedingt Singapur-Spezialist, verpasste trotz "Stegosaurus"-Flügelchen den Einzug ins Q3. Sergio Perez wurde Elfter, mit leichtem Schnitzer auf seiner schnellsten Q2-Runde, Esteban Ocon 14. Zwischen die beiden reihte sich Daniil Kwjat (Toro Rosso) ein. Und Romain Grosjeans (Haas) Kampf mit den Brembo-Bremsen (zweimal Notausgang, einmal Mauerkuss) endete auf P15.

Ohne Chance war einmal mehr das Schweizer Sauber-Team: Pascal Wehrlein wurde 19., Marcus Ericsson (Grid-Strafe wegen Getriebewechsel) 20. und Letzter. Zwischen den beiden lag eine halbe Sekunde, auf Lance Stroll (18./Williams) fehlten drei Zehntelsekunden. "Meine letzte Runde war ganz gut", findet Wehrlein, der bei einer kleinen Schrecksekunde Glück hatte: "Da ist mir die Strecke ausgegangen ..."

Auch die beiden Williams-Fahrer erwischte es bereits in Q1. Stroll leistete sich einen kleinen Fahrfehler, als er die Mauer touchierte, und Felipe Massa (17.) rutschte in der letzten Kurve seiner schnellsten Runde von der Ideallinie weg. "Übersteuern", funkte er. Bereits zuvor hatte er sich einen Reifen an der Mauer kaputt gefahren. Doch so langsam, wie der Williams dieses Wochenende war, wäre Q2 auch im besten Fall in weiter Ferne gelegen.

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