• 13. September 2017 · 09:13 Uhr

Rennvorschau Singapur: Mercedes kommt zum Angstrennen

Nach der beeindruckenden Dominanz von Monza kommen Lewis Hamilton & Co. an den Ort einer ihrer größten Niederlagen - Holt Vettel die WM-Führung zurück?

(Motorsport-Total.com) - Wendet sich das Blatt in der Formel 1 nach der Mercedes-Show in Monza? Die Chancen stehen gut, denn mit dem Großen Preis von Singapur steht am kommenden Wochenende ein Rennen auf dem Programm, das in völligem Kontrast zum Lauf auf der Turbostrecke in Italien steht. Singapur bedeutet Hitze, Ausdauer, Konzentration, nah stehende Mauern, hohes Safety-Car-Potenzial und vor allem ein Profil, das Mercedes nicht entgegenkommen könnte.

"Bislang hat sich das Blatt in dieser Saison je nach Streckentyp gewendet. Oberflächlich betrachtet, gehört Singapur zu der Art Strecken, die sowohl Ferrari als auch Red Bull entgegenkommen sollte", stapelt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff tief. "Beide haben starke Leistungen auf langsamen Strecken gezeigt, auf denen es auf maximalen Abtrieb ankommt. Gleichzeitig machten derartige Strecken uns das Leben in dieser Saison schwerer."

Die Silberpfeile sehen sich in dem asiatischen Stadtstaat nur als dritte Kraft. Schon andere langsamere Kurse wie Monaco oder Budapest haben bewiesen, dass Mercedes in diesem Metier Nachholbedarf hat. Zum einen kann man seinen Motorenvorteil anders als in Monza nicht ausspielen, zum anderen konnte man vor allem die Reifen nicht so nutzen, wie man das wollte. "Es wäre vermessen zu glauben, wir hätten diese Probleme seit Budapest gelöst", wird ein Mercedes-Ingenieur bei 'auto motor und sport 'zitiert.

Baut Vettel seine Rekordmarke aus?

Demnach wird es den Silberpfeilen vor allem auf Schadensbegrenzung ankommen. Lewis Hamilton hat sich gerade erst die WM-Führung von Sebastian Vettel geholt und liegt erstmals in dieser Saison vor dem Deutschen. Weil es aber gerade einmal drei Punkte sind, könnte die Führung theoretisch wieder wechseln.

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Gewinner-Gen: Sebastian Vettel ist der Rekordsieger in Singapur Zoom Download

Ferrari war in Monaco und Budapest deutlich stärker als Mercedes und konnte die Silberpfeile zuletzt auch auf einer ihrer vermeintlichen Topstrecken - in Spa-Francorchamps - ärgern. Da störte es Vettel in Monza auch nicht, dass er vor den Heimfans keine Chance hatte und "nur" Dritter wurde. Er betonte vielfach, dass er für den Endspurt zuversichtlich sei und dass von Ferrari noch viel kommen werde.

Wie man in Singapur gewinnt, weiß ohnehin niemand besser als der Heppenheimer. Mit vier Erfolgen (2011, 2012, 2013 und 2015) ist Vettel Rekordsieger auf dem Stadtkurs und wird diesen Titel auf jeden Fall auch am Sonntag verteidigen. Bei seinem letzten Triumph 2015 wurde bislang am deutlichsten sichtbar, wie verwundbar Mercedes in Singapur ist: Hatten sie die Saison bislang nach Belieben dominiert, wurden Lewis Hamilton und Nico Rosberg im Qualifying abgeschlagen Fünfter und Sechster - im Rennen folgte ein Ausfall und ein vierter Platz.

Geheimfavorit Red Bull

"2015 machten wir in Singapur eine der schmerzlichsten Erfahrungen der vergangenen Saisons", weiß Toto Wolff und will auf eine Wiederholung verzichten. Zumal die Silberpfeile schon 2014 und 2016 gezeigt haben, dass sie auch auf dem Marina Bay Street Circuit siegfähig sein können - jedoch war Ferrari in diesen Jahren deutlich weiter weg als in der aktuellen Saison. Von Augenhöhe konnte damals keine Rede sein.


Ricciardo vor Singapur: "Ein sehr langes Rennen"

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Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo erklärt die Herausforderungen, die beim Nachtrennen in Singapur auf ihn warten Weitere Formel-1-Videos

Doch nicht nur die WM-Rivalen Ferrari und Mercedes schielen am kommenden Wochenende auf den großen Erfolg, auch Red Bull rechnet sich in Singapur große Chancen auf den Sieg aus. Der Rennstall sammelte durch Motorenwechsel in Monza extra eine ganze Strafenschar auf, um unvorbelastet zum Nachtrennen zu reisen, weil man sich dort gute Möglichkeiten ausrechnet, nach Baku den zweiten Saisonsieg einzufahren.

Mit dem Chassis des RB13 ist auf verwinkelten Kursen immer zu rechnen, zudem fällt das Defizit des Renault-Antriebs nicht so ins Gewicht. Verlassen kann sich der Rennstall auf Daniel Ricciardo, der auf Stadtkursen schon einige Male zu glänzen wusste und weiß, wie man die nötige Portion Risiko gezielt einsetzt, um nicht in der Wand zu hängen. Max Verstappen ist der Gefahr eher ausgesetzt, doch nach den jüngsten Enttäuschungen will der Niederländer alles daran setzen, ein starkes Ergebnis zu erzielen.

Nacht und Hitze als besondere Faktoren

Viel dürfte daran hängen, wer mit den zahlreichen Herausforderungen in Singapur am besten umgehen kann. Zwar fällt der Startschuss nach der hierzulande bekannten Zeit um 14 Uhr, doch in Singapur ist es dann bereits 20 Uhr und die Sonne untergegangen. Im Flutlicht ist es für die Fahrer zwar taghell, trotzdem muss sich der Körper umstellen. Damit das so leicht wir möglich fällt, bleiben die Piloten im Europarhythmus und gehen erst mitten in der Nacht schlafen, bevor sie gegen Mittag aufstehen.

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Zwei Stunden bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit werden anstrengend Zoom Download

Doch während das noch ein geringes Problem darstellt, sind die Wetterbedingungen eine größere Herausforderung. Sie verlangen alles von den Fahrern ab. Auch in der Nacht sollte das Thermometer 26 Grad Celsius nicht unterschreiten, hinzu kommt eine dauerhafte Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent, die die Fahrer ins Schwitzen bringt. Kommt jetzt noch eine Renndauer von gut zwei Stunden (oder manchmal auch drüber) hinzu, weiß man, wie groß die Anstrengung für die Fahrer ist. Und wenn dann noch der Regen hinzukommt ...

... dann dürften sich im Normalfall die Mittelfeld-Teams freuen, die im meist chaotischen Singapur ohnehin die Chance auf eine Überraschung wittern. Speziell bei McLaren fiebert man dem Wochenende entgegen, weil man sich dort gute Möglichkeiten ausrechnet. Ähnlich wie bei Red Bull spielt das schwächere Aggregat im Heck keine große Rolle, und wie die Bullen hat man seine Strafen in weiser Voraussicht in Monza kassieren lassen - auch wenn nach dem Aus von Stoffel Vandoorne in Italien nicht hundertprozentig klar ist, ob man nicht doch noch etwas am Honda-Motor wechseln muss.

Trumpft McLaren endlich auf?

Was McLaren auf einem Kurs mit viel Abtrieb zeigen kann, hat man in Ungarn bewiesen, als Fernando Alonso einen starken sechsten Platz einfahren konnte. Der Spanier ist zudem einer von nur vier Gewinnern auf dem Marina Bay Street Circuit und möchte endlich einmal wieder in vordere Gefilde vorstoßen. Zumindest den Titel "Best of the Rest" hinter den drei Topteams könnte man sich holen, wenn das Auto und der Motor halten.


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Singapur

Denn die sonstigen Kandidaten Force India und Williams gelten in Singapur nicht als ganz so schlagkräftig, weil sie ihre Vorteile eher in Spa und Monza ausspielen konnten. Vor allem Williams strauchelt auf vergleichbaren Kursen deutlich und hat mit Lance Stroll einen Piloten in den Reihen, der sich mit den besonderen Verhältnissen am Wochenende erst zurechtfinden muss - auch wenn er zuletzt stark ansteigende Form zeigte.

Bei Toro Rosso wird derzeit alles von den Gerüchten um einen Wechsel von Carlos Sainz zu Renault und einen möglichen neuen Motorenhersteller namens Honda überdeckt, dessen Bekanntgabe am Wochenende erfolgen könnte. Sollte man sich trotzdem gut auf das sportliche Geschehen konzentrieren können, lockt für die Juniorbullen ein starkes Ergebnis - ähnlich wie bei Renault, wo Jolyon Palmer um seine wohl letzte Formel-1-Chance kämpft.

Ultrasoft über Ultrasoft

Bei Haas kommt alles darauf an, ob man die Bremsprobleme, die über das ganze Jahr bereits auftauchen, in den Griff bekommen kann. Vor allem die Kühlung machte im Saisonverlauf Schwierigkeiten, was man im heißen Singapur überhaupt nicht gebrauchen kann. Und bei Sauber dürfte man auf möglichst viel Chaos hoffen, um am Ende doch noch den ein oder anderen Zähler abzustauben.

Zumindest eine Sache ist in Singapur gewiss: Es dürfte lila werden. Der Ultrasoft-Reifen ist wenig überraschend die bevorzugte Wahl aller Teams. Mit Ausnahme weniger Fahrer haben sich alle Piloten für zehn Sätze der weichsten Pirelli-Mischung entschieden, während Supersoft oder Soft im Rennen nur gefahren werden, weil das Reglement das vorschreibt.

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