Grosjean wütet nach Monza-Abflug: Hätten nie starten dürfen!
Romain Grosjean ist nach seinem Unfall in Monza sauer auf die Rennleitung und wittert zweierlei Maß - Er selbst begeht einen peinlichen Twitter-Fehler
(Motorsport-Total.com) - Man nennt es selbsterfüllende Prophezeiung: Als Romain Grosjean auf seiner Einführungsrunde im Qualifying zum Großen Preis von Italien über die gefährlichen Bedingungen motzte, wusste er wohl schon, was noch folgen muss. Der Haas-Pilot war der erste Pilot, der im Regen von Monza unliebsame Begegnung mit der Streckenbegrenzung machen musste, als er sich auf der Start-Zielgerade drehte.
Grosjean bekam bei hohem Tempo Aquaplaning und konnte das Auto nicht mehr abfangen. Schuld soll ein neuer Asphalt gewesen sein, der im vergangenen Jahr verlegt wurde und weniger Grip aufweist - und auch das Wasser noch nicht gut aufnehmen kann. "Wenn man auf gerader Strecke crasht, dann zeigt das ganz klar, dass das Auto das nicht mitmachen kann", ist der Schweizer sauer, dass die Rennleitung die Qualifikation überhaupt freigab. "Es war einfach zu viel Wasser."
"Ich werde versuchen, ruhig zu bleiben und nichts zu sagen, was ich vielleicht später bereuen werde, aber ich denke, dass wir die Qualifikation nicht hätten starten dürfen", sagt er weiter. Denn die Bedingungen wären nicht für eine erfolgreiche Qualifikation gemacht gewesen. "Man kann auf der Gerade nicht einfach langsamer machen, weil jemand hinter dir sein und in dich reinfahren könnte. Aber man kann auch nicht Vollgas fahren, weil die Bedingungen zu schwierig waren", hadert Grosjean.
Peinlicher Twitter-Fehler
Doch als wäre der Abflug nicht schon ärgerlich genug, so leistete sich Grosjean - oder eher sein PR-Team - ein weiteres Missgeschick. Um 14:12 Uhr, also gut zehn Minuten nach dem Unfall, wurde bei seinem Twitter-Account ein Beitrag gepostet, in dem er sich augenscheinlich auf ein Regen-Qualifying freut. Ein etwas ungewöhnlicher Zeitpunkt für eine solche Message.
Im echten Leben war Grosjean ziemlich schnell wütend auf die Rennleitung. "Ich bin enttäuscht, dass wir die Qualifikation in solchen Bedingungen gestartet haben", macht er seinem Ärger Luft. "Schon in der Aufwärmrunde habe ich mich enorm beschwert, dass es zu gefährlich sei. Wir konnten nicht einmal sehen, wo wir waren - und ich denke, damit war ich nicht alleine."
Rennleiter Charlie Whiting argumentiert, dass die Bedingungen zum Start der Qualifikation noch in Ordnung gewesen seien und der Regen in den ersten Minuten zugenommen habe. Das deckt sich auch mit den Aussagen Grosjeans, der meint, dass es sich auf der ersten Runde noch einigermaßen okay angefühlt habe, trotzdem muss sich der Haas-Pilot wundern, wieso die FIA in diesem Fall plötzlich so sorglos agiert.
Grosjean verwundert: Sicherheit nicht mehr wichtig?
"Die FIA sorgt sich so sehr um Sicherheit, dass man unter doppelt Gelb stark verlangsamt - und auch das Halo wird eingeführt. Aber jetzt startet man eine Qualifikation, die nie hätte stattfinden dürfen oder bei der es zumindest nach den Aufwärmrunden unmöglich war mit dem Fahren", schüttelt er mit dem Kopf. "Ich glaube, dass die Entscheidung etwas anders hätte ausfallen sollen."
Und dann legt Grosjean in Rage nach: "In China bekam ich fünf Strafplätze und drei Strafpunkte, weil ich bei doppelt Gelb nur 45 oder 50 km/h langsamer gefahren bin - aus Sicherheitsgründen. Und hier werden wir in Bedingungen geworfen, die für die Formel 1 absolut nicht passend sind und bei denen wir das Auto bei mehr als 300 km/h verlieren. Sie hören absolut nicht auf uns", schimpft er. "Das ist zweierlei Maß. Sie sollten auf uns hören. Das ist wirklich Scheiße."
Doch passiert ist passiert. Rückgängig machen kann Grosjean den Unfall nicht mehr. Er muss sich nun auf morgen konzentrieren und im Rennen retten, was zu retten ist. Lediglich die Felgen und der Frontflügel sollen am Auto beschädigt sein. "Der Rest scheint nicht so schlimm zu sein. Der Aufprall war nicht heftig. Ich hatte Glück. Aber sich auf einer Gerade zu drehen, ist nichts, was man in der Formel 1 sehen sollte."
Auch Haas-Teamchef Günther Steiner stimmt in die Kritik seines Piloten mit ein: "Ich verstehe nicht so ganz, wann es sicher ist zu starten. Als es viel geregnet hat, sind wir gefahren. Als es weniger geregnet hat, sind wir nicht gefahren", ärgert er sich über die für ihn nicht nachzuvollziehenden Entscheidungen. Ginge es nach ihm, wäre Schluss: "Es hat keinen Sinn für mich, heute noch hier rumzuwarten. Wenn wir es in ein oder zwei Stunden machen, schaut sowieso keiner mehr zu."