Monza: Wie sich zehn Extra-PS auf die Rundenzeit auswirken
Welchen Einfluss die Antriebseinheit auf der Power-Strecke Monza auf die Rundenzeit hat und wieso Baku, Sotschi und Montreal leistungskritischer sind
(Motorsport-Total.com) - Monza ist mit seinen historischen Geraden, unterbrochen von engen Schikanen, bekanntermaßen die Power-Strecke der Formel 1. Aus diesem Grund erscheint es angemessen, anzunehmen, dass es auf der Strecke, auf der die Hatz durch den königlichen Park zu Monza stattfindet, am meisten von allen Kursen im aktuellen Rennkalender auf die Leistung ankommt. Tatsächlich sind Baku, Sotschi und Montreal aber allesamt leistungskritischer. Monaco stellt derweil das andere Ende des Spektrums dar.
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Zunächst ist es wichtig, zu verstehen, was es bedeutet, ein hohes Augenmerk auf die Leistung zu legen. Einfach ausgedrückt, ist es ein Anhaltspunkt dafür, wie viel Rundenzeitverbesserung durch eine Steigerung der Leistung erzielt werden kann. In Monza bedeuten jeweils 10 zusätzliche PS eine Steigerung um rund 0,2 Sekunden. Zum Vergleich: Auf einer Strecke wie Monaco ist der Einfluss kleiner und beträgt ungefähr 0,12 Sekunden pro 10 PS. In Montreal und Baku, den Formel 1-Strecken, auf denen es am meisten auf Leistung ankommt, sind es 0,25 Sekunden für jeweils zusätzliche 10 PS.
Die Fahrer fahren hier 70 Prozent der Rundenzeit (79 Prozent der Distanz einer Runde) unter Volllast. Die einzigen Unterbrechungen stellen die beiden Schikanen, die Lesmos, die Variante Ascari und die Parabolica dar. Der Grund dafür, warum es in Monza so sehr auf die Leistung ankommt, sind die kurze Runde (5,793 km) und die hohe Durchschnittsgeschwindigkeit, die dazu führt, dass es das kürzeste Rennen der Saison ist. Der Große Preis von Italien 2016 dauerte zum Beispiel bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 237,56 km/h nur eine Stunde und 17 Minuten.
In Monza die Schlüsselfrage: Wie viel Abtrieb wird geopfert?
Monza ist eine jener Strecken, auf der man den Einfluss der Motorleistung am meisten spürt. Jedes Defizit in diesem Bereich hat direkte Auswirkungen auf die Performance. Wer weniger Leistung hat, muss die Autos oftmals mit weniger Luftwiderstand abstimmen. Dadurch produziert er weniger Abtrieb in den Kurven, hat aber auch weniger Luftwiderstand auf den Geraden, auf denen Positionen gewonnen oder verloren werden.
Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Monza
Der Italien-Grand-Prix wird zum 68. Mal ausgetragen. Seit Gründung der Formel-1-Weltmeisterschaft im Jahr 1950 war das Rennen immer im Kalender, und nur einmal wurde es nicht in Monza ausgetragen. Also die Traditionsstrecke vor den Toren Mailands 1980 renoviert wurde, zog das Rennen nach Imola um. Fotostrecke
Bei geöffnetem DRS und mit einem starken Windschatten erreichte Lewis im letzten Jahr in Monza einen Wert von 359,0 km/h - den höchsten gemessenen Top-Speed der gesamten Saison 2016. Die 2017er Generation an Formel 1-Autos ist breiter und besitzt einen höheren Luftwiderstand als ihre Vorgänger. Demnach wird es interessant, zu sehen, wie nah sie an diese Top-Speed-Werte herankommen können. Es ist schwierig, einen theoretischen Top-Speed festzulegen. Unter einem stabilen Motorenreglement wird letztlich eher der Windschatten - zusammen mit den Auswirkungen des zusätzlichen Luftwiderstands - den entscheidenden Faktor darstellen als die Antriebseinheit.
Variante Ascari geht 2017 wahrscheinlich voll
Die absolute Höchstgeschwindigkeit ist das Erfolgsgeheimnis in Monza. Ohne diese sind die Fahrer auf den Geraden leichte Beute. Allerdings darf man die Wichtigkeit der Fahrbarkeit einer Antriebseinheit hier nicht unterschätzen. Es ist davon auszugehen, dass die Kurven 9 und 10 -also die Variante Ascari - in diesem Jahr mit Vollgas durchfahren werden. Das legt mehr Wert auf die langsamen Schikanen in den Kurven 1/2 sowie 4/5. Ausgangs der Rettifilo-Schikane ist die Traktion entscheidend, da direkt danach der lange Weg durch die Curva Grande und zur nächsten Bremszone vor Kurve 4 folgt - eine Schlüsselstelle für Überholmanöver.
Während Monza nicht mehr die Strecke im Kalender ist, auf der es am meisten auf die Leistung ankommt, bleibt es die ultimative Prüfung für einen Motorenhersteller. Der hohe Vollgasanteil - der höchste des gesamten Jahres - belastet die Antriebseinheit mehr als jedes andere Rennen der Saison. Es ist eine harte Prüfung, auf der absoluter Speed gefordert ist. Da die Kurvengeschwindigkeiten in diesem Jahr höher denn je sind, erwartet die Tifosi ein echter Leckerbissen.