• 28. August 2017 · 16:29 Uhr

Lewis Hamilton warnt trotz Sieg: "Der Ferrari ist schneller"

Warum der Sieg in Spa-Francorchamps bei Lewis Hamilton nicht nur für Zuversicht sorgt und wie Mercedes das Kräfteverhältnis bei den kommenden Rennen einschätzt

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Star Lewis Hamilton knabbert an Sebastian Vettels Punktepolster: Mit einem weiteren Sieg im Ferrari-Autodrom von Monza wäre er endlich punktgleich mit seinem Titelrivalen. Und würde erstmals in der WM in Führung gehen, da er mehr Siege auf dem Konto hat. Dennoch will er nichts davon wissen, dass Mercedes nun durch ein überlegenes Auto die WM dreht. "Wer glaubt, dass wir das stärkste Auto haben, sollte noch einmal nachdenken, denn das ist nicht der Fall", erklärt der dreimalige Weltmeister. "Sie haben die Oberhand, ihr Auto ist stärker."

Es gäbe zwar auch Strecken, auf denen der Mercedes stärker sei, außerdem sei man möglicherweise beim Motor im Vorteil, aber in Spa-Francorchamps sei die Scuderia im Rennen schneller gewesen: "Es ändert sich von Rennen zu Rennen, aber an diesem Wochenende hatten wir definitiv nicht das Renntempo. Sebastian konnte viel zu knapp aufschließen. Und selbst in den Runden vor dem Boxenstopp verlor er weniger als eine Zehntelsekunde. Es gab also keinen Spielraum für Fehler."

Und das, obwohl eigentlich alle damit gerechnet hatten, dass die Silberpfeile auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken in Spa und in Monza klar die Oberhand haben würden. Auch für Mercedes-Motorsportchef besteht kein Zweifel: "Ferrari hat einen großen Sprung nach vorne gemacht, das muss man ihnen schon eingestehen." Seine Marschroute für die verbleibenden acht Saisonrennen? "Wir müssen einfach weiter so Gas geben, dass wir auf den Strecken, die uns liegen, gewinnen und auf den Strecken, die uns nicht so gut liegen, so viele Punkte wie möglich holen."

Warum Mercedes Ferrari in Monza fürchtet

Foto zur News: Lewis Hamilton warnt trotz Sieg: "Der Ferrari ist schneller"

Monza: Beim Anbremsen auf Kurve 1 sieht Wolff Ferrari im Vorteil Zoom Download

Das bedeutet, dass am kommenden Wochenende in Monza wieder ein Mercedes-Pilot ganz oben stehen muss. "In Monza wird mit noch weniger Abtrieb gefahren als hier, und wir brauchen dort definitiv ein starkes Wochenende", weiß auch der WM-Dritte Valtteri Bottas. "Wir wissen, dass Ferrari derzeit ein bisschen besser auf Strecken mit viel Abtrieb ist. Ihr Auto ist überall stark."

Teamkollege Hamilton rechnet erneut mit einem engen Duell: "Es stimmt schon, dass wir auf den Geraden kein schlechtes Auto haben. Aber ich denke, dass es sehr eng wird. Vielleicht wie hier, vielleicht wird der Abstand größer sein, vielleicht sind sie vorne. Ich weiß es nicht."

Wolff warnt währenddessen davor, die Scuderia beim Heimspiel zu unterschätzen. "Monza müsste uns zwar gut liegen, aber der Ferrari ist unheimlich stark auf der Bremse", verrät der Österreicher. "Und in Monza wird zumindest einmal richtig fest gebremst. Insofern werden sie ein harter Gegner. Und der Heimfaktor spielt eine Rolle - die haben einen zwölften Mann dort. Wir werden uns richtig strecken müssen."

Singapur als Herkulesaufgabe

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2015 hatte Mercedes in Singapur große Probleme Zoom Download

Nach dem Ende der Europarennen steht für Mercedes gleich eine Herkulesaufgabe bevor: der Stadtkurs in Singapur. Auf der winkeligen Strecke, die Vettel besonders liegt, waren die Silberpfeile bereits 2015 völlig von der Rolle - und auch die Papierform spricht ganz klar für Ferrari. "Das ist ein Kurs, auf dem man viel Abtrieb benötigt - und auf diesen Strecken hat Ferrari wirklich zugelegt", ist Hamilton bewusst. "Das hat man schon in Ungarn gesehen."

Dort feierte Ferrari vor der Sommerpause einen Doppelerfolg - wie übrigens auch in Monaco. "Wir müssen etwas mehr Abtrieb für die langsameren Strecken finden", fordert auch Bottas.

Was entscheidet die WM?

Und Wolff glaubt, dass vieles eine Frage der Entwicklung ist. "Es stimmt, dass wir auf Strecken mit viel Abtrieb nicht großartig ausgesehen haben, daher müssen wir uns für Singapur verbessern. Aber es ist ein extrem enger Kampf mit Ferrari, und beide Teams versuchen so gut wie möglich zu entwickeln. Wir müssen unsere Performance also bei jedem Rennen verbessern, um die Nase vorne zu haben." Außerdem seien die Prognosen dieses Jahr nicht immer eingetroffen: "Es gab auch schon Rennen, wo man glaubt, dass man gut sein wird, und dann ist man nicht so gut."

Auch Hamilton glaubt, dass die WM möglicherweise in den Fabriken gewonnen oder verloren wird. "Ferrari war schneller, daher bin ich etwas vorsichtig, was die kommenden Rennen angeht. Ich möchte also herausfinden, wie ich meinen Jungs positive Energie geben kann, damit sie bei den verbleibenden acht Rennen zaubern, damit wir gewinnen können. Dieses WM-Finale wird jedem einzelnen alles abverlangen, und es wird bis zum letzten Rennen gehen. Auch die Zuverlässigkeit könnte den Ausschlag geben."

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