• 27. August 2017 · 19:38 Uhr

Schluss mit lustig: Force India droht Piloten mit Rennsperre!

Weil Sergio Perez und Esteban Ocon wiederholt kollidierten, kündigt Force India drastische Konsequenzen an: Stallorder kommt definitiv, doch auch eine Sperre droht

(Motorsport-Total.com) - Schluss mit lustig! Force India hat die Faxen mit seinen Piloten Sergio Perez und Esteban Ocon dicke. Weil sie sich in Spa-Francorchamps zum wiederholten Mal in dieser Saison gegenseitig ins Auto gefahren sind und dem Team damit erneut viele Punkte gekostet haben, nimmt der Rennstall sie ab sofort an die Leine und verbietet einen teaminternen Kampf. "In Zukunft werden sie nie wieder die Möglichkeit haben", stellt Betriebsdirektor Otmar Szafnauer nach dem Rennen klar.

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Schon am Start kamen sich die Force India deutlich zu nahe Zoom Download

Schlimmer noch: Sollten weitere teaminterne Kollisionen vorkommen, droht das Team seinen Piloten sogar mit einer Rennsperre! "Ja, wenn das wieder passiert, müssen wir das in Erwägung ziehen", betont Szafnauer weiter und geht damit den gleichen Weg, den Mercedes mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton einst ging. "Wir müssten darüber nachdenken, wen wir ins Auto setzen würden", macht Force India die Gefahr für Perez und Ocon akut.

Eigentlich hatte man bei den Indern seinen Piloten freie Hand gelassen, weil die Fans gerne Racing sehen möchten, "aber wenn es um die Sicherheit und Unfälle geht, werden wir das in die eigene Hand nehmen", sagt Szafnauer. Zu oft haben Perez und Ocon das Vertrauen des Teams missbraucht. Schon in Kanada kam es zum ersten Knatsch, in Baku versaute man sich einen möglichen Podestplatz mit einer Kollision - und heute kam man sich gleich zweimal gefährlich in die Quere.

Unverständnis über "blöde" Fahrer

"Wir haben sie bis jetzt fahren lassen, aber wenn sie es nicht auf eine Weise machen können, die gut für das Team ist, dann werden sie überhaupt nicht mehr frei fahren", so Szafnauer. In Belgien nahm das Drama schon am Start seinen Lauf. Auf dem Weg in Eau Rouge drückte Perez Ocon rechts hart in die Mauer. In Runde 26 folgte Teil 2 der Story: Wieder drückte der Mexikaner seinen Teamkollegen auf dem Weg in Eau Rouge nach rechts - bei Ocon flog der Frontflügel, bei Perez riss der rechte Hinterreifen.

"Was zur Hölle macht dieser Kerl da?", brüllte der Franzose in den Funk und forderte sogar eine Rennsperre für seinen Stallgefährten. Auch nach dem Rennen war sein Gemüt noch nicht abgekühlt: "Das ist nicht akzeptabel. Wir riskieren unser Leben für nichts", schüttelt er den Kopf. Damit war er nicht der einzige, der angesichts der beiden Kollisionen etwas ungläubig war: "Irgendjemand muss denen einmal sagen: So blöd darf man einfach nicht weiterfahren", ist auch Niki Lauda fassungslos.

Der Österreicher legt nach: "Die Eau Rouge ist die gefährlichste Kurve überhaupt. Was die zwei da aufführen, sich so in die Karre zu fahren, dass der eine nicht mehr von der Wand wegkommt und dann mit einem Reifenschaden in die Kurve reinschleudert, ist unglaublich", sagt er und findet Zustimmung bei seinem Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, der die Situation als "unverantwortlich und dämlich" bezeichnet.

Ocon: Er hat mein Leben riskiert

Und wie erklären die beiden Fahrer eigentlich die Vorfälle? Zumindest die Kollision am Start nimmt Perez auf seine Kappe: "Das war zu 100 Prozent meine Schuld", sagt er. Perez legte am Start den falschen Modus ein und hatte maximal 50 Prozent Leistung. "Ich hatte einen guten Start, aber dann stachen (Nico) Hülkenberg und noch jemand innen hinein, von daher war es ziemlich chaotisch. Das lag alles daran, dass ich nicht die richtige Energiemenge hatte."

¿pbtw|https://twitter.com/F1/status/901791969667633153¿pb"Checo" hatte ausgangs nach La Source noch in den Spiegel geschaut und alle Gegner weit weg erblickt, doch als er nach rechts fuhr, sei Ocon einfach da gewesen. "Ich habe ihn überhaupt nicht gesehen", verteidigt sich Perez. Die erste Kollision im Startgetümmel können Ocon und Szafnauer nach ihren Aussagen noch akzeptieren - aber nicht die zweite Kollision. "Das war zu viel!", meint Ocon.

"Wo ist der Sinn darin, das zu tun? Er hat mich einfach bei 300 km/h in die Mauer gedrückt, mein und sein Leben ohne Grund riskiert und dem Team viele Punkte gekostet", schimpft der Franzose und sagt: "Er sollte ein professioneller Fahrer sein, aber das hat er heute nicht gezeigt." Auf Twitter legt der Franzose sogar noch einmal nach und schreibt, dass Perez heute versucht habe, ihn "zweimal zu töten. Aber er hat es nicht geschafft."

Kann die Luft noch geklärt werden?

Es herrscht dicke Luft zwischen beiden Force-India-Piloten. Perez kündigt ein Gespräch mit Ocon an, und auch Ocon will sich Perez zur Brust nehmen: "Ich werde ihm die Wahrheit sagen und keine Angst vor ihm haben. Wenn harte Worte fallen, dann soll es eben so sein." Doch direkt nach dem Rennen war keiner der Fahrer zu einer Aussprache bereit. "Ich habe die beiden nach dem Rennen im Paddock gesehen", sagt Ex-Ingenieur Pat Symonds. "Sie sind wortlos aneinander vorbeigegangen. Gesprochen haben sie jedenfalls bislang kein einziges Wort über die Vorfälle."


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Nun liegt es an Force India, sich seinen beiden Fahrern anzunehmen. Schon nach dem Rennen in Kanada musste ein klärendes Gespräch her, doch diesmal könnte es schwierig werden. "Sie müssen sich dringend zusammensetzen und Vernunft walten lassen. So darf das nicht weitergehen", sagt Szafnauer. "Das kostet uns als Team viel zu viele Punkte."

Perez zeigt zumindest zum Teil Reue: "Ich bin heute über mich selbst enttäuscht", sagt er. "Es ist heute das erste Mal, dass ich etwas falsch gemacht habe - und das war die erste Kollision." Die zweite sieht er hingegen eher als Ocons Fehler an, der einfach zu wenig Platz hatte und die ganze Gerade Zeit gehabt hätte, um sein Manöver zu setzen - so seine Meinung. Betriebsdirektor Szafnauer sieht keine 100 Prozent eindeutige Schuld, will die Sachlage aber erst noch analysieren - genau wie eventuelle Konsequenzen.

Bald Gelegenheit zum Nachdenken?

Fakt ist nur, dass Perez und Ocon in Zukunft nicht mehr gegeneinander kämpfen dürfen. "Wir haben ihnen gesagt, dass wir im Falle eines erneuten Zwischenfalls wie in Baku das Rennen in Zukunft von der Boxenmauer aus entscheiden", betont Szafnauer. Das ist nun geschehen und die Piloten müssen die Konsequenzen tragen.

"Ich verstehe den Punkt von Otmar total", entgegnet Ocon. "Wie viele Punkte haben wir heute dadurch verloren? Wir waren in einer großartigen Position, und das war einfach ein dummes Manöver ohne Grund", schüttelt der Franzose den Kopf. "Und was es noch schlimmer macht: Er (Perez; Anm. d. Red.) ist 28 Jahre alt und sieben Jahre Formel 1 gefahren. Er muss darüber nachdenken, was er macht."

Möglicherweise hat einer von beiden Piloten demnächst Gelegenheit dazu, wenn er von außen zuschauen muss. Die Rute hat die Chefetage schon einmal plakativ ins Fenster gestellt.

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