Hamilton nach Pole-Rekord: Wie mit "Schumi" alles begann

(Motorsport-Total.com) - Ausgerechnet in Spa-Francorchamps egalisierte Lewis Hamilton den ersten von Michael Schumachers zahlreichen Rekorden - mit seiner 68. Pole-Position, die er in beeindruckender Manier herausfuhr. Ungefährdet und mit einem neuen Rundenrekord (1:42:553 - das ist beinahe zwei Sekunden schneller als Jarno Trulli im Jahr 2009). "Und das in Schumachers Wohnzimmer", frohlockt Formel-1-Legende Niki Lauda gegenüber 'RTL'. "Wenn man dran denkt, was hier alles passiert ist..."

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Ausgerechnet Schumachers Freund Ross Brawn ist der erste Hamilton-Gratulant Zoom Download

Zur Erinnerung: Schumacher debütierte 1991 sensationell in Spa und holte ein Jahr später nur 70 Kilometer von seinem Heimatort Kerpen entfernt seinen ersten Saisonsieg - vor 25 Jahren. Legendäre Demütigungen der Konkurrenz sollten folgen.

Nach dem Qualifying gratulierte mit Ross Brawn der Mann, der als Superhirn Schumacher zu vielen Triumphen dirigierte und der als Ex-Mercedes-Teamchef auch den Grundstein für Hamiltons Erfolgslauf legte. Der Liberty-Manager überbrachte eine Nachricht von Schumachers Ehefrau Corinna an Hamilton: "Michael hat immer gesagt, dass Rekorde existieren, damit sie gebrochen werden. Deshalb ein spezielles Dankeschön und Gratulation, Lewis. Well done.'"

Warum Schumachers Spa-Sieg 1996 für Hamilton so besonders ist

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Michael Schumacher gewann 1996 in Spa sein erst zweites Rennen für Ferrari Zoom Download

Der Brite war sichtlich gerührt. "Ich wusste, dass es passieren würde", spielt Hamilton auf die Egalisierung des Rekords an. "Es ist ein spezieller Tag für mich, auch wenn ich nicht viel darüber nachgedacht habe. Ich habe nicht darauf hingefiebert, aber jetzt wo es soweit ist, muss ich sagen, dass es ein ungewöhnlicher Ort dafür ist."

Denn nicht nur Schumacher, sondern auch Hamilton verbindet viel mit Spa-Francorchamps. "Ich erinnere mich, dass ich hier 1996 meinen ersten Grand Prix erlebt habe", offenbart er. Hamilton war damals elf Jahre alt und hatte wenige Monate davor Ron Dennis bei der Autosport-Gala angesprochen, ob er für ihn fahren könne.

"Ich erinnere mich, als ich Michael aus der ersten Kurve kommen sah", erzählt Hamilton. "Und der Motorenlärm hat damals meinen Leib erbeben lassen - das war unglaublich. Damals hat meine Liebe zu diesem Sport eine neue Stufe erreicht." Schumacher holte damals nach einem Duell mit Jacques Villeneuve seinen erst zweiten Ferrari-Sieg. "Und jetzt stehe ich hier und habe gleich viele Poles auf dem Konto", spricht er seine Gedanken aus. "Das ist sehr surreal und macht mich demütig, zumal er so eine Legende ist. Es macht mich stolz, mit ihm dort oben zu stehen."

Widmet Hamilton den Rekord Schumacher?

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Schumacher und Hamilton waren von 2009 bis 2013 Konkurrenten Zoom Download

Dabei war es laut eigenen Angaben gar nie Hamiltons Ziel, Rekorde aufzustellen. "Aber ich möchte, dass man sich als einen der Größten an mich erinnert, wenn meine Tage in der Formel 1 einmal gezählt sind", stellt er klar. Womöglich gelingt es dem Mercedes-Star bereits in Monza vor Tausenden Ferrari-Fans, in der Pole-Rangliste die alleinige Führung zu übernehmen.

Doch auch darüber hat Hamilton noch nicht viel nachgedacht. "Wenn ich ihm den Rekord widme, dann würde ich ihm wirklich Tribut zollen, schließlich hat er ja bei Ferrari und in Italien so viel Erfolg gehabt", überlegt der 32-Jährige. "Mal sehen..." Und auch für die Zukunft habe er keine Rekordzahl als Ziel: "Ich nehme jeden Tag für sich, aber ich habe schon vor, noch länger hier zu sein, und peile daher jede mögliche Zahl an."

Das könnte bedeuten, dass auch noch andere Schumacher-Rekorde purzeln werden. Doch wie viel fehlt dem Silberpfeil-Piloten noch auf die Bestmarken des Rekordweltmeisters? Schumachers sieben Titel kann Hamilton frühestens 2020 egalisieren, wenn er sich dieses Jahr seine vierte WM-Krone aufsetzt. Auf Schumachers unglaubliche 91 Rennsiege fehlen ihm 34 Triumphe.

Purzeln weitere Schumacher-Rekorde? Hamilton benötigt Geduld

Wenn er in ähnlicher Tonart wie derzeit weitersiegt, was eine enorme Konstanz erfordern würde, dann ist ebenfalls frühestens im Jahr 2020 mit einer Wachablöse zu rechnen. Bei den Schnellsten Runden ist Hamilton noch nicht einmal bei der Hälfte angelangt: Schumacher hat 77 auf seinem Konto, sein Mercedes-Nachfolger "nur" 37. Die nächsten Rekorde sind also noch einige Jahre entfernt, wenn sie Hamilton überhaupt erreichen wird.

Einer, der trotzdem mit etwas Wehmut auf Hamiltons Bilanz schauen wird, ist dessen ehemaliger McLaren-Erzfeind Fernando Alonso. Während der Brite seit dem gemeinsamen Jahr 2007 meist an der Spitze fuhr, läuft der Spanier immer noch seinem dritten WM-Titel nach.

Dennoch zeigt er sich sportlich fair: "Ich gratuliere ihm. Es ist eine tolle Anzahl an Poles, die er erreicht hat." Eine kleine Fußnote kann sich der McLaren-Pilot aber nicht verkneifen: "Es ist auch ein großer Verdienst der dominanten Autos, die er über die Jahre hatte. In diesen Autos muss man aber auch erst einmal die Leistung bringen, und das tut er."