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Rennvorschau Spa: Silber auf "Ardennen-Achterbahn" Favorit
Mercedes gilt bei der Rückkehr der Formel 1 aus der Sommerpause als Favorit, doch bei den Silberpfeilen warnt man wie immer vor Ferrari und Red Bull
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 ist zurück aus der Sommerpause! Vier Wochen nach dem vergangenen Grand Prix auf dem Hungaroring kommt die Königsklasse an diesem Wochenende zu einem wahren Höhepunkt. Spa-Francorchamps steht auf dem Programm und damit das Rennen, von dem die meisten Fahrer schwärmen. Bei Eau Rouge, Blanchimont oder Pouhon klingelt es bei jedem Piloten im Kopf. Nicht umsonst wird der Kurs "Ardennen-Achterbahn" genannt.
Eine Achterbahn-Fahrt war auch der bisherige WM-Kampf in diesem Jahr. Lewis Hamilton (Mercedes) war vor dem Rennen in Ungarn bis auf einen Zähler an Spitzenreiter Sebastian Vettel herangerückt, doch mit seinem hart erkämpften Sieg in der Puszta schlug der Ferrari-Pilot zurück und verabschiedete sich mit 14 Punkten Vorsprung in den Urlaub. In Belgien gilt es nun, das Polster gegen die Silberpfeile zu verteidigen.
Zumindest dürfte die Scuderia mit viel Rückenwind in die Ardennen kommen. Zuletzt konnte man einen wichtigen Doppelsieg einfahren, und mit Kimi Räikkönen hat nun der erste Pilot Gewissheit, dass er auch im kommenden Jahr an Bord sein wird. Möglicherweise gibt die Vertragsverlängerung dem Finnen das nötige Vertrauen und den Aufschwung.
Mercedes bildet sich nichts auf Papiervorteil ein
Sportlich dürfte es für die Roten jedoch schwieriger werden als zuletzt in Budapest, denn Belgien gilt als eine der großen Paradestrecken der Silberpfeile. Aufgrund der langen Geraden (unter anderem Kemmel) kann Mercedes im Normalfall seine Motorenvorteile deutlich ausspielen. Das wurde auch 2016 deutlich, als Nico Rosberg ungefährdet gewann und Lewis Hamilton nach diversen Strafen von ganz hinten auf das Podest fuhr.
Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Belgien
1925 wird erstmals ein Grand Prix von Belgien ausgetragen, und schon damals wird in Spa-Francorchamps gefahren. Die Strecke führt über öffentliche Straßen und ist 15 Kilometer lang. Die heute berühmteste Kurve ist übrigens nicht von Anfang an Bestandteil der Strecke. Erst 1939 wird die Eau Rouge gebaut. Fotostrecke
Doch Motorsportchef Toto Wolff warnt davor, das Rennen auf die leichte Schulter zu nehmen: "Man könnte annehmen, dass Spa unserem Auto auf dem Papier liegen sollte, weil auf dieser Strecke die aerodynamische Effizienz extrem wichtig ist. Aber solche Prognosen sind gefährlich - wir haben in dieser Saison schon zu oft erlebt, dass die Formkurve sich von einem Wochenende zum nächsten verändert hat", mahnt er. "Deshalb werden wir keine Prognosen abgeben."
Bei Mercedes möchte man sich auf die eigenen Stärken besinnen und alles geben, um die notwendigen Zähler einzufahren: "Wir müssen die Punkte auf unserer Liste der Reihe nach abhaken und sicherstellen, dass wir die bestmögliche Arbeit abliefern, um unsere Punkteausbeute zu optimieren", betont Wolff.
Red Bull in Schwierigkeiten?
Bei Mercedes hat man aber nicht nur Ferrari auf der Liste, die sich auf jeder Strecke konkurrenzfähig gezeigt haben, sondern auch Red Bull. "Red Bull kann uns gefährlich werden, wenn sie auf der Performance aufbauen, die sie in Ungarn gezeigt haben", nickt Wolff. Das gilt jedoch als unwahrscheinlich. Zwar sollen die Korrelationsprobleme mit dem Windkanal vom Saisonbeginn im Griff sein, doch als Favorit gelten die Bullen auf dem Kurs wahrlich nicht.
"Es wird hart, wirklich gegen Mercedes und Ferrari zu kämpfen", fürchtet Max Verstappen, der als Niederländer eine Art Heimspiel hat - gewiss dürften sich wieder zahlreiche orangegekleidete Fans in Spa einfinden. Er sieht sein Team aufgrund der Renault-Motoren im Nachteil: "Auf Strecken, auf denen es nicht so viele Geraden gibt, sind wir ganz gut dabei. Da fehlen uns drei Zehntel. Aber wenn es ein paar Geraden gibt, dann sind wir ein bisschen weiter weg."
Der Niederländer hat daher eine große Hoffnung für das Wochenende: Regen. Niederschläge können ein Rennen immer durcheinanderwirbeln, und Verstappen hat sich in der Vergangenheit durchaus als großes Regentalent bewiesen. Dass es irgendwann im Wochenendverlauf nass werden kann, gilt in den Ardennen stets als wahrscheinlich, auch wenn genaue Prognosen für den Sonntag noch nicht ohne weiteres möglich sind.
Force India und Williams als (nicht so geheimer) Geheimtipp
Sollte es trocken bleiben, darf man sich aber durchaus auf Druck von hinten einstellen. Force India, die 2009 in Spa mit Rang zwei das beste Ergebnis der Teamgeschichte aufstellten, und Williams dürften dank der Mercedes-Antriebe wieder eine gute Rolle spielen, Renault will motorenseitig neue Software- und Hardware-Updates bringen, und auch Haas wird wie die meisten anderen auch ein eigenes Low-Downforce-Paket an der Strecke haben.
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Im Hinterfeld könnte Spa-Francorchamps derweil zu einer schwierigen Angelegenheit für McLaren und Sauber werden, deren Motorennachteile durch Honda und das alte Ferrari-Aggregat schwer wiegen könnten. Es ist nicht zu erwarten, dass ihnen ein Wunder auf der Strecke gelingt - Gleiches gilt im Übrigen für das folgende Rennen in Monza eine Woche später.
Ultrasoft in diesem Jahr neu
Interessant könnte die Reifenwahl werden, die für den Belgien-Grand-Prix einiges an Spannung verspricht. Hersteller Pirelli ist in diesem Jahr eine Spur weicher gegangen und hat neben Soft und Supersoft auch die Ultrasoft-Mischung im Gepäck - natürlich ist die weichste Mischung wieder die bevorzugte Wahl der Teams, auch wenn es Unterschiede gibt.
Wie die Ultrasoft-Reifen an den aggressiveren Boliden mit Kurven wie Eau Rouge oder Blanchimont zurechtkommen, wird sich zeigen. Besonders großes Risiko gehen dabei Red Bull und McLaren ein, die jeweils neun Mal die lilafarbenen Pneus im Gepäck haben werden. Beide Teams haben zudem dreimal Supersoft und einmal Soft im Gepäck - nur Fernando Alonso nimmt zweimal Soft mit.
Im Gegensatz dazu geht es vor allem Mercedes konservativ an. Lewis Hamilton und Valtteri Bottas haben nur sechs Sätze Ultrasoft bestellt - dafür packt Hamilton vier Sätze der härtesten Mischung ein, Bottas drei. Auch Ferrari ist ähnlich konservativ und hat bei beiden Fahrern jeweils drei Sätze Soft und Supersoft dabei - den Ultrasoft je siebenmal.