"Riskanter" Platztausch: Hamilton setzte Platz vier aufs Spiel
Weil Lewis Hamilton sein Wort halten wollte, hätte er fast den vierten Platz noch an Max Verstappen verloren - Der Rücktausch mit Valtteri Bottas war kompliziert
(Motorsport-Total.com) - Erst in der allerletzten Kurve des Großen Preises von Ungarn ließ Lewis Hamilton Valtteri Bottas wieder vorbei. Der Brite, der die Position von seinem Teamkollegen in Runde 45 bekommen hatte, versuchte 25 Runden lang vergeblich, Kimi Räikkönen zu überholen. Doch warum ließ sich Hamilton so lange Zeit, den Finnen wieder passieren zu lassen? Bereits einige Runden vor Schluss war ihm schließlich bereits klar, dass er die Ferraris nicht mehr überholen würde.
Hamilton betont, dass er immer geplant hatte, Bottas wieder vorbeizulassen. "Sie haben Valtteri ein paar Runden gegeben, um die Ferraris zu schnappen", schildert Hamilton die Phase nach den Boxenstopps. Das schaffte Bottas allerdings nicht. Der Finne erklärt: "Auf dieser Strecke musst du mit diesen Autos anderthalb Sekunden schneller sein, um zu überholen."
"Ich kam einfach nicht nah genug heran, um irgendetwas zu versuchen. Dann hat das Team mich gebeten, die Position mit Lewis zu tauschen, damit er es versuchen kann. Wenn er es nicht schafft, wollten wir wieder zurücktauschen", berichtet Bottas und Hamilton verrät: "Mein Gedankengang war: 'Wenn er mich vorbeilässt und ich sie nicht einholen kann, dann lasse ich ihn wieder vor.'"
Das gestaltete sich am Ende aber als ziemlich problematisch, denn zwischen Hamilton und Bottas ging eine immer größere Lücke auf. Am Ende von Runde 69 - bereits die vorletzte Runde - lag Bottas satte 7,7 Sekunden hinter seinem Teamkollegen. Hamilton berichtet: "Am Ende war es etwas riskant, das Tempo rauszunehmen, weil viele überrundete Autos um mich herum waren. Die haben alle verlangsamt, um mich vorbeizulassen."
Fotostrecke: GP Ungarn, Highlights 2017
Er kann's noch: Nach vier sieglosen Rennen schlägt Sebastian Vettel zurück und gewinnt den Grand Prix von Ungarn. Genau wie in Monaco feiert Ferrari einen Doppelsieg. Eher streckenspezifisch, aber keine Trendwende, ist Mercedes-Sportchef Toto Wolff selbstsicher. Trotzdem wirkt Vettels Jubel besonders erleichtert. Fotostrecke
Die Nachzügler waren auch für Bottas ein großes Problem. "Bei jedem habe ich ein oder zwei Sekunden verloren - und auch meinen Rhythmus", berichtet er. Ein weiteres Problem: Von hinten machte mit Max Verstappen auch noch ein direkter Konkurrent Druck. "Das hat den Rücktausch schwierig gemacht", weiß auch Bottas. Er erinnert: "Max war auf den frischeren Reifen nicht weit weg."
Der Niederländer war in Runde 67 bereits bis auf weniger als eine Sekunde an Bottas herangekommen und blieb bis zum Rennende am Silberpfeil dran. Hamilton erklärt, dass es "ziemlich ärgerlich" gewesen wäre, wenn Verstappen noch an ihm vorbeigezogen wäre. Tatsächlich war die letzte Kurve dann die beste Möglichkeit für den Platztausch, weil Verstappen dadurch anschließend keine Chance mehr auf einen Angriff bekam.
"Zum Glück habe ich es gut hinbekommen und konnte das machen, was ich für das Richtige hielt", berichtet Hamilton und erklärt: "Valtteri und ich haben eine Menge Respekt füreinander. Das Team hat ihm einen Job gegeben, und er hat ihn ausgeführt. Das gleiche habe ich dann auch gemacht. Für mich gelten die gleichen Regeln." Im Ziel war es dann hauchdünn: Hamilton lag 0,423 Sekunden hinter Bottas und nur 0,391 vor Verstappen.
"Ich denke, es war eher eine Entscheidung des Herzens", erklärt Hamilton. Sein Kopf sagte ihm nämlich eigentlich, das Risiko, den vierten Platz an Verstappen zu verlieren, nicht einzugehen. Bottas lobt ihn dafür und erklärt: "Nicht jeder Teamkollege hätte das gemacht. Das zeigt, dass Lewis ein echter Teamplayer ist." In seiner letzten Runde fuhr Hamilton fast zehn Sekunden langsamer, um Bottas noch passieren zu lassen.