• 30. Juli 2017 · 20:03 Uhr

Kamikaze und Berührung: Heißes spanisches Duell in Ungarn

Carlos Sainz begehrt auf und fordert seinem Idol Fernando Alonso alles ab - Der erteilt ihm eine Lehrstunde mit einem "Kamikaze"-Überholmanöver

(Motorsport-Total.com) - Jugend forsch: Carlos Sainz hat sich beim Großen Preis von Ungarn 2017 auf dem Hungaroring mit seinem Lehrmeister einen herzlichen Kampf geliefert. Die beiden Spanier trieben es so weit, dass Charlie Whiting sogar die Rennkommissare einschaltete. Schlussendlich behielt der Mentor im Kampf gegen seinen Junior nochmal die Oberhand, musste dafür aber Register ziehen: Nur mit einem Wahnsinnsakt auf der Bremse und einem anschließenden Manöver über die Außenbahn kam er am Toro Rosso vorbei.

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Fernando Alonso behielt im Kampf mit Carlos Sainz noch einmal die Oberhand Zoom Download

Die beiden spanischen Heißblüter lieferten das halbe Rennen über eine Sternstunde härtesten, aber fairen Motorsports ab. Sainz arbeitete sich am Start clever über die Außenbahn bis auf die siebte Position nach vorn, die nach dem Aus von Daniel Ricciardo schnell zu Platz sechs wurde. Um diesen Platz duellierten sich der McLaren- und der Toro-Rosso-Pilot anschließend 38 Runden lang, bis Alonso die Entscheidung erzwang. Der Meister wurde Sechster, sein Lehrling Siebter. (Ergebnis des Großen Preises von Ungarn 2017)

Zunächst aber wurde es beim Restart ziemlich heiß, als Alonso einen ersten Überholversuch startete. Sainz erinnert sich: "Lewis hatte nicht gerade den besten Restart vor mir und ich hing hinter ihm fest. Fernando hat versucht, daraus Profit zu schlagen und hatte einen guten Anlauf in der ersten Kurve. Ich habe die Innenbahn verteidigt. Und sobald man die Innenbahn hat, kann man sich ziemlich sicher sein, dass der Typ auf der Außenbahn nicht vorbeikommen wird - da ist es normal, dass ihm am Ende der Kurve der Platz ausgeht."

Rennleiter Charlie Whiting sah das etwas anders und schaltete die Rennkommissare ein. Sainz hatte sich am Kurvenausgang weit raustragen lassen, wodurch sein linkes Hinterrad das rechte Vorderrad von Alonso berührte. Die Stewards entschieden aber auf "no further action", also keinerlei Konsequenzen. Alonso sei nicht weit genug vorn gewesen, um die Linie zu beanspruchen. "Ich wusste nicht einmal, dass ich unter Beobachtung stand", grinst Sainz. "Wir hatten eine leichte Berührung, aber das ist Racing." Auch Alonso vergoss kein böses Blut in einer Szene, die als "spanischer Bürgerkrieg" ansonsten enormes Schlagzeilen-Potenzial gehabt hätte.

Die Intensität des Kampfes nahm ab, bis es zum Boxenstopp kam. Beide Streithähne kamen gleichzeitig rein, Sainz behielt die Nase vorn. Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Alonso übte wahnsinnigen Druck auf seinen Landsmann aus. "Als wir gemeinsam gestoppt haben, hatte ich mich eigentlich schon damit abgefunden, das Rennen hinter ihm zu beenden. Überholen ist hier halt schwierig", gibt der seit dem gestrigen Samstag 36-Jährige zu. "Ich wusste, dass man auf den Reifen zwei Runden Zeit hat, um sie richtig ranzunehmen."

Das machte er auch. In Runde 37 ging es in der Schikane dabei geradeaus, doch er gab nicht auf. Eingangs der 38. Runde setzte er dann alles auf eine Karte in Kurve 1. "Ich habe da ein Kamikaze-Manöver gestartet", brüstet sich Alonso. Der direkte Angriff ging zwar daneben, da der McLaren MCL32 zu tief in die Spitzkehre hineinrutschte. Sainz konterte und konnte die Innenbahn für die anschließende 180-Grad-Linkskurve (je nach Zählweise Kurve 2 oder 3) besetzen.

Nun holte Alonso zum entscheidenden Schlag aus: Er setzte sich außen daneben. Ein Manöver, das in der Vergangenheit öfters funktioniert hat, aber nach der Neuasphaltierung 2015/16 schwieriger geworden ist. Doch Alonso konnte den Angriff durchziehen und holte sich das, was Sainz als den "Sieg im Mittelfeld" bezeichnet. "Die Autos vorne fahren ihr eigenes Rennen. Eigentlich gehört Fernando als zweimaliger Weltmeister dorthin, aber heute habe ich mit ihm um die Mittelfeld-Trophäe gekämpft. Es war ein toller Kampf und ich genieße es, mich mit ihm zu raufen. Das hat mir wichtige Erfahrung beschert. Beim Manöver hat er einen tollen Job gemacht."


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Mit gleichen Waffen wurde das Duell nicht ausgetragen. Der McLaren erwies sich auf dem Hungaroring als das stärkere Paket. "Sein Auto war einfach schneller", nimmt STR-Teamchef Franz Tost seinen Fahrer in Schutz. "Carlos hat das Auto auf dem siebten Platz nach Hause gebracht. Ich denke, das war das Maximum, das er aus dem Paket heute rausholen konnte."

Und Alonso? Der ist in erster Linie froh, dass McLaren endlich genug Punkte gebunkert hat, um vom letzten Platz in der Konstrukteurswertung wegzukommen. Dazu gab es noch die schnellste Runde im letzten Umlauf. "Es ist schön, diese Motivation noch vor der Sommerpause mitzunehmen", merkt er an. Platz sechs ist das mit Abstand beste Saisonresultat für McLaren. Gerne schaut er auch auf das Nationalergebnis: "Toller Job von Carlos. Plätze sechs und sieben, da können wir wirklich stolz drauf sein!"

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