• 29. Juli 2017 · 16:49 Uhr

Red Bull verpasst Überraschung: Rang drei war drin

Die wärmeren Bedingungen haben den Red-Bull-Angriff auf die Topteams verhindert - Verstappen macht Fehler, der Platz drei kostet - Wieder nur dritte Startreihe

(Motorsport-Total.com) - Es war die große Chance für das Red-Bull-Team, einmal richtig in die silber-rote Formel-1-Suppe zu spucken: Auf dem Hungaroring zählt Fahrverhalten statt Motorleistung. Und es sah nach der Bestzeit in den beiden Freitagstrainings wirklich gut aus. Doch schon am Samstagmorgen verschlechterte sich das Bild: Hydraulikprobleme bei Daniel Ricciardo kosteten wertvolle Zeit. Dazu änderten sich die Bedingungen enorm. Diese bremsten Red Bull im Qualifying aus: Wie so oft wurden es die Plätze fünf und sechs.

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Set-up passte nicht mehr: Die Bedingungen durchkreuzen alle Red-Bull-Pläne Zoom Download

Red Bull hat die große Chance zumindest am Samstag nicht wahrgenommen. Mit dieser Ausgangslage wird es auch nicht leicht, am Sonntag noch ganz nach vorne zu fahren. Besonders ärgerlich: Trotz aller Probleme mit den veränderten Bedingungen war für Red Bull einiges im Qualifying drin, da auch Mercedes speziell mit Lewis Hamilton mit dem warmen Wetter kämpfte. Die Asphalttemperatur lag am Samstag mehr als 20 Grad höher als am bewölkten Freitag. (So lief das Formel-1-Qualifying auf dem Hungaroring)

Die berühmte Frage "Woran hat's gelegen?" beantwortete Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bereits vor dem Qualifying: "Die Veränderungen der Strecke von gestern auf heute sind immens. Unsere Abstimmung, die gestern schnell war, hat heute komischerweise nicht funktioniert. Da haben wir in zwei Kurven kräftig danebengelegen. Die Temperaturen haben gravierende Verschiebungen von Vorder- zu Hinterachse bewirkt." (Ergebnis des Formel-1-Qualifyings aus Ungarn)


Fotos: Großer Preis von Ungarn


Schon im 3. Freien Training zeichnete sich ab, dass der Vorteil nicht nur weg ist, sondern sich sogar in einen Nachteil gegenüber Ferrari und Mercedes gekehrt hat - und das, obwohl der Mercedes in Ungarn alles andere als einfach zu fahren ist. Sechs Zehntelsekunden verlor die Bullentruppe allein im zweiten Sektor, der am Freitag noch ihr Paradesektor gewesen ist. Im Qualifying belief sich der Nachteil auf noch zwei Zehntel auf Vettel und eine auf Mercedes. Eine wirkliche Schwäche hatte Red Bull nicht mehr: In Sektor 1 langsamer als Ferrari, aber auf Augenhöhe mit Mercedes, in den Sektoren 2 und 3 dann jeweils leicht langsamer als Rot und Silber.

Verstappen das einzige zufriedene Gesicht

Entgegen kamen die warmen Bedingungen nur Max Verstappen, der nach dem fürchterlichen Freitag plötzlich ein fahrbares Auto hatte. Doch er machte einen Fehler in Q3 und warf den möglichen dritten Platz weg. Trotz allem war er das einzige zufriedene Gesicht in der Red-Bull-Box: "Viel besser als gestern. Wir haben es geschafft, das Ruder im Qualifying herumzureißen. Das ist gut." Verstappen kam am Freitag auf gar keinen grünen Zweig - das erste Mal in der ganzen Saison, wie er selbst sagt.

Doch das änderte sich am Samstag Schritt für Schritt. "Wir haben in der Nacht viel gegrübelt", erinnert sich Verstappen. "Heute Morgen war es schon besser, aber noch nicht perfekt. Für das Qualifying haben wir dann weitere kleine Veränderungen vorgenommen, um mich in meine Komfortzone zu bringen. Die haben mir die fehlenden Zehntelsekunden eingebracht. Ich bin sehr zufrieden mit dem Auto."

Im entscheidenden Anlauf in Q3 war aber plötzlich das Übersteuern zurück. In der gefürchteten Kurve 6, dem schnellen Linksknick über eine Kuppe hinweg, schlug das Heck wieder aus. "Platz drei wäre realistisch gewesen, das hätte uns auch zufrieden gestellt", übt Helmut Marko unterschwellige Kritik. Verstappen sieht darüber eher hinweg: " Das gesamte Jahr über waren wir nicht in der Lage, sie (Ferrari und Mercedes; Anm. d. Red.) zu bekämpfen. Speziell nach Silverstone hatte ich nicht die Erwartung, hier mit ihnen kämpfen zu können. Aber wir haben wieder einen Schritt vorwärts gemacht. Wir sind zur Stelle."

Hydraulikdefekt am Samstagvormittag bremst Ricciardo aus

Welch' Unterschied ein Tag machen kann: Daniel Ricciardo kam als Mitfavorit auf die Pole-Position im Fahrerlager an, doch schon im 3. Freien Training entwickelte sich alles in die falsche Richtung. Der Sieger des Ungarn-Grand-Prix von 2014 wurde schon am Vormittag durch einen Hydraulikdefekt eingebremst. "Gottseidank hat er rechtzeitig abgestellt", lobt ihn Marko. So konnte er zwar einen Getriebeschaden verhindern, doch wertvolle Zeit ging verloren. Die Abstimmung von Freitag war bei den heißen Streckentemperaturen nicht mehr zu gebrauchen.

So rutschte er im Qualifying hoffnungslos herum und musste sich in 1:16.818 Minuten um 21 Tausendstelsekunden gegenüber Verstappen geschlagen geben - Qualifying-Niederlage Nummer sieben. Dem sonst so gut gelaunten Australier war gar nicht zum Lachen zumute: "Ich denke, wir haben heute Morgen alles verloren. In Q1 hatte ich ein ganz anderes Auto als gestern. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Das ist Motorsport - manchmal ist er sehr frustrierend. Ich hatte die Pace gestern, aber heute war das nicht der Fall."


Fotos: Großer Preis von Ungarn


Von der Boxenmauer aus musste er bereits mit ansehen, dass der Traum von der erst zweiten Pole-Position seiner Karriere wohl nicht in Erfüllung gehen würde: "Als Seb heute Morgen diese Zeit hingeknallt hat, musste ich erst einmal durchschnaufen. Die Ferraris sind echt schnell." Im Qualifying konnte er mangels Set-upmöglichkeiten nicht mehr viel machen: "Wir wussten, dass unser Auto nicht gut sein würde. Wir hatten nur ein paar Runden und haben auf diesen unsere Probleme gehabt." So wurde es Rang sechs.

Funktioniert der RB11 im Longrun bei Hitze?

Nach der Enttäuschung im Qualifying hat Red Bull die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Zwar wurde das Ziel, es in die ersten beiden Startreihen zu schaffen und dann mittels eines besseren Starts Ferrari und Mercedes zu überrumpeln, nicht erreicht, doch die Hoffnung besteht weiterhin. "Wir haben schon die ganze Saison gute Starts hingelegt", weiß Verstappen. "Die Kupplung scheint bei uns besser zu funktionieren als bei den anderen. Wir freuen uns auf den Start."

Und auch Ricciardo hat noch nicht aufgesteckt und gibt sich kämpferisch: "Ich glaube fest, dass ich nach vorne komme." Allerdings darf er am Auto nichts mehr verändern und am Sonntag wird es tenenziell eher noch heißer. Und Helmut Marko warnt bereits, dass die starken Longruns nicht überbewertet werden dürfen: "Ich weiß gar nicht, ob es sich am Sonntag überhaupt mit einem Stopp ausgehen wird. Wenn die Temperatur weiter so steigt, wie es angesagt ist, kann es ein ganz anderes Bild geben als das, was wir am Freitag rausgefahren haben."

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