• 27. Juli 2017 · 23:20 Uhr

Toro-Rosso-Stallcrash: Warum Tost beide Fahrer beschuldigt

Warum Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost Carlos Sainz trotz der Strafe für Daniil Kwjat die gleiche Schuld am Stallcrash gibt und wie die Fahrer reagieren

(Motorsport-Total.com) - Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost sieht beide Fahrer als Schuldige für den Stallcrash in Silverstone in der ersten Runde. Daniil Kwjat sei zwar "bestraft worden, weil er neben der Strecke war und dann zurückgekommen ist, aber beide Fahrer waren schuld", sagt der Österreicher. Der Zwischenfall hatte sich in der schnellen Beckets-Passage ereignet: Der Russe war im Zweikampf zu schnell, kam in den S-Kurven von der Strecke ab und schoss bei der Rückkehr auf den Asphalt den spanischen Teamkollegen ab. Die Durchfahrtsstrafe erhielt er, weil er "auf gefährliche Art und Weise" auf die Strecke zurückgekehrt war.

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Franz Tost rügt auch Carlos Sainz nach dem Stallcrash in Silverstone Zoom Download

Doch wie hätte Sainz den Unfall vermeiden können? "In der ersten Runde nach nur ein paar 100 Metern fährt man nicht neben seinem Teamkollegen in so eine schnelle Kurve", antwortet der österreichische Teamchef. "Beide hatten das Glück, dass sich die Reifen nicht verhakt haben, denn dann hätte es einen viel schlimmeren Unfall geben können. So etwas macht man schon gar nicht mit 105 Kilogramm Sprit an Bord. Das habe ich den beiden gesagt: Ich würde so etwas nicht machen."

Doch haben die zwei Krisensitzungen in Faenza und auf dem Hungaroring etwas gebracht? "Ich hoffe, dass es die Fahrer am Ende verstehen, dass sie die Verantwortung haben, die Autos ins Ziel zu bringen. Und dass 400 Leute daran arbeiten, dass sie ein konkurrenzfähiges Auto haben. Daher sollte man am Anfang des Rennens nicht crashen." All das habe man in "zehn bis 15 Minuten" besprochen.

Kwjat: Auch in Zukunft wird "keiner nachgeben"

Auch die Fahrer bestätigen, dass die Sache geklärt sei und man nun nach vorne blicke. Ihren Standpunkt haben aber beide nicht geändert. "Das Team hat uns aufgefordert, dass ab sofort beide Autos auf der Strecke bleiben müssen", gibt Kwjat Einblicke. In Sachen Silverstone zähle aber nur seine eigene Sicht: "Wie andere die Situation sehen, ist mir egal."

"Das Team hat uns aufgefordert, dass ab sofort beide Autos auf der Strecke bleiben müssen."Daniil Kwjat
Auch an seiner Rivalität mit Sainz, gegen den er seit dem Alter von 15 Jahren fährt, werde das nichts ändern: "Wir sind immer am Limit. Und wenn wir Rad an Rad gegeneinander kämpfen, wird keiner nachgeben. Würde ich das tun, dann würde ich den Sport verlassen wollen." Dennoch akzeptierte er die vom Team vorgegebene Grenze: "Natürlich müssen wir die Interessen des Teams in Betracht ziehen. Es darf keine Konsequenzen geben wie beim vergangenen Rennen."

Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Ungarn

Auch Sainz will das Kapitel Silverstone endlich schließen. "Das war nicht ideal, aber irgendwann passiert es, dass man mit dem Teamkollegen zusammenkracht", sagt er. "Ich kenne Dani seit einigen Jahren, und wir fahren auch schon seit einigen Jahren gemeinsam. Wir wissen, wie man damit umgeht." Vor allem in Ungarn, wo er sich "die besten Chancen der bisherigen Rennen" ausrechnet, müsse man sicherstellen, dass beide Autos ins Ziel kommen.

Warum es keine Verhaltensregeln geben wird

Die Schuldfrage in Silverstone war für ihn "so klar, dass ich niemanden brauchte, der die Sache für mich aufklärt. Es war kristallklar." Dennoch halten es sowohl die Fahrer als auch der Teamchef für unnötig, nun einen Verhaltenskodex zu erstellen, um in Zukunft etwaige Stallkollisionen zu verhindern.

"Man kann ganze Seiten schreiben, aber das bringt nichts."Franz Tost
"Das wäe komplett unnötig", findet Tost. "Die Regeln sind einfach: Respektiert einander und lasst Raum, damit der andere Fahrer überlebt. Man kann ganze Seiten darüber verfassen, was ich bereits in der Vergangenheit gemacht habe, aber das bringt nichts." Auch Sainz findet nicht, "dass wir so etwas benötigen", während Kwjat meint: "Das würde nichts ändern, denn es liegt an uns, was wir auf der Strecke machen. Wir treffen unsere eigene Entscheidung. Und es muss uns dabei bewusst sein, dass beide Autos auf der Strecke bleiben müssen."

Nun will man sich darauf konzentrieren, beide Autos in Q3 zu bringen, was zuletzt beim Saisonstart in Melbourne gelungen ist. Sollte das nicht gelingen, dann ist das für Sainz ein klares Indiz dafür, "dass die anderen besser als wir entwickelt haben. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir hier wieder in Q3 kommen können."

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