Schockstarre bei Williams: Plötzlich wieder im Hinterfeld
Williams sah in den Freien Trainings in Silverstone stark aus, doch dann wurden Felipe Massa und Lance Stroll nur 15. und 16. - Wie konnte das passieren?
(Motorsport-Total.com) - Das stand so mit Sicherheit nicht im Drehbuch für das Heimrennen beim 40. Jubiläum von Williams in der Formel 1: Felipe Massa und Lance Stroll kamen beim Qualifying zum Großen Preis von Großbritannien 2017 nur auf die Plätze 15 und 16. Aufgrund der Strafe gegen Fernando Alonso werden dies noch die Startplätze 14 und 15. So oder so - für Williams ist das ein Schlag ins Kontor, nachdem es am Freitag noch so gut ausgesehen hatte. "Das gesamte Team ist niedergeschlagen", gibt Paddy Lowe zu. (So lief das Qualifying)
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Kaum zu glauben: Williams stürzte im Qualifying ins hintere Mittelfeld ab Zoom Download
Felipe Massa kam in allen drei Freien Trainings (Ergebnis des 3. Freien Trainings) unter die Top 10. Doch schon im regnerischen Q1 kam er nur mit Mühe eine Runde weiter, in der trockenen Q2-Sitzung blieb ihm nur der letzte Platz. Massa klagt zwar über Verkehr auf seiner entscheidenden Runde im zweiten Qualifying-Abschnitt, doch das kann nicht alles erklären. Viel schlimmer ist das Verhalten des Williams FW40. "Das Auto hat unter diesen Bedingungen einfach nicht funktioniert. Das Griplevel war fürchterlich", ist Massa entsetzt.
Auch kann er nicht sagen, ob das Problem von der Aerodynamik oder dem mechanischen Teil des Fahrzeugs herrührte: "Wenn es so einfach herauszufinden wäre, dann wären wir nicht so schnell draußen gewesen. Die Balance war okay, aber es war einfach kein Grip da." Oder wie Paddy Lowe es formuliert: "Nichts hat so funktioniert wie es sollte. Wir hatten gestern und heute Morgen eine Pace, die ungefähr auf dem Niveau von Nico Hülkenberg lag. Entsprechend waren die Erwartungen. Vor diesem Hintergrund ist es sehr enttäuschend, wo wir in der Startaufstellung stehen."
Kaum Hoffnung auf Aufholjagd
Auch Massa kann es kaum fassen. "Ich habe in den Trainings mit Hülkenberg und Konsorten gekämpft. Und jetzt stehe ich auf Platz 15 und die auf Platz sechs oder sieben. Das ist frustrierend", macht er sich Luft. "Jetzt muss ich von weit hinten starten. Es ist nicht leicht, hier zu überholen, obwohl ich weiß, dass ich ein gutes Auto habe." Wobei es in Österreich auch funktioniert hat. Massa winkt ab: "Da habe ich sieben Autos in der ersten Runde überholt. Das ist nichts, was man jedes Mal machen kann."
Sein Technikchef stimmt ihm zu. "Das Problem, das wir in diesem Jahr haben, ist die Tatsache, dass es immer Einstopp-Rennen sind", moniert Paddy Lowe. Somit ist die strategische Karte kaum auszuspielen. Es geht nur über reinen Speed. Und da das Mittelfeld der Formel 1 dicht beisammen liegt, wird das Überholen auch nicht leichter. So bleibt eigentlich nur noch die Hoffnung auf Regen. "Aber es kann niemand sagen, wie gut wir wirklich Nassen sind, weil wir bei den Bedingungen nicht genügend Erfahrung haben", macht sich Massa auch diesbezüglich nur bedingte Hoffnungen.
Stroll strauchelt in erstem Regen-Qualifying
Dass es für Lance Stroll schon in Q1 eng werden würde, war zu erwarten. Der junge Kanadier fuhr sein erstes Regen-Qualifying in der Formel 1. Am Ende hätte er es fast ins Q2 geschafft, wurde dann aber durch Fernando Alonsos Slick-Coup noch in die Knockout-Zone befördert. "Wir hatten am Ende des Qualifyings ein paar Probleme mit Graining", gibt der 18-Jährige zu Protokoll. "Wir wurden von Fahrern in Q1 rausgeworfen, die am Ende auf Slicks gesetzt haben. Deshalb werte ich das nicht als normale Qualifying-Sitzung."
Auch Stroll berichtet über Schwierigkeiten mit dem Fahrzeug. Anders als Massa moniert er aber die Balance: "Das Auto war ziemlich nervös. Wir haben um Grip gerungen. Das Fahren im Regen war auf jeden Fall anders. Auch anders als in der Formel 3, wo ich mich bei solchen Bedingungen wohlgefühlt habe."
Für das Rennen will er sich noch nicht festlegen: "Morgen müssen wir erst einmal sehen, wie das Wetter ist. Ich bin in China ein paar Runden bei wechselhaften Bedingungen gefahren. Ansonsten habe ich aber generell noch nicht viel Erfahrung. Man weiß nie, im Rennen kann alles passieren."
Frustbewältigung gab es noch im Anschluss ans Qualifying, als diverse historische Williams-Modelle anlässlich des 40. Jubiläums die Fans begeisterten.