Hamilton vor "entscheidendem" Heimspiel: Alles Kopfsache
Der Mercedes-Star betont, dass die WM ihm in Silverstone keinen Druck bereiten würde - Nigel Mansell will "Dominanz" sehen, Eddie Jordan wundert "Lustlosigkeit"
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Star Lewis Hamilton scheint nicht damit zu rechnen, beim Großbritannien-Grand-Prix in Silverstone das Ruder im WM-Duell mit Sebastian Vettel herumzureißen. Vielmehr erwartet der Ex-Champion einen harten Kampf mit Ferrari und Red Bull, der es ihm kaum erlauben dürfte, seinen 20-Punkte-Rückstand in der Fahrer-Gesamtwertung auf einmal einzudampfen. "Es wird verdammt eng", befürchtet Hamilton, der bei seinem Heimspiel auf umfangreiche Updates verzichten muss.
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Hamilton will vor seinen Fans brillieren: Silverstone "fast so wichtig wie die WM" Zoom Download
Unter Druck setzten lassen will er sich von dem Stand nach neun von 20 Rennen nicht. "Wäre ich gerne in einer anderen Postion?", fragt Hamilton rhetorisch und gibt sich selbst die Antwort: "Klar wäre das ich gerne. Aber so ist es eben nicht. Ich kann nur kämpfen und wenn es nicht klappt, auch okay." Ganz so lässig wie er es in der FIA-Pressekonferenz suggeriert, dürfte er die Angelegenheit aber nicht betrachten. Die Frage, ob ein Titel 2017 extra wertvoll sei, erstickt Hamilton im Keim.
Auch um seinen kontrovers diskutierten Griechenland-Urlaub unter der Woche will er keine Debatten aufkommen lassen, sondern erkennt ein optimales Vorprogramm für das stressige Silverstone-Wochenende: "Ich habe versucht, mich bestmöglich vorzubereiten. Ich bin sehr entspannt angekommen", lässt Hamilton Gegner und Kritiker wissen. Der Erwartungshaltung der heimischen Presse und der Fanscharen auf den Tribünen kann sich die Mercedes-Speerspitze dennoch nicht entziehen.
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Der Grand Prix von Großbritannien findet 2017 zum 68. Mal statt. Neben dem Italien-Grand-Prix ist er die einzige Veranstaltung, die in jedem Jahr im Kalender der Formel 1 vertreten war. Fünfmal wurde das Rennen in Aintree ausgetragen, zwölfmal in Brands Hatch und sonst immer in Silverstone, wo das Rennen seit 1987 seine Heimat hat. Fotostrecke
Er sagt: "Die WM ist das Wichtigste, logisch. Aber dicht dran oder sogar auf Augenhöhe rangiert der Großbritannien-Grand-Prix. Es ist die Wiege des Motorsports. Ein Brite muss hier jedes Jahr gewinnen." Dennoch würden ihn das Drumherum und die mediale Aufmerksamkeit nicht irritieren. Sich auf den Job zu konzentrieren genieße Priorität: "Ich versuche einfach, das Auto so hinzubekommen, dass ich auf die Pole-Position fahren und das Rennen per Start-Ziel-Sieg beenden kann."
Genau dazu rät Rennikone Nigel Mansell. Er betont den Stellenwert Silverstones für den Rest des Jahres: "Es ist sehr wichtig für Lewis, dass er absolut überzeugt. Dieses Wochenende wird der ausschlaggebende Wendepunkt im Titelrennen", glaubt der "Löwe". Sollte Hamilton nicht die Geschicke bestimmen, würde er für den Rest des Jahres schwer kämpfen müssen, zumal die guten Leistungen Valtteri Bottas' zu einem Problem würden: "Sein Teamkollege hat zwei Rennen gewonnen und sich mehrmals besser qualifiziert. Wenn er es nicht hinbekommt, baut sich Druck auf", so Mansell.
Ex-Teamchef Eddie Jordan ist nicht sicher, dass Hamilton auf heimischem Terrain reüssiert. "Ein paar lustlose Vorstellungen in diesem Jahr haben mich verwirrt. Er und das Auto scheinen keine Einheit zu bilden wie früher. Seine Form ist weniger vorhersehbar", unkt der Ire im Gespräch mit 'Metro' und betont den Stellenwert der mentalen Form: "Seine Stärke sind seine Grundschnelligkeit und das Wissen darum, wie er sie einzusetzen hat. Er ist der Großmeister kontrollierter Aggression", so Jordan, der auch bemerkt: "Wenn er denn an sich glaubt und uneingeschränkt zuversichtlich ist."