• 08. Juli 2017 · 15:04 Uhr

Formel 1 Österreich 2017: Bottas holt Pole bei Fehler-Festival

Gelbe Flaggen vereitelten den Showdown: Mercedes' Nummer 2 in Spielberg vor Sebastian Vettel - Lewis Hamilton startet nur Rang acht - Red Bull zu langsam

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Pilot Valtteri Bottas hat sich überraschend die Pole-Position zum Österreich-Grand-Prix in Spielberg (Formel 1 2017 live im Ticker) gesichert. Der Finne profitierte im Finale des dritten Qualifyingabschnitts am Samstag von gelben Flaggen, die alle Piloten zwangen, ihre letzten schnellen Runden abzubrechen. Jedoch ließ Bottas auch die Muskeln spielen: Sein Umlauf in 1:04.251 Minuten war Streckenrekord und verdeutlichte, zu welchen Verbesserungen die Silberpfeile im Handumdrehen in der Lage sind.

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Valtteri Bottas steht beim Grand Prix von Österreich in Spielberg auf Pole-Position Zoom Download

Sebastian Vettel (Ferrari/+0,042 Sekunden) und seinen Teamkollegen Lewis Hamilton (+0,173) ließ Bottas knapp hinter sich. Er jubelt, bemerkt jedoch, dass sein Fabelwert nicht das Ende der Fahnenstange gewesen wäre: "Das Auto wurde besser, je mehr Grip wir bekommen haben. Es war eine ordentliche Runde am Ende - sie war zwar nicht ganz perfekt, aber es hat gereicht", resümiert Bottas.

Eine mögliche Pole-Position ließ Vettel liegen, als er bei seinem ersten Versuch in Q3 am Ausgang der Schlusskurve zu weit auf den Randstein kam und nicht optimal beschleunigen konnte. Dennoch hadert der WM-Führende nicht mit dem Wimpernschlag-Rückstand auf Bottas: "Ich hatte ein paar Mal Glück mit engen Abständen, speziell gegen Valtteri", so Vettel. "Ich war mit meiner Runde zufrieden. Vielleicht war da ein kleiner Haken, aber hier ist es nicht einfach, es zusammenzubringen."

Davon konnte Hamilton ein Lied singen. Der Brite, der in Q2 auf Supersoft schwindelerregende Zeiten fuhr und mit dem härteren Pneu das Rennen nach Getriebestrafe von Platz acht beginnen wird, kam im letzten Abschnitt nicht in Tritt. "Lewis hat es irgendwie nicht zusammenbekommen. Er war bis Q2 der schnellere Mann. Aber dann hatte Valtteri schon mehr Runden auf dem Ultrasoft auf der Uhr und war daher vielleicht schneller", analysiert Mercedes-Sportchef Toto Wolff.

Der Ex-Champion, der anschließend mit Sonnenbrille und finsterem Gesichtsausdruck Interviews gab, bekam die Zähne kaum auseinander: "Ich habe mein Bestes gegeben", so Hamilton. Offenbar ärgerte er sich über die gelben Flaggen, die ihm einen zweiten Angriff auf die Bestzeit verhagelten. Wolffs vorgefertigte Entschuldigung wollte er nicht annehmen: "Die Reifen sind natürlich ein wenig unterschiedlich, aber eigentlich bin ich erfahren genug, dass das kein Problem sein sollte."

Der Rückstand von Kimi Räikkönen (Ferrari) auf Platz vier betrug 0,528 Sekunden - auf einer so kurzen Strecke eine halbe Ewigkeit. Auch die Red Bull sahen auf einer schnellen Runde kein Land gegen die Spitze. Daniel Ricciardo (5./+0,645) und Max Verstappen (6./+0,732) fielen trotz ansprechendem Q2 weit zurück. Der Niederländer war im Finale außer Rand und Band: Er nahm erst viele Randsteine mit und vermasselte das Anbremsen zu Kurve 3. Kurz vor dem Ende rauschte er in das Kiesbett, was ein Grund für die gelben Flaggen und das Ende seiner Pole-Position-Träume war.

Teamchef Christian Horner schüttelte am Kommandostand nur noch den Kopf. Verstappen erklärt sich und deutet an, unter Druck zu viele Risiken eingegangen zu sein: "Im zweiten Versuch fing alles gut an, aber dann konnte ich kein DRS nutzen, weil die gelben Flaggen draußen waren. Das ist natürlich schade, denn sonst hätte es eine richtig gute Runde werden können", trauert der Teenager. Helmut Markos Urteil fällt hart aus: "Was er verloren hat, wollte er wieder rausholen. Wie das ausgegangen ist, haben wir gesehen." Ricciardo lobt er dagegen für ein "wieder optimales Qualifying".

Jene gelben Flaggen verursachte übrigens Haas-Pilot Romain Grosjean (7./+1,229). Dem überraschend starken Franzose ging kurz vor dem Ende das Auto kaputt und er rollte mitten auf der Gegengeraden aus. Ein starker erster Versuch brachte ihn jedoch vor die Force India von Sergio Perez (8./+1.354) und Esteban Ocon (9./+1.423) sowie vor Carlos Sainz (10./Toro Rosso/+1,475).

Hauchdünn am Einzug in die Top 10 scheiterte Nico Hülkenberg. Der Renault-Mann schaffte es mit seinem letzten Versuch in Q2 zwar vorbei an Fernando Alonso (12./McLaren), verpasste jedoch den zehnten Platz um 0,047 Sekunden. Immerhin blieb er fünf Tausendstelsekunden vor dem Spanier.

Viel Pech hatte Kevin Magnussen (15.). Der Haas-Fahrer, der im Freien Training überraschend auftrumpfte, schaffte zwar eine schnelle Runde in Q1, die ihn weit nach vorne spülte. Doch seine Teilnahme am zweiten Abschnitt machte ein Aufhängungsbruch zunichte. "Wir sahen hier so gut aus. Da ist es natürlich extrem frustrierend", beklagt sich der Däne und behauptet, schuldlos an dem Defekt gewesen zu sein. Er wittert einen Produktionsfehler. Allerdings war er vor seinem Aus über einen sogenannten Baguette-Randstein gefahren, was sein Auto sichtlich durchgeschüttelt hatte.

Die große (negative) Überraschung in Q1: Das Williams-Team, auf dem Red-Bull-Ring 2014 noch auf Pole-Position, kam trotz oder gerade wegen neuer Teile nicht über die Positionen 17 und 18 hinaus. Der Zeitabstand zwischen Routinier Felipe Massa und Baku-Überraschung Lance Stroll betrug lediglich 0,074 Sekunden, was immerhin den Aufwärtstrend des jungen Kanadiers unterstrich.

Pascal Wehrlein (20.) scheiterte als Letzter ebenfalls im ersten Abschnitt. Seine Sauber-Mannschaft wirkte jedoch von Anfang nicht konkurrenzfähig: "Q2 war heute nicht möglich. Es gab Probleme an meinem Antrieb", ärgert sich der Deutsche. "Die Batterie lud sich nicht voll auf. Dadurch hatte ich immer zu wenig Leistung. Die erste Runde war noch okay, aber in der zweiten ging nichts mehr."

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