• 07. Juli 2017 · 21:36 Uhr

Soft-Reifen in Spielberg im Aufwind: Vorteil Lewis Hamilton?

Wieso der unerwartet starke Soft-Reifen für Lewis Hamilton in Spielberg zum Trumpf werden könnte und die Randsteine auch 2017 für große Probleme sorgen

(Motorsport-Total.com) - Die Qualifying-Schlacht ist noch nicht einmal geschlagen, doch das Freitag-Training gibt bereits einige Aufschlüsse auf den Renn-Sonntag in Spielberg. Das liegt einerseits an Lewis Hamiltons Rückversetzung in der Startaufstellung um fünf Plätze, die für Zündstoff sorgt, aber auch an den Randsteinen und an der Strategie.

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Starker Soft-Longrun bei Hamilton: Erweist sich der härteste Pneu als Goldgriff? Zoom Download

Unter normalen Umständen rechnet Pirelli in Spielberg mit einem Einstopprennen. Doch es gibt Überraschungen: Wer ursprünglich dachte, die Strategie, zuerst denn Ultrasoft- und dann den Supersoft-Reifen zu wählen, sei in Stein gemeißelt, könnte sich täuschen.

"Die Strategie wird hier eine Rolle spielen", meint auch Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo. Und der klassische Weg sei bei weitem nicht "die einzige Lösung". Der Grund dafür: Der im Vorjahr neue Spielberg-Asphalt ist nach einem Jahr entgegen der Erwartungen nicht viel rauer geworden, sondern immer noch extrem glatt. Und er heizt sich enorm auf. Bedingungen, die dem Soft-Reifen entgegenkommen.

Vettel und Bottas haben nur einen Soft-Satz

Bei hohen Temperaturen funktonierte der Soft-Reifen "gut, liefert ein gutes Gripniveau, und der Abbau gegen null geht", erklärt Pirelli-Manager Mario Isola. "Daher ergibt es Sinn, den Soft-Reifen für das Rennen in Betracht zu ziehen, auch wenn die anderen Mischungen auf dem Papier für diese Strecke besser geeignet gewesen wären."

Nach dem ersten Stint auf der Ultrasoft-Mischung auf Supersoft zu wechseln, könnte hingegen ein Risiko darstellen: "Irgendwann könnte der Abbau nicht mehr linear verlaufen. Und dann verliert man Rundenzeit." Ganz im Gegensatz zum Soft-Reifen. Interessant: Während Sebastian Vettel wie Valtteri Bottas für Spielberg nur einen Satz der Mischung bestellt hat, sind es bei Lewis Hamilton zwei Sätze, von denen der Brite bereits einen für die Abstimmungsarbeit nutzte. Das gilt auch für die beiden Red-Bull-Piloten. Diese drei Piloten könnten daher im Rennen im Vorteil sein.

Die Variante Soft kommt auch deshalb unerwarteterweise ins Spiel, weil Pirelli die Unterschiede zwischen den Mischungen deutlich größer eingeschätzt hatte. "Wir hatten erwartet, dass zwischen den Reifenmischungen in etwa je eine halbe Sekunde liegt", erklärt Isola. "Zwischen Ultrasoft und Supersoft liegen aber drei Zehntel." Und auch zwischen Supersoft und Soft sei er geringer als erwartet.

Soft als Startreifen unwahrscheinlich

Die Italiener rechnen damit, dass der Stint auf dem Ultrasoft-Reifen ungefähr 25 Runden andauernd wird, auf der härteren Mischung 45 bis 50 Runden. Insgesamt werden in Spielberg 71 Runden absolviert. Dass eines der Spitzenteams auf Risiko setzt und zum Beispiel den Soft-Pneu als Startreifen nominiert, kann sich Isola nicht vorstellen.

"Ich glaube nicht, dass jemand das Risiko nimmt, Q2 mit dem Soft-Reifen zu bestreiten", erklärt der Italiener. "Denn man riskiert auch, dass man einen Reifen kaputtmacht und man damit das eigene Rennen beeinträchtigt." Romain Grosjeans Abflug im ersten Training beweist, dass die Randsteine trotz der Änderungen auch dieses Jahr für böse Überraschungen sorgen können.

Der Franzose rutschte in der vorletzten Kurve von der Strecke und geriet auf die gelben Randsteine. Das gleiche passiert ihm in der letzten Kurve, wodurch der rechte Vorderreifen endgültig beschädigt wurde. "Der Reifen war grundsätzlich in Ordnung", bestätigt Isola. "Es muss also passiert sein, als er den Randstein berührte."

Randsteine auch 2017 ein Problem

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Die Baguette-Randsteine machen den Piloten erneut das Leben schwer Zoom Download

Auch Felipe Massa kam in der Rindt-Kurve von der Strecke ab, fuhr über die gelben und weißen Baguette-Randsteine und beschädigte dabei seinen Williams. "Der Randstein ist eigentlich nicht dazu da, das Auto zu beschädigen, sondern aus anderen Gründen", beschwert sich der brasilianische Routinier. "Ich habe mein Auto auch nicht beschädigt, weil ich zu extrem über den Randstein gefahren bin. Ich wollte einfach zurück auf die Strecke kommen und bin über diese weißen Randsteine gefahren, die dann das Auto beschädigt haben."

Max Verstappen, der an anderer Stelle abflog, wirft ein: "Die Autos sind für diese gelben Randsteine einfach nicht gemacht." Pirelli wird jetzt über Nacht Reifen aufschneiden und untersuchen, ob die Spielberg-Randsteine tatsächlich wie im Vorjahr Schäden verursachen, und hat dazu ein eigenes Reifenlabor an die Strecke mitgebracht.

"Im Vorjahr hatten wir ein Problem, und daher müssen wir das überprüfen", meint Isola. Am Samstag wisse man mehr. Man wird also sehen, ob es am Sonntag einige außerplanmäßige Stopps geben wird.

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