Longruns in Spielberg zeigen wahre Mercedes-Stärke
Warum das Tagesklassement verschleiert, wie stark Mercedes in Spielberg wirklich ist, und ob sich Lewis Hamilton nach seiner Panne Sorgen machen muss
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton erweist sich nach dem Eklat von Baku in bestechender Form und sicherte sich in beiden Freitag-Trainings zum Großen Preis von Österreich die Bestzeit. Damit bestätigt er die Favoritenrolle von Mercedes. Mit einer Rundenzeit von 1:05.483 war der Brite schon am ersten Trainingstag um rund sieben Zehntelsekunden schneller als der im Vorjahr von ihm aufgestellte Rundenrekord. Im Gesamtklassement verwies er seinen Titelrivalen Sebastian Vettel (+0,147) und Teamkollege Valtteri Bottas (+0,216) auf die Plätze zwei und drei.
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Vor allem im ersten Sektor, auf dem wegen der zwei langen Geraden ein starker Motor gefragt ist, waren die Silberpfeile die schnellsten: Obwohl es in diesem Abschnitt nur eine Kurve gibt, holte Hamilton 0,128 Sekunden auf Vettel heraus, Bottas war gleich um 0,167 Sekunden schneller als der Ferrari-Pilot. Das deutet darauf hin, dass Ferrari in Sachen Motorleistung etwas zurückgerutscht ist.
Formel-1-Experte Alex Wurz ist nach dem Training davon überzeugt, dass die Silberpfeile pro Runde um zweieinhalb Zehntel schneller sind als die Roten aus Maranello. "Sie haben mit dem härtesten Reifen hier schon im ersten Freien Training einen tollen Longrun gefahren", erklärt der Österreicher gegenüber dem 'ORF'. "Und jetzt waren sie auch im zweiten Freien Training auf allen Gummimischungen wirklich gut unterwegs."
Mercedes bei den Longruns eine Klasse für sich
Während Ferrari mit dem Blistering kämpft und auch Red Bull noch keine optimale Balance zwischen Vorder- und Hinterachse gefunden hat, habe man es bei Mercedes geschafft, "die Hinterachse zu kühlen und die Vorderachse aufzuheizen. Und die Rundenzeit zeigt es wieder."
Vor allem bei den Longruns scheint Mercedes in Österreich klar die Nase vor der Scuderia zu haben. Während Vettel auf seinen zwei Longruns mit den Mischungen Supersoft und Ultrasoft mit 13 beziehungsweise zehn Runden alten Reifen auf eine durchschnittliche Zeit von 1:09.2 und 1:09.3 kam, bewegten sich die Mercedes-Piloten bei ihren Longruns fast immer unter der Schallmauer von 1:09 Minuten.
Bottas bei Longruns noch schneller als Hamilton
Hamilton musste seinen Longrun auf acht Runden alten Ultrasoft-Reifen wegen eines technischen Problems unterbrechen, legte aber zunächst stark los mit 1:08.291, 1:08.363 und 1:08.495 und brannte auch in der zweiten Phase in Serie Zeiten um 1:08.9 in den glatten Asphalt. Am Ende kam er auf einen Mittelwert von 1:08.8, der sich sehen lassen kann.
Noch beeindruckender präsentierte sich sein finnischer Teamkollege, der in seinem neun Umläufe andauernden Longrun auf acht Runden alten Supersoft-Reifen gar nie über 1:09 kam. Mit Zeiten von 1:08.8, 1:08.737, 1:08.556, 1:08.365, 1:08.816 und 1:08.557 erreichte er einen Mittelwert von 1:08.6, wodurch er den Vergleich der Rennsimulationen für sich entschied.
Zündkerzen-Wechsel: Muss sich Hamilton Sorgen machen?
Ganz am Schnürchen lief es für die Silberpfeile beim Heimrennen der zwei Bosse Toto Wolff und Niki Lauda trotzdem nicht: Hamilton kam im zweiten Training außer Plan an die Box, weil seine Antriebseinheit zickte. Die Zündkerze wurde gewechselt, komplett gelöst konnte die Panna aber nicht werden. "Ich habe immer noch die gleichen Probleme", klagte er über Funk.
Ein Grund zur Sorge? Wolff schnüttelt den Kopf und stellt klar, dass es sich um die erste Antriebseinheit der Saison handelte, die ohnehin "am Ende ihrer Lebensdauer ist". Doch wie haben die Piloten selbst den Auftakt in Österreich erlebt? Hamilton bestätigt den positiven Eindruck und spricht von einem "wirklich guten Freitag, der bislang kein Kopfweh bereitet". Trotz des Zündkerzenwechsels habe man das geplante Programm komplett absolviert. "Am wichtigsten ist aber: Das Auto fühlt sich hier fantastisch an, und wir haben bereits eine gute Balance."
Bottas: Auto besser als in Baku
Teamkollege Bottas, dessen Fahrstil der Stop-and-Go-Kurs in Spielberg entgegenkommt, lobt vor allem die Updates am Mercedes, der in einigen Bereichen, wie zum Beispiel beim Diffusor, überarbeitet wurde. "Toll, dass die Updates auf Anhieb funktioniert haben", sagt der einmalige Grand-Prix-Sieger. "Wir haben nach Baku aerodynamisch einen Schritt nach vorne gemacht."
Der ehemalige Williams-Pilot warnt davor, die Konkurrenz aus Maranello zu unterschätzen, auch wenn Mercedes am Freitag in allen Belangen besser war: "Ferrari sieht hier stark aus, also rechnen wir mit einem interessanten Wochenende."