Ferrari angeblich ohne Öl-Trick: Null Chance gegen Silber?
Die Ferrari-Piloten weichen bei Fragen nach der Öl-Debatte aus - Sebastian Vettel schiebt Mercedes die Favoritenrolle für den Grand Prix von Österreich zu
(Motorsport-Total.com) - Alles andere als ein Zweikampf zwischen Mercedes und Ferrari beim Grand Prix von Österreich wäre eine große Überraschung. Mit 56 Prozent Vollgasanteil und zwei langen Geraden ist Spielberg eine Power-Strecke der Formel 1. Viele Gerüchte und Fragezeichen betreffen vor allem Ferrari. Vor Baku verschickte die FIA eine zweite Direktive an die Teams, dass Öl nicht ins Benzin gemischt werden darf. In Aserbaidschan geriet die Scuderia unter Verdacht: Im Qualifying soll dieser Trick verwendet worden sein, um mehr Leistung zu generieren.
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Wer hat beim Grand Prix von Österreich die Oberhand: Ferrari oder Mercedes? Zoom Download
Und prompt betrug der Ferrari-Rückstand im Qualifying in Q3 mehr als eine Sekunde. Sebastian Vettel relativiert aber: "In Baku haben wir es im Qualifying nicht auf den Punkt gebracht. Der Rückstand war außergewöhnlich groß. Ich glaube nicht, dass wir hier 1,1 Sekunden hinten sind. Am Sonntag war die Pace ähnlich, aber es ist fair zu sagen, dass Mercedes am Samstag und Sonntag die Oberhand hatte. Der Unterschied war aber klein." Viele werden trotzdem in Spielberg ganz genau auf die Qualifying-Performance von Ferrari in Q3 achten. Da die Rundenzeit auf dem Red-Bull-Ring niedrig ist, sollten auch die Abstände im Feld geringer ausfallen.
Vettel will sich zu den Öl-Gerüchten um sein Team nicht äußern: "Ich glaube, es ist besser, wenn man jemanden fragt, der sich mit den Motoren auskennt. Mir ist wichtig, dass der Motor läuft und funktioniert." Ausweichend antwortet auch Teamkollege Kimi Räikkönen: "Ich bin nicht die Person, um das zu beantworten. Da muss man das Team fragen. Natürlich gibt es viele Regeln für verschiedene Themen. Solange die Regeln für alle gleich sind, ist das okay."
Sebastian Vettel: Mercedes ist Favorit
Klarer als zur Öl-Debatte äußert sich Vettel zum Kräfteverhältnis: "Mercedes ist nach wie vor Favorit - leider", seufzt er am Medientag. Der Deutsche glaubt, dass das Layout der 4,3 Kilometer langen Strecke der Konkurrenz besser liegt: "Es kommt immer auf den Streckentyp an. Es geht ein bisschen geradeaus. Der Berg hilft uns nicht unbedingt. Bergab wäre besser. Der Samstag ist der Schlüssel für uns."
Insgesamt war in den vergangenen Wochen zu beobachten, dass Mercedes seit dem schwachen Monaco-Rennen einen Fortschritt gemacht hat. In Montreal und Baku war der Silberpfeil einen Tick schneller als die "rote Göttin". "Wir wissen, was bei den vergangenen beiden Rennen passiert ist. Die Strecken waren ganz anders", versucht Vettel zu relativieren. "In Kanada hatten wir eine gute Pace, obwohl das Auto beschädigt war. Mein Rennen war natürlich anders als von Lewis, der das Rennen von vorne kontrollieren konnte."
Mercedes: Besserer Umgang mit Reifen gelernt
Österreich-Vorjahressieger Lewis Hamilton bestätigt, dass Mercedes einen Fortschritt gemacht hat. Der Teufel liegt im Detail begraben: "Wir lernen über die Reifen ständig dazu und haben vor Montreal sicher einen Fortschritt erzielt. Seither lernen wir an jedem Rennwochenende hinzu. Auf jeder Strecke ist es anders, der Reifenabbau ist überall unterschiedlich. Aber prinzipiell verstehen wir, was das Problem war und dass es nicht mehr auftritt. Jetzt haben wir die besseren Werkzeuge und das bessere Verständnis, um zu wissen was wir tun müssen, wenn es Schwierigkeiten gibt."
Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Spielberg
Der Große Preis von Österreich wird zum 30. Mal ausgetragen. Der erste GP fand 1964 in Zeltweg statt, und es dauerte sechs Jahre bis zum zweiten Rennen auf dem Österreichring. Das Event auf der fast 6 Kilometer langen Strecke blieb bis einschließlich 1987 im Formel-1-Kalender. Fotostrecke
Der Umgang mit den Reifen stellte die Silberpfeile bei einigen Rennen auf eine harte Probe. Spielberg wurde vor einem Jahr für die MotoGP neu asphaltiert. "Hier gehen wir davon aus, dass die Reifen weniger ein Problem sein werden", meint Valtteri Bottas. "Auch wenn die Strecke kurz ist, gibt es schnelle Kurven, wo man Energie in die Reifen bekommt. Außerdem sollte der Ultrasoft auch einfacher ins Arbeitsfenster zu bringen sein. Im Vorfeld machen wir uns diesbezüglich keine großen Sorgen."
Valtteri Bottas: Nicht sicher, ob Mercedes klar vor Ferrari ist
Ob Mercedes die stärkere Kraft sein wird, kann der Finne am Donnerstag nicht beantworten: "Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir ganz klar vor Ferrari sind. Montreal und Baku sind spezielle Strecken. Deshalb arbeiten wir mit Vollgas weiter, um vorne zu sein. Wir sind zuversichtlich, dass wir es schaffen. Es ist noch mehr als die Hälfte der Saison zu fahren und jede Kleinigkeit hilft uns weiter." Der Zweikampf wird auf einen hohen Niveau weitergeführt.
Da Montreal und Baku zwei Rennen waren, die äußert turbulent abliefen, hofft Vettel in Österreich auf ein normaleres Wochenende, um das wahre Kräfteverhältnis zwischen den beiden Topteams besser sehen zu können: "Ich schätze, dass wir hier bereit sind, und hoffe, dass das Rennen etwas ruhiger ist und die Bedingungen konstanter sind. Dann kann man viel besser herauslesen, wie nah wir wirklich dran sind", so der Deutsche, der in Österreich noch nie gewonnen hat.
Seit die Formel 1 im Jahr 2014 nach Spielberg zurückgekehrt ist, fuhr der Sieger immer einen Mercedes. Die einzigen Ferrari-Siege auf dem verkürzten ehemaligen Österreichring holten Eddie Irvine (1999) und Michael Schumacher (2002, 2003). "Schon im Vorjahr lief es hier gut für uns", macht sich Räikkönen Hoffnungen. "Durch die Regeländerung weißt du natürlich nie, was sich verändert. Die Strecke selbst mag ich sehr gerne. Es gibt nicht viele Kurven. Die Rundenzeit ist deshalb sehr eng, vor allem im Qualifying. Unsere Pace sollte passen. Wir sind zuversichtlich, dass wir an der Spitze mitfahren werden. Mal sehen, wie es läuft, aber ich denke, wir sollten mit dabei sein."