Carlos Sainz vermeidet Teamcrash: "Habe mich geopfert"
Carlos Sainz musste in der ersten Kurve seinem Teamkollegen ausweichen und versaute sein eigenes Rennen damit - Daniil Kwjats Auto geht komplett aus
(Motorsport-Total.com) - Für Toro Rosso war der Große Preis von Aserbaidschan ein Rennen der vergebenen Möglichkeiten. Bei dem Chaos in Baku wäre für die Jungbullen vermutlich mehr drin gewesen als nur der achte Platz für Carlos Sainz. Doch der Spanier war das erste Opfer in einem turbulenten Rennen. Schon am Start drehte er sich, weil er seinem Teamkollegen Daniil Kwjat ausweichen musste. Dieser blieb wenig später mit Elektrikproblemen stehen.
Für Sainz lief es äußerst unglücklich. Kwjat hatte sich beim Anbremsen der ersten Kurve vertan und musste einen weiten Bogen fahren. "Ich hatte kalte Reifen und habe das Bremsen unterschätzt", erklärt er hinterher. Als der Russe wieder auf die Strecke kam, verriss Sainz das Lenkrad und drehte sich. "Es war eine einfache Entscheidung: Drehe ich am Lenkrad und drehe mich oder nehme ich beide Autos aus dem Rennen, weil so ein großer Geschwindigkeitsunterschied herrscht", erzählt der Spanier nach dem Rennen.
Er entschied sich für ersteres. Kwjat war zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst, in welche Bredouille er seinen Teamkollegen gebracht hatte. Auf die Frage, ob er Sainz links neben ihm gesehen hat, antwortet er: "Nein. Ich habe etwas im Rückspiegel gesehen, aber das hatte nichts mit mir zu tun." Doch Sainz sieht das vollkommen anders: "Ich musste ausweichen, als ich Daniil wieder auf die Strecke kommen sah."
Sainz: Kein Vorwurf an Kwjat
Einen Vorwurf macht er seinem russischen Stallgefährten dafür aber nicht. "Für mich ist es ein Rennunfall. Ich gebe ihm nicht die Schuld dafür, weil ich vermutlich dasselbe gemacht hätte. Man muss sich in Millisekunden entscheiden", sagt der Spanier und meint, dass er sich in dem Fall teamdienlich geopfert hätte. Auch Teamchef Franz Tost sieht es so: "Es ist ein Rennunfall. Nicht mehr und nicht weniger."
Sainz war zu diesem Zeitpunkt Letzter und hätte nicht mehr damit gerechnet, wieder in die Punkte zu fahren, schließlich habe der STR12 am Baku-Wochenende keine gute Pace gehabt. "Ich wusste, dass es schwierig werden würde, aber ich habe mich im Auto wohlgefühlt", sagt er. "Wir konnten einen guten Rhythmus bekommen und ein paar Leute überholen. Am Ende bin ich recht glücklich mit dem Ergebnis."
Anders ist die Sachlage bei Daniil Kwjat. Nur neun Runden weit kam der Red-Bull-Junior, bevor er sein Auto auf der Strecke abstellen musste. "Das Auto hat sich einfach abgeschaltet. Ich hatte keine Verbindung mit dem Team, kein Funk, nichts", gibt der Russe zu Protokoll. "Es gab keine Vorwarnung. Es war unmöglich, das vorher in den Daten zu sehen." Woran es lag, ist noch ein Rätsel: "Wir haben aus irgendeinem Grund die komplette Elektrik verloren. Daher ist es schwierig, genau zu analysieren, was am Auto war", sagt Teamchef Tost.
Kwjat hadert mit Rennpech
Kwjat befand sich zu diesem Zeitpunkt im Kampf mit Kevin Magnussen. Er ist überzeugt davon, dass er ungefähr dort ins Ziel hätte kommen können, wo der Haas-Pilot am Ende landete - das war Platz sieben. An dem Aus hat er daher etwas zu knabbern: "Im Grunde gab es heute Punkte, für jeden der ins Ziel gekommen ist. Von daher habe ich das Rennen mit einem schweren Herzen gesehen", hadert er. "Immer in solchen Rennen geht mein Auto aus oder ich bekomme drei Strafen. Irgendso was."
Doch Aufgeben kommt für ihn nicht infrage: "Wir kämpfen weiter und geben alles. Ich mache meinen Job. Ich hoffe, dass das Team die Zuverlässigkeitsprobleme in den Griff bekommt." Und so ist es für Toro Rosso ein Wochenende der verpassten Chancen gewesen. Doch die vier Punkte für Rang acht von Sainz nimmt man gerne mit, weil man in Aserbaidschan mit einem schwierigen Wochenende gerechnet hatte.
Allerdings wurde man durch den Podestplatz von Lance Stroll von WM-Platz fünf verdrängt. Williams ist mit 37 Punkten vorbeigezogen, Toro Rosso steht bei 33. Teamchef Franz Tost ist jedoch davon überzeugt, dass sich das Blatt wenden wird: "Wir müssen jetzt zurückschlagen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir früher oder später wieder in der Position sein werden", gibt er sich kämpferisch.