• 25. Juni 2017 · 22:51 Uhr

Erste Punkte für McLaren: Hätte Alonso sogar siegen können?

Als Neunter sichert sich Fernando Alonso in Baku die ersten zwei Zähler - Spanier überzeugt: Nach dem Rennverlauf hätte noch mehr rausspringen müssen

(Motorsport-Total.com) - Da sind sie endlich, die ersten Punkte der Formel-1-Saison 2017 für das McLaren-Honda-Team. Ausgerechnet auf der "Problemstrecke" Baku mit den langen Geraden führ Fernando Alonso auf Rang neun und sicherte sich zwei unerwartete Zähler. Teamkollege Stoffel Vandoorne konnte den Grand Prix von Aserbaidschan ebenfalls beenden, kam allerdings hinter Alonso und den beiden Sauber-Fahrern Pascal Wehrlein und Marcus Ericsson als Zwölfter ins Ziel. In der Konstrukteurs-WM hat Sauber noch immer drei Zähler Vorsprung auf das britische Traditionsteam aus Woking.

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Fernando Alonso holte im achten Rennen des Jahres die ersten WM-Punkte Zoom Download

Star-Pilot Alonso sorgte während des Chaos-Rennens in Baku mal wieder für Verwunderung und Schmunzeln bei den TV-Zuschauern. In einem Funkspruch, der im Fernsehen übertragen wurde, fabulierte er über einem möglichen Rennsieg: "Was für eine Schande, wir hätten das Rennen gewinnen können", teilte er seinem Team via Boxenfunk mit. Die Fans rätselten: Glaubt er das wirklich, oder war das wieder mal eine der gefürchteten ironischen Spitzen des Spaniers gegen seine Mannschaft und Antriebspartner Honda?

Doch der Routinier meinte seine Aussage ernst und bekräftigt sie nochmals nach dem Rennen in den TV-Interviews: "Ich glaube wirklich, dass wir heute gewinnen hätten können. Wir waren beim Safety-Car hinter Ricciardo. Dann hat Lewis seine Kopfstütze verloren, Sebastian bekam die Strafe, Kimi musste aufgeben und die zwei Force-India haben sich gegenseitig abgeschossen. Wir wären automatisch aufs Podium gekommen, wenn wir nicht sogar für den Rennsieg hätten kämpfen können." Dann schiebt er die entscheidende Einschränkung hinterher: Leider war das McLaren-Honda-Paket dafür nicht schnell genug.

Alonso: Wie kann man das auf einem Stadtkurs noch verlieren?

"Heute wären wir in der Position gewesen, aber wir haben es nicht umsetzen können, weil wir nicht schnell genug waren", erklärt der 35-Jährige, der dann doch wieder zu einer leisen Kritik ausholt. "Schau, wie sich das Rennen entwickelt hat und dann waren wir an einem Punkt plötzlich auf der dritten oder vierten Position. Eigentlich kann man so etwas auf einem Stadtkurs nicht mehr verlieren." Weil es dem hoffnungslos unterlegenen Honda-Antrieb aber nach wie vor an Leistung mangelt, wurde der Spanier von seiner tatsächlich besten Platzierung im Rennen, Platz fünf kurz nach der Rennhälfte, noch auf den neunten Platz durchgereicht.


Fotostrecke: GP Aserbaidschan, Highlights 2017

Bei aller Kritik freut sich Alonso dann aber trotzdem über die ersten zwei Punkte der Saison für sich und das Team: "Es ist schon eine Überraschung, die uns heute gelungen ist. Zwei Punkte in Baku, davon hätten wir nicht mal zu träumen gewagt vor dem Wochenende", so der Spanier, der seinem Team erstmalig seit langer Zeit einen positiven Trend bescheinigt.

"Für das Team ist es eine schwierige Zeit. Zwei Punkte sind nicht viel, aber es sind die ersten von hoffentlich vielen, die noch folgen werden. Es werden noch bessere Strecken für uns kommen, die langsamen Kurse in Singapur oder Budapest zum Beispiel. Dort müssen wir dann das Maximum herausholen", so sein Mutmacher für die gebeutelte Truppe.

Vandoorne: Keine Chance auf der Geraden gegen Sauber

An 19. Position gestartet hielt sich der zweimalige Weltmeister während des chaotischen Rennens aus allen Zwischenfällen heraus - eine Strategie, die auch für seinen Teamkollegen Vandoorne lange Zeit aufging. Der junge Belgier ging nach dem Start früh in Runde fünf an die Box und wechselte auf die weichere Supersoft-Mischung. "Wir haben mit dieser Strategie Romain (Grosjean; Anm. d. Red.) gecovert und das hat geklappt. Ich hatte dann eine gute Pace auf dem Option-Reifen, aber dann hat mir die Rote Flagge den Vorteil geraubt, weil jeder auf der Prime-Mischung nun ohne Stopp wechseln konnte."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Aserbaidschan


In der zweiten Rennhälfte handelte sich der 25-Jährige dann aber einen schleichenden Plattfuß ein und musste in der 33. Runde nochmals zum Stopp an die Box. Dadurch wurde er ans Ende des Feldes zurückgereicht. "Danach konnte ich pro Umlauf 1,5 Sekunden auf die Sauber gut machen, aber als ich sie eingeholt hatte, war es unmöglich, sie zu überholen. Sie haben ihre ganze Energie für die letzte Kurve aufgespart. Ich wollte dasselbe machen, um den größtmöglichen Boost auf der Geraden zu haben, aber ich hatte einfach nicht die Leistung im Auto, um vorbeizukommen", ärgert er sich über die schlappe Antriebsleistung des MCL32.

McLaren-Renndirektor Eric Boullier will sich die Stimmung angesichts der wichtigen zwei Punkte von Alonso trotzdem nicht vermiesen lassen. "Seit den Freien Trainings habe ich gesagt, dass wir jede sich bietende Chance nutzen müssen. Das haben wir heute gemacht", sagt er und bescheinigt seinen beiden Piloten eine reife fahrerische Leistung. "Für unser Strategie-Team, die Ingenieure und unsere hart arbeitenden Mechaniker ist das eine willkommene Erleichterung nach einem schwierigen Rennwochenende", lobt er und lässt dabei Antriebspartner Honda unerwähnt.

Honda kündigt neue Ausbaustufe für Österreich an

Bei den Japanern will man sich davon nicht beirren lassen und lobt stattdessen lieber die Leistungen als Gesamtteam. "Das war ein erfolgreicher Tag für die Mannschaft", meint Motorchef Yusuke Hasegawa. "Wir haben immer noch einen großen Rückstand, aber wenn man bedenkt, dass wir ganz hinten gestartet sind, ist das auf einem Kurs, der viel Power verlangt, ein gutes Resultat."

Für den kommenden Grand Prix auf dem Red-Bull-Ring in Österreich kündigt Hasegawa die an beiden Autos heißersehnte nächste Ausbaustufe des Honda-Antriebs an, die in Aserbaidschan erfolgreich getestet wurde. "Wir werden unsere Entwicklung mit größten Anstrengungen vorantreiben, um die Lücke zu schließen", so der Japaner abschließend.

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