• 24. Juni 2017 · 16:12 Uhr

Formel 1 Baku 2017: Mercedes deklassiert Ferrari im Qualifying

1,1 Sekunden Vorsprung auf Ferrari: Lewis Hamilton holt in Aserbaidschan die Pole, Sebastian Vettel verliert sein Stallduell, Red Bull bleibt dritte Kraft

(Motorsport-Total.com) - Fast wie in alten Tagen: Das Mercedes-Team hat das Qualifying zum Grand Prix von Aserbaidschan in Baku (Formel 1 2017 live im Ticker) dominiert und sich die Doppel-Pole für das Rennen am Sonntag gesichert. Lewis Hamilton erzielte eine Bestzeit von 1:40.593 Minuten und distanzierte damit den schärfsten Rivalen Ferrari um mehr als eine Sekunde.

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Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton und Valtteri Bottas nach dem Qualifying Zoom Download

Für Hamilton war es die 66. Pole-Position seiner Karriere; die Marke von Ayrton Senna hat er damit endgültig übertroffen. Dabei sah es zunächst gar nicht danach aus. Denn Hamilton leistete sich nach Zwischenbestzeit in seinem ersten Q3-Run einen Fahrfehler, der im dritten Sektor mehr als eine halbe Sekunde kostete. Also lag er hinter Teamkollege Valtteri Bottas nur auf dem zweiten Platz.

Doch bis dahin hatte er das Qualifying dominiert, und diesen Speed konnte er im entscheidenden Moment erneut abrufen. Trotzdem sei der Druck vor der entscheidenden letzten Runde "groß" gewesen, räumt Hamilton ein, "denn wir hatten heute Schwierigkeiten, Temperatur in die Reifen zu bekommen. Es war alles oder nichts, und ich wusste ja, wie gut Valtteris Zeit war."

Am Ende nicht gut genug: Bottas steigerte sich zwar ebenfalls von 1:41.274 auf 1:41.027 Minuten, aber an Hamilton war kein Herankommen. Unterm Strich fehlten 0,434 Sekunden. "Ich wollte die Pole, aber die Runde war nicht perfekt. Und ich bekam die Reifentemperatur vorne links nicht ins Fenster", klagt der Finne über die gleichen Probleme wie am Freitag.

Auch Ferrari scheiterte an der Reifentemperatur: "Im letzten Run bekam ich das Warm-up etwas besser hin. Aber wenn du die Reifen perfekt triffst, geht da noch einiges mehr", seufzt Kimi Räikkönen, mit 1,100 Sekunden Rückstand Dritter. Sebastian Vettel (+1,248) belegte immerhin noch den vierten Platz, nachdem er seinen ersten Q3-Versuch versemmelt hatte.

Zufrieden war er damit nicht: "Ich war ganz alleine, hatte keinen Windschatten. Deswegen war der letzte Sektor nicht so gut, wie er hätte sein können", grummelt der viermalige Weltmeister, der im Qualifying-Duell gegen Räikkönen immer noch mit 6:2 führt. Dass die Silberpfeile unter 1:41 Minuten fahren würden, damit hätte er nicht gerechnet: "Es war jeder überrascht, wie viel Mercedes da noch drauflegen konnte."

Auch sein Ex-Chef Helmut Marko: "Das habe ich unterschätzt, dass Mercedes in Q3 das Dampfrad dreht und da unglaubliche PS-Überschüsse hervorgezaubert werden." So konnte Red Bull der insgeheim erhofften (Mit-)Favoritenrolle nach den Freitagsbestzeiten nicht gerecht werden. Verstappen wurde letztendlich Fünfter, 0,038 Sekunden hinter Vettel.

Dabei hätte es beinahe für die zweite Startreihe gereicht: "Bis Kurve 7 war Max zwei Zehntel schneller als in der Runde davor", berichtet Marko. "Dann kam er auf den Kerb und das Getriebe schaltete in den Sicherheitsmodus." Weshalb er im letzten Sektor nur eine Zeit von 24,764 Sekunden schaffte, vergleichen mit seiner persönlichen Bestzeit von 24,664 Sekunden. Das hätte P4 bedeutet.

Die Pole-Entscheidung gewann an Dramatik, weil 3:33 Minuten vor Schluss unterbrochen wurde. Das durchkreuzte einigen ihre Qualifying-Taktik. "Wir haben bei dem Versuch zuvor mit drei Runden geplant - weil der Reifen so lange braucht, um in ein optimales Betriebsfenster zu kommen", erklärt Mercedes-Sportchef Toto Wolff. "Es war klar, dass es mit einer Runde schwierig würde. Lewis hat noch im Auto gesagt, dass es sich nicht ausgehen würde."

Der Übeltäter war Daniel Ricciardo (10./Red Bull/+2,821), dem nach persönlicher Bestzeit im ersten Sektor ein Flüchtigkeitsfehler unterlief. Ricciardo crashte am Kurvenausgang, beschädigte sich dabei die linke Hinterradaufhängung und blieb neben der Strecke stehen. Bis sein Auto geborgen war, wurde die Session unterbrochen.

Ansonsten verlief Q3 plangemäß. Die beiden Force Indias bestätigten ihre starke Form mit den Positionen sechs und sieben, und hatten nach hinten mehr als eine halbe Sekunde Luft auf Lance Stroll. Der Williams-Rookie wiederum darf mit seiner Leistung dennoch zufrieden sein, schließlich hat er zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere Teamkollege Felipe Massa (9.) geschlagen - um 0,045 Sekunden.

Aus Sicht der beiden übrigen Deutschen im Feld verlief das Qualifying unterschiedlich. Pascal Wehrlein schaffte überraschend den Einzug in Q2, war dort aber mit dem Sauber unterlegen und wurde mit 3,328 Sekunden 15. und Letzter. Platz 14 belegte Nico Hülkenberg (+2,992), der seinen Renault mit Elektronikproblemen an die Box schleppte und in den entscheidenden Schlussminuten nicht mehr auf die Strecke gehen konnte.

Ganz hinten in der Startaufstellung stehen die beiden McLaren-Fahrer, die wieder einmal mit Antriebs- und Getriebestrafen übersät wurden. Fernando Alonso belegte in Q1 mit 2,351 Sekunden Rückstand den 16. Platz. Den Aufstieg in die zweite Runde warf er nach persönlich bester Zwischenzeit im ersten Sektor mit einem Fahrfehler weg.

Mit Romain Grosjean (17./Haas) erwischte es in Q1 auch einen, der sich etwas mehr ausgerechnet hatte. Der Franzose hatte im Abschlusstraining am Samstagmorgen wiederholt über Brems- und Balanceprobleme geklagt. Und Jolyon Palmer (20.) konnte gar nicht erst antreten, weil es seine Crew nach dem Motorschaden am Morgen nicht schaffte, den Renault rechtzeitig flott zu machen.

Mercedes rechnet trotz der dominanten Qualifying-Pace morgen mit einem "Dreikampf", wie Toto Wolff vorausblickt: "Die Ferraris sind unmittelbar hinter uns, aber auch Red Bull war gut dabei." Helmut Marko meint: "Ich glaube nicht, dass Mercedes im Rennen diesen Speed gehen kann." Und auch Sebastian Vettel rechnet sich von P4 "sehr viel" für Sonntag aus: "Unsere Longruns waren sehr gut."

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