• 24. Juni 2017 · 20:08 Uhr

Alonso stichelt: "Alle denken, wir sind in der Aufwärmrunde ..."

Nachdem er wieder einmal von einem Konkurrenten aufgehalten wurde, entschuldigt sich Fernando Alonso bei den Gegnern: Sie seien von der langsamen Pace verwirrt ...

(Motorsport-Total.com) - Sportlich spielt McLaren-Honda in dieser Formel-1-Saison überhaupt keine Rolle, doch verbal ist zumindest Fernando Alonso ganz weit vorne dabei. Ob er mal wieder sein bestes Rennen gefahren haben will, mit Vollgas durch alle Kurven fährt oder das Tier in sich weckt: Der Spanier ist immer für einen Schmunzler gut - zumindest wenn man nichts mit Honda zu tun hat. Denn zumeist ist es der Motorenpartner der dabei (nicht ganz versteckte) Kritik einstecken muss.

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Fernando Alonso entschuldigt sich bei den Gegnern für die langsame Pace Zoom Download

Auch in Baku äußerte sich der zweimalige Weltmeister wieder abfällig gegenüber den Japanern, nachdem er (16.) und Teamkollege Stoffel Vandoorne (19.) schon nach Q1 die Segel streichen mussten und eigentlich schon vor dem Wochenende feststand, dass man die letzte Startreihe buchen würde - diversen Strafen sei Dank. Diesmal ging es um ein Missverständnis mit Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo, der Alonso auf dessen schneller Runde aufgehalten hatte.

Ad hoc brüllte er ein lautes "WAS?" in den Funk, doch hinterher äußert er Verständnis für den Australier und entschuldigt sich sogar: "Es tut mir leid, wenn sie durch unseren Speed verwirrt werden", sagt Alonso. "Weil wir so langsam sind, denken die anderen, dass wir auf der Aufwärmrunde sind", hagelt es wieder einmal Kritik für Honda. "Aber das ist unser echter Speed, wenn wir auf einer schnellen Runde sind. So ist das eben."

Aus in Q1 keine Überraschung

Eigentlich ist es eine banale Szene, die laut Alonso am Ende ohnehin keinen Einfluss mehr auf das Ergebnis gehabt hat, weil ihm noch eine schnellere Runde gelang, doch wenn der Spanier vor das Mikro tritt, fängt bei Honda das Schwitzen an. Wieder einmal wurde der Motorenhersteller bloßgestellt, obwohl dazu das reine Ergebnis schon gereicht hätte. Bereits vor der Qualifikation stand fest, dass Alonso und Vandoorne zusammengerechnet 75 Startplätze nach hinten müssen.

Vor diesem Hintergrund möchte Alonso diesmal auch nicht behaupten, dass es sein bestes Qualifying aller Zeiten war. "Nein, diesmal nicht", lacht er. "Wir wussten, dass wir eh Letzter sein würden." Von daher sei das Resultat am Ende auch nicht wichtig gewesen - und im Grunde eigentlich schon so erwartet worden: "Es ist keine Überraschung", meint Vandoorne. "Wir haben die Pace schon erwartet und das ganze Wochenende über Probleme gehabt."

In keiner Session fand sich McLaren-Honda in den Top 10 wieder. Man wusste, dass die lange Gerade am Ende der Runde die große Schwachstelle sein würde, und weil man keinen Windschatten-Partner fand, war man auf verlorenem Posten. Zudem hatte man die Abstimmung im Wissen der Strafen auf das optimale Renn-Set-up ausgelegt, wodurch auch die anderen langsameren Sektoren nicht berauschend aussahen.

Trotz geringerem Abtrieb: Topspeed katastrophal

"Es ist nicht fair, den Mittelsektor zu vergleichen, weil wir viele Kompromisse eingehen", erklärt Vandoorne. "Wir wollen ein bisschen mehr Geschwindigkeit auf den Geraden haben. Normalerweise sollten wir mehr Abtrieb fahren und im Mittelsektor konkurrenzfähiger sein, aber wir wussten, dass wir hinten starten werden und wollten den richtigen Abtrieb für das Rennen haben." Besonders peinlich in diesem Zusammenhang: Bei den Topspeed-Werten hängt McLaren der Konkurrenz trotzdem meilenweit hinterher.


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Angesichts des bisherigen Wochenendverlaufs ist Rennleiter Eric Boullier nicht gerade mit guter Laune unterwegs. "Ich bin ein Racer, von daher ist es das schmerzvollste Wochenende, an das ich denken kann", seufzt der Franzose und klammert sich zumindest an die angeblichen Verbesserungen von Honda, die ein paar Motorenteile überarbeitet haben. "Aber das ist nicht gut genug", muss selbst Hondas Motorenchef Yusuke Hasegawa einsehen.

Auch die Fahrer sind eher Zweckoptimisten als überzeugt: "Wir vertrauen den Daten, und wenn sie sagen, dass der Motor mehr Leistung bringt, dann begrüßen wir das", meint Alonso. "Das Defizit ist aber weiterhin sehr hoch." Überhaupt seien Verbesserungen am Auto schwierig zu bewerten, weil Kanada zuletzt eine komplett andere Strecke war und McLaren angesichts der feststehenden Strafen eine andere Vorbereitung hingelegt hat.

Überblick: Dafür gab es für McLaren Strafen

Apropos Strafen: Wer den Überblick verloren hat, für was McLaren welche Strafen bekommen hat, dem sei hier geholfen. Vor dem Wochenende baute man bei Alonso und Vandoorne jeweils den sechsten Turbolader und die sechste MGU-H ein. Für das erste Anreißen der sechsten Elementreihe gibt es zehn Plätze Strafe, für das zweite Bauteil noch einmal fünf hinzu - macht 15 für beide Fahrer.

Vor dem Samstagstraining tauschte man bei beiden Fahrern noch einmal beide Elemente und packte bereits die siebte Version ins Auto (macht noch einmal 15 Strafplätze für beide). Warum man das macht, ist ein Rätsel: Schließlich kann ein Team seit diesem Jahr nicht mehr Strafen bei einem Event sammeln. Nur das letzte Bauteil ist laut Paragraph 23.3 e) beim nächsten Mal wieder straffrei zu verwenden. Sollten die beiden sechsten Elemente noch einmal zum Einsatz kommen, wäre also erneut eine Strafe fällig.

Doch damit nicht genug: Bei Alonso wurden zusätzlich der fünfte Verbrennungsmotor und die fünfte MGU-K verbaut, was noch einmal zehn Strafplätze bringt. Somit kommt der Spanier nun auf insgesamt 40. Vandoorne musste diesen Tausch nicht über sich ergehen lassen, doch weil man sein Getriebe wechselte, werden dafür fünf Strafplätze fällig - er kommt somit auf 35. Übrigens: Das bringt Vandoorne in der Startaufstellung (18.) vor Alonso (19.). Letzter ist Jolyon Palmer, der nicht am Qualifying teilnahm.

Alonso: "Positives Wochenende für mich"

"Das Positive ist, dass das Rennen morgen ist. Am Samstag gibt es keine Punkte", blickt Alonso voraus. Zwar wird es von ganz hinten schwierig mit den ersten Saisonpunkten für McLaren-Honda, doch bekanntlich stirbt die Hoffnung ja zuletzt. "Es sollten Möglichkeiten da sein. Wir haben viele Leute abfliegen sehen. Hoffentlich können wir davon profitieren", wünscht sich Vandoorne ein problemfreies Rennen inklusive Happy End.

Und während Rennleiter Eric Boullier von einem schlimmstmöglichen Wochenende gestresst wird, lässt sich Fernando Alonso wieder einmal nichts anmerken. "Bislang war es sehr positiv für mich", sagt er demonstrativ. Ob er damit einen möglichen Teamwechsel anspricht, nachdem seine Manager Flavio Briatore und Luis Garcia Abad an diesem Wochenende bei diversen Teams gesichtet wurden, oder ob er einfach nur ironisch ist, das wird er nur selbst wissen.

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