• 23. Juni 2017 · 11:33 Uhr

Schultern einziehen! In Baku wird es noch enger

Beim Grand Prix von Aserbaidschan erwarten die Piloten das Durcheinander, das bei der Premiere des Straßenkurses 2016 ausblieb - Dafür langsamere Rundenzeiten?

(Motorsport-Total.com) - Breitere Autos, dickere Reifen, schneller durch die Kurven - es ist fast, als wären die neuen Autos in diesem Jahr extra für die außergewöhnliche Strecke in Baku gebaut worden. In Kurve 8 wird es noch enger, die Geraden werden durch den großen Luftwiderstand noch länger: Die Piloten werden quasi dazu gezwungen, Risiken einzugehen. Daher erwarten im Fahrerlager nicht Wenige, dass es beim Grand Prix von Aserbaidschan zu dem Kracher-Rennen kommt, dass den Zuschauern 2016 noch verwehrt blieb.

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Tunnelblick: Die Streckenbegrenzungen kommen mit den neuen Autos näher Zoom Download

"Wie in Monaco oder Singapur kann man sich auch hier keinen Fehler erlauben, weil man so nah an der Wand fährt und sie manchmal sogar berührt", erklärt Mercedes-Pilot Valtteri Bottas. "Das ist eine Herausforderung, aber für uns Fahrer auch sehr aufregend. Eine gute Qualifyingrunde ist hier noch befriedigender."

Dass es die 6.003 abwechslungsreichen Meter durch die Hauptstadt des Binnenstaats in Vorderasien in sich haben, deutete sich schon im vergangenen Jahr an. Die Bilder der schnellen Boliden durch die engen Altstadt-Passagen wirkten 2016 aber noch spektakulärer als sich das Rennen im Endeffekt entfaltete: Die erwarteten Safety-Car-Phasen blieben aus.

Piloten 2016 "nur bei 99 Prozent"

"Wir sind auch alle nur Menschen", erklärt sich das Haas-Pilot Romain Grosjean. "Und nachdem wir die GP2-Rennen gesehen haben, haben wir uns vielleicht gedacht: 'Okay, geben wir mal lieber nur 99 statt 101 Prozent. Deswegen ging das Rennen so glimpflich ab." In der Nachwuchsserie (jetzt Formel 2) hatte es ordentlich gekracht. Williams-Fahrer Felipe Massa weist allerdings darauf hin, dass sich die jungen Piloten damals eher beim Bremsen verschätzt hätten, als dass die Strecke sie zu den Massencrashs zwang.


Fotostrecke: GP Europa, Highlights 2016

Dennoch könnte das Risiko in diesem Jahr auch in der Königsklasse steigen. "Es war schon im vergangen Jahr schwierig, die Strecke kennenzulernen", so Massa. "Einige Abschnitte waren wirklich knifflig, mit wenig Grip in den schnellen Kurven und auf den langen Geraden. Man muss ein gutes Auto habe, dass damit gut umgehen kann."

Der Altstadtteil so eng wie Monaco, andere Abschnitte so schnell wie Kanada - bei der Abstimmung müssen Kompromisse getroffen werden. "Die Runde ist lang und es ist nicht einfach, die Reifentemperaturen zu halten", gibt Force-India-Pilot Sergio Perez zu Bedenken. Hinzu kommt in Baku mehr als auf anderen Strecken, dass die Piloten die Abmessungen neu einschätzen müssen.

Autos fühlen sich doppelt so breit an

"Kurve 15 ist am schwierigsten, wenn man von bergauf nach bergab fast blind reinfährt", findet Grosjean. "Es ist schwierig, dort den richtigen Bremspunkt zu finden. Man kann dort schnell die Kontrolle über das Heck verlieren, weil man mit dem Auto am Limit ist und das Gefühl hat, in einer Schrägkurve zu liegen."

An der engsten Stelle der Strecke muss man seinen jetzt zwei Meter breiten Boliden durch das acht Meter breite Nadelöhr steuern. "Kurve 8 war im vergangen Jahr recht sicher", sagt Grosjean. "Sie ist ein wenig langsamer, wenn man sie richtig erwischt. Aber dort könnte es mit den breiteren Autos schwierig werden. Denn die 20 Zentimeter mehr sind dort wie 40 Zentimeter mehr in normalen Kurven."


360 Grad: Eine Baku-Runde mit Daniil Kwjat

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Auch auf den langen Geraden müsse sich die Fahrer etwas einfallen lassen. Denn so aggressiv und windschnittig die neuen Autos auch aussehen: beim Geradeausfahren werden sie doch noch eingebremst. Schneller Rundenzeiten darf man daher nicht erwarten.

Wenn Safety-Car, dann richtig

Die nahliegende Windschatten-Taktik hatte außerdem schon 2016 nicht wie gewünscht geklappt. An diesem Wochenende könnte sie noch schwieriger werden. Damit sinkt auch die Hoffnung auf Überholmanöver. "Es ist schwierig, einem anderen Auto über eine ganze Runde zu folgen", erklärt Perez. "Man hat eigentlich nur die eine Kurve nach der Geraden um ein Manöver zu wagen. Das ist dann wiederum vielleicht einfacher, als auf so manchem anderen Kurs."


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Baku

Trotz des relativ ereignisarmen Rennens im vergangen Jahr, wird auch in diesem Wochenende wieder fest mit mindesten einer Safety-Car-Phase gerechnet. "Ich denke, wir werden in diesem Jahr mehr Durcheinander erleben", glaubt zum Beispiel Bottas. Auch Massa findet, man habe 2016 lediglich Glück - oder auch Pech, je nachdem wie man es sieht - gehabt. Und der Williams-Pilot erwartet Schwierigkeiten, wenn es zu einer Rennunterbrechung kommt:

"Das Problem ist, wenn die Reifen zu kalt werden. Das haben wir schon in Monaco gesehen, wo einige Schwierigkeiten bekommen haben, weil man an Grip verliert. Wenn das hier passiert, dann kann viel passieren - blockierende Hinterreifen, Geradeausfahrten oder Unfälle. Es kommt drauf an, wie sich die Reifen verhalten."

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