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Formel 1 Baku 2017: Verstappen mit Bestzeit plötzlich Favorit!
Trotz eines Crashs in der allerletzten Minute der Session ist Max Verstappen die Sensation des Freitags - Lewis Hamilton auf Platz zehn weit abgeschlagen
(Motorsport-Total.com) - Wer hätte das gedacht? Nicht ein Mercedes oder Ferrari, sondern ein Red Bull sicherte sich die Freitagsbestzeit beim Grand Prix von Aserbaidschan in Baku (Formel 1 2017 live im Ticker)! Max Verstappen stellte im zweiten Freien Training eine Bestzeit von 1:43.362 Minuten auf und setzte sich damit 0,100 Sekunden vor Valtteri Bottas (Mercedes) an die Spitze des FT2-Klassements.
Allerdings wurde die Freude über die Bestzeit durch einen Crash in der allerletzten Minute entscheidend getrübt. Verstappen kam am Scheitelpunkt der ersten Kurve leicht ins Rutschen, entschied sich viel zu spät dafür, den Notausgang zu nehmen - und landete stattdessen in den Reifenstapeln. Die Radaufhängungen der linken Fahrzeugseite gingen dabei zu Bruch, Karbonschaden inklusive. Die Mechaniker haben nun über Nacht gut zu tun.
"Es war trotz des Unfalls ein sehr guter Tag", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Sorgen wegen einer möglichen FIA-Strafe hat er nicht: "Das Renngetriebe wäre sowieso erst heute Nacht reingekommen." Und auch das Renault-Update für Baku möchte er nicht als entscheidendes Kriterium für den Formanstieg bewertet wissen: "Wenn man sich unseren Heckflügel anschaut, wird einem klar, warum wir so einen guten Topspeed haben."
Mercedes und Ferrari ernsthaft herausfordern zu können, "wäre schön", sagt Horner, winkt aber ab: "Wir wissen, dass die anderen am Samstag meistens noch zulegen können." Formel-1-Experte Marc Surer nickt: "Auf der langen Geraden wirkt sich das aus." Gleichzeitig sagt er: "Aber ich würde Red Bull nicht abschreiben!" Schließlich bleibt nach drei Stunden Training stehen, dass Verstappen der schnellste Mann des Tages war.
Das ist zwar möglicherweise etwas verzerrt, weil die Phase der Session, in der wohl die schnellsten Rundenzeiten gefahren worden wären, durch eine rote Flagge beeinträchtigt wurde. Aber Red Bull drückte der Session von Anfang an seinen Stempel auf und bestätigte damit die völlig überraschende Frühform von Freitagmorgen. "Die Fahrer fühlen sich wohl im Auto und das Tempo ist sehr gut", stellt Horner zufrieden fest.
Red Bull war auch bei den Longrun-Simulationen am Ende konkurrenzfähig. Laut Aufzeichnungen von 'Motorsport-Total.com' spricht viel für einen Dreikampf. Sowohl Red Bull als auch Ferrari und Mercedes konnten im Renntrimm (genaue Spritmengen natürlich unbekannt) konstant Zeiten unter 1:47 Minuten fahren und waren im Schnitt fast Kopf an Kopf. Die beste Longrun-Pace schlug Vettel ein, der in Runde 21 auf Supersoft noch starke 1:46.069 Minuten schaffte.
Lance Stroll (Williams) belegte am Freitag mit 0,751 Sekunden Rückstand den sechsten Platz, was seiner wahren Stärke etwas schmeicheln dürfte. Hinter dem Kanadier reihten sich Sergio Perez (+0,944) und Esteban Ocon (beide Force India/+1,122) auf den Positionen sieben und neun ein. Lewis Hamilton (Mercedes) wurde Zehnter. Aber 1,163 Sekunden Rückstand sind nicht das, was der Ex-Weltmeister unter normalen Umständen zu leisten in der Lage wäre.
Der große Pechvogel des Tages war wieder einmal Fernando Alonso, dessen McLaren nach einer Stunde ausrollte. "Engine, engine", funkte er, als er plötzlich Vortrieb verlor - und schmiss beim Aussteigen vor lauter Wut auf Honda den Cockpitschutz wütend weg. McLaren muss an diesem Wochenende wegen diverser Grid-Strafen ohnehin von hinten starten. Dass die upgedatete Technik aber auch weiterhin unzuverlässig ist, das stört Alonso sehr.
Wie dem auch sei: Am Freitagnachmittag wurde auf dem Baku City Circuit noch mehr Action geboten als in der ersten Session. Fast im Minutentakt standen die Fahrer in den asphaltierten Notausgängen des herausfordernden Stadtkurses, und Daniil Kwjat (8./Toro Rosso/+0,959) schaffte es einmal sogar, einer Mauer die Pirelli-Werbefolie mit einem Mauerkuss abzurubbeln. Um die Fetzen von der Strecke zu entfernen, wurde während einer VSC-Phase ein mutiger Streckenposten geschickt.
In der engen Altstadt-Kurve 8 gab es dann nach Perez am Morgen den nächsten Crash, als sich Jolyon Palmer (16./+2,699) in die Barriere verbremste. Wie ein Replay nachher zeigte, schaltete der Renault-Pilot vor dem Abflug noch in den dritten Gang runter - die Kurve wird aber normalerweise im zweiten gefahren. "Ein Konzentrationsfehler", glaubt Surer. Wegen der schwierigen Bergungsarbeiten musste die Session danach für ein paar Minuten unterbrochen werden.
Harte Bremszonen und wenig Grip war aber nicht nur für Palmer eine Herausforderung. Romain Grosjean (20./Haas/+4,360) ließ seinen cholerischen Zügen am Boxenfunk wieder einmal freien Lauf, weil er mit den Bremsen nicht zufrieden war. Und Vettel musste beim Reversieren aus dem Notausgang von Kurve 8 einmal aufpassen, weil er plötzlich Felipe Massa (11./Williams/+1,247) im Rückspiegel hatte, der sich gleich hinter ihm ebenfalls verbremst hatte.
Schlusslicht ist in Baku mit großem Abstand zu allen anderen das Sauber-Team. Pascal Wehrlein drohte an seinem Fahrzeug zu verzweifeln: "Ich kann mit diesem System nicht fahren", schimpfte er am Boxenfunk. Das Vorderrad hebe ab, das Auto sei "unfahrbar". Unterm Strich kam Wehrlein auf 25 Runden und belegte mit 3,788 Sekunden Rückstand den 18. Platz. Immerhin zwei Zehntelsekunden vor seinem Teamkollegen Marcus Ericsson.