Durchbruch beim Heim-Grand-Prix: Viel Lob für Lance Stroll
Der oft kritisierte Williams-Rookie Lance Stroll erkämpft sich Platz neun bei seinem Heim-Grand-Prix in Kanada - Vor allem Überholmanöver beeindrucken
(Motorsport-Total.com) - Es ist das kleine Wunder von Montreal. Denn dass Williams-Rookie Lance Stroll ausgerechnet bei seinem Heim-Grand-Prix in Kanada den Durchbruch schafft, war so nicht zu erwarten. Aber der 18-Jährige schaffte es aus eigener Kraft von Starplatz 17 auf Rang neun in die Punkte. Und aus der zahlreichen Kritik für seinen Einstand in der Formel 1 wird plötzlich ganz viel Lob.
Was ihm in den ersten sechs Rennen selten gelang, lief an diesem Sonntag wie am Schnürchen: Er hielt sich aus allem Ärger heraus, konnte sich seiner Strategie anpassen und legte ein paar beeindruckende Überholmanöver hin. "Lieber spät als nie", nimmt er sich danach selbst aufs Korn und jubelt: "Es fühlt sich auf so viele verschiedenen Weisen gut an. Ich kann es kaum beschreiben."
Schon am Start konnte Stroll zwei Plätze gutmachen. Gegen Stoffel Vandoorne zeigte er zum ersten Mal seine Überholfähigkeit. Bereits in Runde 27 kam er dann zum ersten und einzigen Reifenwechsel. Da wurde es knifflig.
"Er hatte es selbst in der Hand"
"Es war ein Risiko, ihn früh reinzuholen um ihn vor die Gruppe zu bringen, mit der er gefahren ist", erklärt Chefingenieur Rob Smedley. "Wir mussten ihn aber reinholen, weil er hinter Magnussen feststeckte und dann kam er hinter den Sauber raus. Aber er hat das angepackt wie ein richtiger Formel-1-Fahrer. Wir haben ihm gesagt, was er zu tun hat und dann hatte er es selbst in der Hand."
Wehrlein, Ericsson, Palmer, Grosjean, Vandoorne und sogar den zweimaligen Champion Alonso konnte er alle auf der Strecke überholen. "Es ist sehr aufregend, wenn man kämpfen und überholen kann", so Stroll. "Manche Rennen sind langweilig und man kommt da ins Ziel, wo man gestartet ist. Heute hatte ich viel Spaß, auch wenn es stressige Momente gab. Alonso hat auch hinter mir nie aufgegeben. Immer denn er eine bessere Runde gefahren ist, musste ich eine noch bessere fahren. In jeder Runde ist etwas passiert - es war ein richtiges Rennen."
Das Team, das ihm auch in Zeiten der heftigen Kritik stets den Rücken gestärkt hatte, feierte Strolls Durchbruch wie einen Sieg. "Jeder Rookie will endlich seine ersten Punkte einfahren", so Teamchefin Claire Williams. "Dass er das bei seinem Heim-Grand-Prix geschafft hat, könnte nicht besser sein. Seine ganze Familie ist hier und er hat schon so viele Fans." Bevor der Teenager ein Bad in der Menge nahm, lobte ihn Vater Lawrence noch: "Es war ein starkes Rennen von ihm und das war nur der Anfang."
"Es wird nicht einfacher"
"Es war ein schwieriger Start in die Saison", weiß auch der Rookie des Tages. "Wir wussten, dass wir in der Lage waren, es zu schaffen, aber es stand so viel im Weg. Es gab Kollisionen, technische Probleme ... aber heute hatten wir endlich einmal einen sauberen Tag. Das habe ich immer gesagt: Wenn wir einmal ein sauberes Wochenende haben, dann wird es schon irgendwann klappen."
Doch auch Stroll weiß, dass er sich in dieser Saison noch 13-mal beweisen muss: "Jetzt sind die ersten Punkte endlich eingetütet und wir können vorwärtskommen. Es wird nicht einfacher, aber wir können uns an heute zurückerinnern und sehen, dass immer etwas möglich ist. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Aber ich wusste, dass wir eine gute Pace haben und stark sein können, wenn alles richtig läuft. Das haben wir schon in einigen Qualifyings und Rennen gesehen. Uns kommt nur immer mal wieder etwas in den Weg."
Für Williams waren es wichtige Punkte. Denn mit Felipe Massa haben sie ihren Punktegarant schon in der ersten Runden an eine Startkollision verloren. Mit nun 22 WM-Zählen halten sie derzeit Platz sechs unter den Konstrukteuren. Auf die fünftplatzierten Toro Rosso fehlen sieben Punkte, auf Force India bereits 49.