Wegen Monaco-Jubel: Sebastian Vettel verpasst den "Tatort"
Ein emotionaler Sebastian Vettel kommt nach dem Sieg von Monaco aus dem Jubeln nicht mehr heraus: Er weiß, wie viel der Sieg seinem Team bedeutet
(Motorsport-Total.com) - Den Taktstock geschwungen wie Michael Schumacher einst hat Sebastian Vettel heute nicht. Und trotzdem erinnerte der Monaco-Grand-Prix ein wenig an die gute alte Zeit des Rekordweltmeisters bei seiner Scuderia. Man hörte singende Teamverantwortliche bei der Hymne, die inbrünstig "Fratelli d'Italia, l'Italia s'è desta ..." intonierten, und man sah einen glücklichen Vettel, der sich ebenso über den Anblick wie über den Erfolg freute.
"Wenn man auf dem Podium steht und die Leute unten voll Freude singen hört, das ist ein großartiger Moment", strahlt der Deutsche, dessen großes Vorbild Michael Schumacher ist - und dessen Nachfolger er heute wurde. Denn dass Ferrari zum letzten Mal in den Straßen von Monaco erfolgreich war, ist bereits 16 Jahre her - damals gewann ein gewisser Kerpener das Rennen. Es sollte der letzte Monaco-Sieg für ihn und Ferrari sein.
"Das war mir gar nicht so bewusst", sagt Vettel auf den Fakt angesprochen. Für ihn ist vor allem wichtig, dass die lange Erfolglossträhne ein Ende gefunden hat und dass er mit seinem Team in diesem Moment den Erfolg auskosten kann. "Das Wichtigste ist was heute passiert", unterstreicht er. "Für das ganze Team ist es ein Riesenerfolg und ein ganz besonderer Tag, den ich nicht so schnell vergessen werde."
Vettel denkt an die ganze Fabrik
2011 konnte der Heppenheimer den Grand Prix schon einmal für Red Bull gewinnen, doch der 29-Jährige weiß, wie bedeutend der Sieg für Ferrari beim prestigeträchtigsten Rennen des Jahres ist. Kein anderes Rennen hat so eine Bedeutung wie der Lauf im Leitplankenkanal. "Es gibt zwar hier genauso viele Punkte wie überall anders, aber es ist ein besonderer Grand Prix", nickt Vettel.
"Die Leute sind näher dran, die Strecke hat viel Historie. Unheimlich viele große Fahrer haben in der Vergangenheit tolle Rennen gefahren und um Siege gekämpft. Sich dort einreihen zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes", schwelgt er. Dass er dadurch nun 25 Zähler Vorsprung vor seinem WM-Rivalen Lewis Hamilton hat, interessiert ihn daher nur am Rande. "Es ging eher darum, auf dem Podium zu stehen und die Leute zu sehen."
"Nur ein kleiner Teil ist hier an der Strecke, aber ich denke an jeden anderen in der Fabrik in Maranello. Wir haben im vergangenen Jahr viele harte Zeiten durchgemacht, und in diesem Jahr scheint alles anders zu sein, obwohl es die gleichen Leute sind. In diesen kleinen Momenten realisiert man erst, dass es eine besondere Gruppe von Leuten ist. Wir haben einfach eine großartige Zeit", kommt Vettel in einen wahren Gefühlsschwall.
Party statt TV-Leichenschau
Ihn nimmt es schwer mit, Ferrari wieder in die alte Erfolgsspur zu führen. 16 Jahre seit dem letzten Monaco-Sieg. Sieben Jahre seit dem letzten Ferrari-Doppelerfolg in der Formel 1. Die Scuderia ist wieder in alter Form zurück - und in alter Lautstärke beim Intonieren der Hymne. "Es ist wohl unmöglich, da keine Gänsehaut zu bekommen", strahlt Vettel. "Es ist einfach ein besonderes Gefühl, dort oben zu stehen und sie zu repräsentieren."
Fotostrecke: GP Monaco, Highlights 2017
Der Bann ist gebrochen: 16 Jahre nach Michael Schumacher gewinnt Ferrari wieder in Monaco, und genau wie damals ist es ein Doppelsieg. Einer mit Beigeschmack: Viele Fans vermuten, dass die Scuderia Vettel im Sinne der Fahrer-WM bewusst an Räikkönen vorbeigeschleust hat! Fotostrecke
Schon nach zwei Stunden aufregender Leitplankenhatz im grauen Dschungel dürfte es für einen Fahrer adrenalinaufgepumpt noch schöner als sonst sein, als Sieger aus dem Auto zu steigen. Wenn man dann noch auf eine feiernde Scuderia und geschichtsträchtige Statistiken zurückblicken kann, wird es umso schöner - zumindest wenn man Sebastian Vettel heißt. "Ich habe das Fahren heute geliebt", sagt er.
"Ich glaube, es dauert noch ein bisschen, bis das sackt", pustet der Deutsche durch. Vielleicht kommt beim Feiern die Erkenntnis durch, was der Erfolg von heute wert ist. Für einen Tipp der besten Location konnte Vettel seinen Landsmann Nico Rosberg anhauen: "Du hast ja schon öfter hier gewonnen", grinst er. Doch wo immer es auch hingegangen ist, einen Wermutstropfen gab es doch: "Mit Sicherheit werde ich den 'Tatort' heute Abend verpassen", lacht Vettel - wohl wissend, dass es Schlimmeres für ihn geben dürfte.