• 26. Mai 2017 · 18:52 Uhr

Formel-1-Talk: Was bringt ein kürzerer Radstand?

Lewis Hamiltons Theorie, dass ein längerer Radstand in Monaco ein Nachteil ist, lässt sich bislang nicht durch harte Fakten untermauern

(Motorsport-Total.com) - Jeder kennt das, wenn man beim Reinfahren in die Parkgarage das Gefühl hat, dass die verwinkelte Straße viel zu eng ist und man sich jeden Moment einen Kratzer einhandelt. So manch ein Fahrer einer fetten S-Klasse würde sich da lieber eine wendige A-Klasse wünschen. Und ganz ähnlich muss man sich das vorstellen, wenn die Formel-1-Autos durch die Loews-Haarnadel rollen.

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Der Mercedes ist das Auto mit dem längsten Radstand im Feld: 3,76 Meter Zoom Download

Je länger der Radstand (also der Abstand zwischen Vorder- und Hinterachse), desto schwieriger die Fahrt durch Loews, Hafenschikane und Rascasse, so die graue Theorie. Das würde Nachteil Mercedes bedeuten: Mit 3,76 Metern ist der F1 W08 EQ Power+ das längste Auto der Formel-1-Generation 2017. Zum Vergleich: Der Radstand des Ferrari SF70H ist um 17, der des Williams FW40 sogar um 22 Zentimeter kürzer.

Zentimeter, die in der Parkgarage den Unterschied ausmachen können. Beim Grand Prix von Monaco (Formel 1 2017 live im Ticker!) auch? "In der Theorie müsste es schwieriger sein, ein längeres Auto durch eine enge Kurve zu manövrieren", meint Lewis Hamilton, der im Vorfeld des Wochenendes die Befürchtung geäußert hatte, der lange Radstand könnte Mercedes "zum Verhängnis" werden. McLaren hat vor Jahren aus genau diesem Grund eigens für Monaco ein kürzeres Auto gebaut.


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"In den engsten Kurven" fürchtet er am ehesten einen Nachteil, erklärt der Vorjahressieger: "Sie sind alle ziemlich eng hier, aber einige sind extrem eng. Ich schätze, da wird unser Auto etwas schwerer einlenken. Vielleicht irre ich mich aber auch." Denn: "Wir waren in Barcelona im letzten Sektor schnell - in einem langsamen Abschnitt. Heißt das, dass wir hier auch gut sind?"

Eine Frage, der wir in der neuesten Ausgabe des Formel-1-Talks "Starting Grid" vor dem Grand Prix von Monaco mit den Kollegen von meinsportradio.de auf dem Grund gehen. Denn tatsächlich gilt der dritte Sektor in Barcelona seit dem Einbau der Schikane als Indikator für Monaco. Aber für das Muster "kurzer Radstand = Vorteil in Ecken wie dem dritten Sektor in Barcelona" konnten wir in dem einstündigen Podcast (Jetzt hören oder für unterwegs downloaden!) keine Belege finden.


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Denn ausgerechnet das längste Auto, also der Mercedes, war im Qualifying zum Grand Prix von Spanien in dem extrem verwinkelten Streckenabschnitt am schnellsten. Hamilton wurde bei seiner Pole-Runde in 27,647 Sekunden gestoppt und war damit um sagenhafte 0,459 Sekunden schneller als Sebastian Vettel im Ferrari, der aufgrund des kürzeren Radstands eigentlich im Vorteil sein müsste.

Kimi Räikkönen fehlten drei Zehntelsekunden auf Hamilton. Er hält die Radstands-Theorie für nicht zulässig: "Ich glaube nicht, dass wir im dritten Sektor in Barcelona so schlecht waren", sagt er und richtet den danach fragenden Journalisten aus: "Wir achten wahrscheinlich auf andere Dinge als ihr. Ich sehe jedenfalls keinen Grund, mich zu beschweren. Monaco kannst du mit keiner anderen Strecke vergleichen, auch nicht mit einzelnen Sektoren."


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Das zweitlängste Auto nach Mercedes hat übrigens Force India. "Uns ist schon klar, dass nur der Mercedes länger ist als unser Auto", sagt Sergio Perez. "Ich glaube aber nicht, dass das ein Nachteil ist. Ich glaube, der Anpressdruck, den du mit dem Auto generieren kannst, ist viel wichtiger als der Radstand." Der Force India misst laut einer von den Kollegen von 'auto motor und sport' veröffentlichten Tabelle 3,69 Meter Radstand.

Dabei ist die graue Theorie relativ simpel: Je kürzer der Radstand, desto manövrierfähiger das Auto in besonders engen Ecken. Umgekehrt bietet ein längerer Radstand den Ingenieuren mehr Freiheiten. Mehr Länge im vorderen Bereich bietet etwa mehr Platz für Luftleitbleche vor den Seitenkästen. Mehr Länge hinten bringt einen großflächigeren Unterboden. Beides wirkt sich positiv auf die Aerodynamik (genauer gesagt den Anpressdruck) aus.

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