"Wie auf der PlayStation": "Game over" für Stroll nach Crash
Lance Stroll versenkt den Williams am Donnerstag in Monaco in der Mauer: Er habe etwas zu viel riskiert - Massa nimmt ihn in Schutz: "Willkommen in Monaco!"
(Motorsport-Total.com) - Wirft man am Donnerstag einen Blick auf die Website "hasstrollcrashed.today", dann findet man dort ein passendes Video und die Antwort "Ja". Denn der Kanadier musste beim Trainingsauftakt in Monaco Lehrgeld zahlen, er krachte im zweiten Freien Training in Kurve 3 in die Leitplanken. Später erklärte der Williams-Rookie, dass er schon beim Formel-1-Spiel auf der PlayStation an gewissen Stellen Probleme hatte. "Game over" hieß es für ihn nach der Einlage am Nachmittag. Felipe Massa konnte für Williams nur den 13. Platz herausfahren, auch ihm fehlten über eine Sekunde auf die Bestzeit.
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Für Stroll ging es nach seinem Crash im Training zu Fuß zurück an die Box Zoom Download
"Die Strecke ist toll. Ich war sehr glücklich mit dem Tag, abgesehen von dem Crash am Ende", berichtet ein überraschend positiv gestimmter Stroll nach seinem Abflug. In dem Anstieg nach Sainte Devote habe er einfach das Heck des FW40 verloren. "Ich habe das Auto ans Limit gepusht. Ich habe das Limit gesucht, bin etwas rausgekommen auf den Schmutz und habe das Heck verloren. Ein typischer Fehler auf einem Straßenkurs", schildert der Kanadier. Er habe jedenfalls viel Spaß gehabt an diesem Donnerstag.
Kritikern hatte er bereits vor dem Wochenende ausgerichtet, dass er diese "lustig" finden würde. Angesprochen auf die auffallend häufigen Zwischenfälle auf der Strecke entgegnet er schroff: "Wann bin ich das letzte Mal gecrasht? Ich denke nicht, dass ich viele Unfälle hatte. Okay, in den Wintertests und Australien, das waren die letzten Crashs, die ich verursacht habe. Nun bin ich seit ein paar Monaten nicht mehr in die Mauer gekracht", hält er fest. Dennoch fiel er zuletzt durch Ausfälle in Bahrain und China auf, bei denen er jeweils in Zwischenfälle involviert war.
"Wenn du die Mauer in Monaco nicht berührst, bist du nicht am Limit", geht er in seiner Schilderung noch weiter. "Ich wusste zumindest, dass ich gepusht habe. Ich habe einfach riskiert. Ich habe gewartet und wollte sehen, ob es sich ausgeht - und es ist sich eben nicht ganz ausgegangen. Jetzt weiß ich es zumindest", schmunzelt der 18-Jährige. Im dritten Training am Samstagvormittag will er den Rhythmus wiederfinden.
Im ersten Training fehlten dem Rookie noch über eine Sekunde auf Teamkollege Felipe Massa, im zweiten konnte er sich vor dem Crash auf eine halbe Sekunde heranarbeiten. Dennoch blieb zweimal nur der 16. Platz stehen. Stroll scheint damit dennoch zufrieden zu sein: "Heute war ein toller Tag. Bei meinem ersten Mal hier bin ich ziemlich glücklich mit der Pace, die ich heute hatte."
Realität vs. virtuelle Spielekonsole: Nur wenig Unterschied
"Das ärgert mich total, weil es schon auf der PlayStation immer diese zwei Kurven waren, die ich nicht hinbekam. Und jetzt sind es in der Realität ebenfalls genau diese beiden Kurven. Das Spiel ist eben nicht schlecht", gibt der Williams-Neuzugang, der insgesamt am Freitag 71 Runden abspulen konnte, zu. Dennoch muss er dann schon relativieren: "In der Realität ist es doch ein bisschen anders, aber es ist cool." Teamkollege Felipe Massa verteidigt seinen Schützling: "Er fährt das erste Mal in Monaco, da kann ein Crash schon mal passieren. Viele Leute sind hier beim ersten Mal gecrasht. 'Willkommen in Monaco' kann man da nur sagen", lächelt der Brasilianer.
Massa selbst krachte im Vorjahr am Freitag in die Mauer. 2017 gelang ihm ein fehlerfreier Freitag mit den Plätzen elf und 13. 1,2 Sekunden fehlen dem schnelleren Williams-Piloten am Ende auf die Spitze, Stroll verlor ganze 1,7 Sekunden. Dennoch hält Massa fest: "Positiv war, dass er heute gute Rundenzeiten gefahren ist. Er war konkurrenzfähiger als in Barcelona, obwohl er die Strecke dort kannte. Monaco ist eben Monaco. Jeder Fehler kann deine Session beenden."
Monaco ist für Williams historisch betrachtet kein einfaches Pflaster. Auch im Vorjahr gelang es dem Team am Freitag nicht, in die Top 10 zu fahren. Es fehlten sogar über zwei Sekunden auf die Spitze, daher sei eine kleine Steigerung zu erkennen. Die hängt wohl auch mit dem höheren Abtrieb der diesjährigen Autos zusammen. "Man kann die Kurven aggressiver anfahren. Es ist definitiv besser mit diesem Abtriebslevel in Monaco zu fahren. Allerdings haben wir anscheinend weniger als andere Teams, weil wir weiter hinten sind."
Q3-Einzug laut Massa "möglich" - Problem mit frischen Reifen
Massa sieht sich in einer Kampfgruppe mit Force India, McLaren und Haas. Mit Toro Rosso scheint die Mannschaft nicht mithalten zu können, dennoch eröffnet er das Rittern um den Einzug in das Q3 - "Es ist möglich". Speziell das Reifenmanagement muss Williams noch optimieren. Denn der Routinier klagt über zu wenig Grip auf frischen Pneus (er fuhr am Freitag nur auf Ultrasoft): "Mein Longrun war ganz okay, die schnelle Runde auf einem frischen Reifen war vielleicht nicht perfekt."
"Ich habe etwas mehr Grip erwartet auf dem frischen Reifen. Ich habe gesehen, dass andere Autos besser mit neuen Pneus umgehen können. Das Griplevel auf neuem und alten Reifen war mehr oder weniger gleich", schildert Massa etwas verwundert. Er vermutet, dass er sich deshalb nicht verbessern konnte. "Wenn wir uns auf den Reifen etwas verbessern könnten, dann sollten wir noch enger im Kampf dabei sein."
Williams-Cheftechniker Paddy Lowe ist zufrieden mit der Arbeit von Massa. "Felipe hat eine Vielzahl von Tests durchgeführt, wodurch wir viele gute Informationen sammeln konnten." Den Unfall von Stroll kommentiert der zurückhaltende Brite wie folgt: "Lance fuhr zum ersten Mal in Monaco, er hat einen soliden Job gemacht und konnte sein Vertrauen rasch aufbauen. Im Laufe des zweiten Trainings konnte er Rundenzeiten fahren, die nahe an Felipes dran waren. Leider hat er am Ende zu spät für Massenet gebremst und das Heck verloren." Trotz des Fehlers sei man "glücklich" über Strolls Fortschritte. (Das Freitagsergebnis im Detail!)